Dinslaken. Die CDU sprach sich mehrheitlich für die gemeinsame Bürgermeisterkandidatin aus. Einhellig begeistert waren die Christdemokraten aber nicht.

Ein „Ja“ aus ganzem Herzen klingt anders: Die CDU Dinslaken hat sich bei ihrer Mitgliederversammlung am Montagabend für parteilose Michaela Eislöffel als gemeinsame Bürgermeisterkandidatin für CDU und Grüne entschieden: Von 63 anwesenden Mitgliedern stimmten 46 für Michaela Eislöffel und die damit verbundene Ehe mit den Grünen, zehn waren dagegen, sechs enthielten sich, eine Stimme war ungültig.

Das Pfarrheim der St. Jakobus-Gemeinde war bis auf den letzten Platz besetzt – es waren mehr Mitglieder gekommen als sonst. Michaela Eislöffel, Gewerkschafterin der GEW, die CDU und Grüne als vom Vorstand favorisierte Kandidatin vor zwei Wochen aus dem Hut gezaubert haben, saß mit dem Vorstand vor Kopf, neben der Landtagsabgeordneten Charlotte Quik.

Charlotte Quik war „überrascht“

Diese überbrachte Grüße der parlamentarischen Staatssekretärin Sabine Weiss, die vor 21 Jahren als gemeinsame Kandidatin von CDU, Grünen und FDP zur Dinslakener Bürgermeisterin gewählt wurde. Und hielt dann eine Rede, die nicht durchweg nach Schützenhilfe für das Projekt klang. „Überrascht“ sei sie von dem „Experiment“ gewesen und werde es mit Interesse verfolgen. Es gebe sicherlich Konservative in der Partei, die sich nach der Zeit zurücksehnen, „in der die Welt schwarz-gelb oder rot-grün war.“ Auch Charlotte Quiks Herz schlage für Schwarz-Gelb. Denn: „Wenn man die Grünen so lässt wie sie wollen, koalieren sie mit SPD oder Linken“ – und würden dann gemeinsam „Murks“ machen. Die CDU müsse genau hinsehen, mit wem sie sich gegen Rechts verbünde, und dürfe „nicht auf dem linken Auge blind werden“, riet Charlotte Quik.

So begründet der Vorsitzende die Entscheidung

Dass die Entscheidung, Michaela Eislöffel als Kandidatin und die Grünen als Partner vorzuschlagen, auch im Vorstand der CDU Dinslaken umstritten war, bestätigte Ortsverbandsvorsitzender Rainer Hagenkötter in seinen einleitenden Worten: Es sei „intensiv diskutiert und zum Teil auch gestritten“ worden. Auch über Kandidaten aus Reihen der CDU hätte man gesprochen. Fraktionsvorsitzender Heinz Wansing etwa hätte sich erneut zur Verfügung gestellt, verriet er der NRZ, wenn sich niemand gefunden hätte.

Michaela Eislöffel sei eine „engagierte und gut vernetzte Frau“, begründete Hagenkötter die Entscheidung des Vorstands, „ihr christliches Wertefundament passt sehr gut zu uns“, dazu gehöre auch das „engagierte und manchmal laute Eintreten für Demokratie“. Die CDU müsse „aus strategischer Sicht auch bereit sein, neue Wege zu gehen. Wir sehen mit ihr große Chancen auf einen Wechsel.“

So stellte sich die Kandidatin vor

Als Bürgermeisterin wolle sie sich für Bildung einsetzen, erklärte die Lehrerin Michaela Eislöffel (53), außerdem für „Zusammenhalt in der Gesellschaft“, für „Bürgerbeteiligung“ und eine „zukunftsorientierte Politik“, die die „Förderung der Wirtschaft unterstützt und die Umsetzung der Klimaschonender Maßnahmen berücksichtigt.“ Arbeitsplätze müssen erhalten und neue geschaffen werden.

Sie sei „bekennende Christin“, habe unter anderem evangelische Religion studiert. „Christliche Werte haben mein soziales Engagement geprägt.“ Unter anderem hat sich die Mutter dreier Kinder auch für die Demo gegen Rechts im Herbst 2018 in Dinslaken engagiert. „Ich setze mich für ein Miteinander in unserer Stadt ein und stelle mich gegen jede Art von Diskriminierung“, stellte die Kandidatin mit Blick auf einen „von Angst, Missgunst und Hass“ geprägten Ton in der Gesellschaft, klar. Gemeinsam könne es gelingen, Bürgermeister Heidinger und der SPD „ihre Position streitig zu machen und das Rathaus einzunehmen“. Es folgte ordentlicher Applaus.

Allein, ohne Unterstützung einer anderen Partei, habe die CDU gegen Bürgermeister Heidinger, der vom Amtsbonus profitiere „keine Chance“, fand auch Heinz Wansing, während die Stimmen ausgezählt wurden. Das sah die Mehrheit seiner Parteikollegen dann ähnlich. Wansing hatte bei seiner letzten Kandidatur vor fünf Jahren bei der Mitgliederversammlung vier Gegenstimmen.