Voerde/Hünxe. Landwirte postierten sich mit ihren Treckern vor Lebensmittelgeschäften in Voerde-Friedrichsfeld und Hünxe und erklärten den Bürgern ihre Lage.
„Ohne Bauern geht es nicht!“ und „Ohne Bauern keine Lebensmittel“ mahnten große Tafeln an den Traktoren. Bauern der Vereinigung „Land schafft Verbindung“ haben sich am Freitag mit ihren Treckern vor Lebensmittelgeschäften in Voerde und Hünxe postiert. Sie verteilten bienenfreundliche Blumensamen – und wollten mit den Bürgern ins Gespräch kommen.
Das sagen die Landwirte
In Hünxe suchten Landwirte aus der Gemeinde vor Netto im Gewerbegebiet Junkersfeld trotz des schlechten Wetters den Kontakt zu den Bürgern, um auf ihre Belange aufmerksam zu machen: zu niedrige Erzeugerpreise bei Milch, Fleisch und Getreide; zu hohe Auflagen bei Düngung und Tierhaltung.
Sie warben für mehr Anerkennung bei der Bevölkerung und erhielten nicht nur Unterstützung von den Landfrauen Hünxe, die Blühmischungen und Leckereien verteilten – von der Hünxer SPD mischten sich Jan Scholte-Reh und Waltraud Schilling unters Volk, aus Dinslaken reisten Thomas Giezek und Ulrich Kemmerling (UBV) an. Alle zeigten sich solidarisch mit dem Bauernprotest.
„Wir werden zerrissen“
„Wir werden zerrissen zwischen behördlichen Verfügungen, Umweltverbänden und dem Einzelhandel“, kritisierte etwa Wilfried Bennighoff, der einen Bullenmast- und Milchviehbetrieb in Bruckhausen hat. Vier Cent mehr für Milch und mehr Platz im Stall seien aber ein Anfang. Gerd Remberg, Landwirt für Sauen und Bullenmast aus Bucholtwelmen, ärgert die neue Düngeverordnung. „20 Prozent weniger ausbringen und mehr rote Gebiete. Dabei haben wir in Hünxe keine Nitratprobleme und das Wasserwerk vor Ort.“ Auch von Firmen gebe es höhere Auflagen. Christoph Benninghoff ist Angestellter im Landwirt- und Lohnbetrieb Tenhonsel in Bucholtwelmen, macht Güllefahrten und Mäharbeiten. „Wenn das so weitergeht, wird das Geld immer weniger.“
Wilhelm Wefelnberg, Schweinebauer in Hünxe, wird noch deutlicher: „Die Auflagen sind existenzgefährdend.“ Er betont: „Das Getreide wird von uns nicht totgespritzt und auch das Tierwohl ist uns wichtig. Wir halten unsere Nutztiere nach geltenden Gesetzen und produzieren gute Ware zu sehr hohen Standards. Aber es muss sich rechnen, wer zahlt uns den Ausgleich? Uns Bauern wird alles in die Schuhe geschoben.“
So reagierten die Bürger
Bei den Bürgern stießen die Bauern meist auf Verständnis - vor allem in Voerde unterhielten sich viele auf dem Weg zum Einkaufen mit den Landwirten. Anne Straeter aus Voerde etwa kauft nur Kartoffeln von regionalen Erzeugern. Aus Prinzip. Und weil sie einfach besser schmecken. Grünkohl sollte es gestern geben. „Da müssen ordentliche Kartoffeln rein“, sagt sie. Einmal hat sie Discounter-Kartoffeln gekauft: „Die schmeckten wässrig.“
Lieber weniger, aber gutes Fleisch
Dass Geschäfte wie Edeka in Friedrichsfeld oder auch Bienemann in Dinslaken auch Gemüse von regionalen Erzeugern anbieten, „das ist für uns Gold wert,“ sagt Landwirt Henning Hülser. So kämen auch Berufstätige, die es aus zeitlichen Gründen nicht auf den Wochenmarkt schaffen, an regionale Lebensmittel kommen. Gisela Vennmann hat damit keine Probleme. Sie kauft am liebsten auf dem Bauernmarkt in Spellen oder direkt beim Tinthof ein und ist auch bereit, dafür mehr zu zahlen. Fleisch gebe es eben dann seltener – dafür aber ordentliches. Ihr Sohn ist selbst Imker in Dinslaken – „und die Kunden kommen von weit her.“ Das zeige den Stellenwert regionaler Erzeugnisse.
Wenn die Bauern nicht unterstützt werden, sagt ein Mann, könnten die Betriebe nicht gehalten werden und es gebe irgendwann in Deutschland nur noch eingeführte Lebensmittel. Nur an die Vernunft der Bürger zu appellieren genüge aber nicht. „Die Einfuhrgesetze müssen geändert werden“. Das, bedauert Biohof-Bauer Steffen Sträter, „liegt leider nicht in unserer Hand.“
Hier gibt es Hofläden mit regionalen Erzeugnissen
Wer regionales Gemüse oder Fleisch kaufen will, findet dieses auch in Hofläden, die viele Landwirte betreiben (Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Dinslaken: Bellingröhr (Rotbachstr. 40), Hof Vahnenbruck (Konrad-Adenauer-Str. 54), Scholtenhof (Rotbachstr. 7).
Voerde: Milchtanke Lohmann (Frankfurter Str. 270), Walter Hüsken (Langenhorster Weg 20), Hof Scherperjan (Rönskenstr. 130), Hof Sträter (Frankfurter Str. 399), Ute Sprock (Grünstr. 83), Hof Fengels (Frankfurter Str. 254), Schafhof Stockum (Grenzstr. 36), Isselhorst (Holhausener Str. 41), Tinthof (Weseler Str. 7), Baumeisterhof (Mehrstr 34).
Hünxe: Schulte-Drevenacks-Hof, Dinslakener Str. 33, Heesenhof (Weseler Str. 102), Horstmannshof (Hardtvergweg 9a), Dirk Kaldewey (Wilhelmstr. 2), Schulte-Bunert (Keltenweg 25).