Voerde. Besitzer der Fläche an der B8 in Friedrichsfeld zwischen Feuerwehr und Kleingartenverein will Wald kahl schlagen. Stadt: keine Handhabe dagegen.

Der Plan eines Grundstückseigentümers an der B8 in Friedrichsfeld macht die Grünen fassungslos. „Wer braucht schon Wald in Voerde?“: Mit dieser sarkastischen Frage haben sie auf ihrer Webseite ihren Kommentar zur Absicht des Privatbesitzers übertitelt, das Gelände zwischen dem Kleingartenverein und dem Feuerwehrgerätehaus kahl zu schlagen. Es handelt sich um eine Fläche von insgesamt 1,4 Hektar.

Die Stadt bestätigte auf Anfrage der NRZ das Vorhaben, das im weiteren wohl dazu dienen soll, auf dem Gelände eine Kleingartenanlage zu errichten. Ein Kahlschlag, für den es erst bei Flächen ab zwei Hektar einer Genehmigung bedarf, beinhaltet, dass ein Baum bis auf eine Höhe von 20 Zentimetern abgeholzt werden darf. Die Wurzel muss im Boden bleiben. Das gewonnene Holz wird wirtschaftlich genutzt. Die Fläche muss anschließend aufgeforstet werden.

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Anders verhält es sich bei einer Rodung: Dabei werden auch das Wurzelwerk und der Baumstumpf entfernt. Eine Rodung wurde dem Eigentümer der Stadt zufolge untersagt – was rechtlich dadurch sichergestellt ist, dass im Bebauungsplan die Hälfte des 1,4 Hektar großen Geländes als Waldfläche ausgewiesen ist. Die restlichen, im B-Plan entsprechend dargestellten Flächen kann der Grundstückseigentümer dann roden, wenn er beabsichtigt, dort eine Kleingartenanlage zu schaffen.

Weiteres Gespräch der Stadt mit dem Eigentümer in der nächsten Woche

Die Stadt habe „rechtlich keine Handhabe“ gegen den auf dem Privatgelände geplanten Kahlschlag, sagt die Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann gegenüber der NRZ. In der nächsten Woche sei ein weiteres Gespräch mit dem Besitzer terminiert. Anfang Februar soll, das sei ihre Information, mit dem Kahlschlag begonnen werden. Sie habe den Grundstückseigentümer gebeten, über die Presse die Bevölkerung im Vorfeld der Arbeiten zu informieren, erklärt Johann.

Die Grünen kritisieren den beabsichtigten Kahlschlag im Lichte des Klimawandels scharf: „Was nutzen all die Bemühungen der Verwaltung und Politik (Stichwort Klimanotstand) und aller Menschen in Voerde, die ihr Verhalten ändern, wenn in einer eh schon waldarmen Kommune 14.000 Quadratmeter Wald verschwinden, das Holz in Geld getauscht wird und die Flächen in Kleingartenanlagen umgewandelt werden?“, fragt Fraktionssprecher Stefan Meiners. 2020 bestehe wohl bei niemandem mehr auch nur der geringste Zweifel, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang „zwischen unserem Handeln und der Frage gibt, wie es mit der Erde und dem Klima weitergeht“.

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Die Grünen erwarten von dem Flächeneigner schon aus dieser grundsätzlichen Erwägung, „dass er seine Pläne nochmal überdenkt“. Auch eine Aufforstung würde nicht unmittelbar helfen, sagt Meiners, der an die Debatte um die Sportplatzverlagerung in den Babcockwald erinnert. Das hochumstrittene Projekt wurde am Ende ad acta gelegt. Schon damals sei ausführlich diskutiert worden, dass ein neu angepflanzter Wald Jahrzehnte brauche, „um die gleiche umwelt- und klimaschützende Wirkung zu entfalten“ wie zuvor abgeholzter. Zudem biete Wald zahlreichen Tierarten und Pflanzen eine Heimat und dieser sei in seiner Funktion als Sauerstoff-Erzeuger „schlichtweg lebensnotwendig“.

Die Grünen laden den Eigentümer ein, mit der Politik ins Gespräch zu kommen und nach einer alternativen Lösung zu suchen. Die Bevölkerung werde einen solchen Kahlschlag sicher nicht stillschweigend hinnehmen, sondern sich mit allen zulässigen Mitteln dagegen wehren. „Und genau diese Situation können wir noch vermeiden – mit etwas gutem Willen“, meint Meiners.