Kreis Wesel. Ein Voerder soll über Jahre rund 200.000 Euro beim Jobcenter Dinslaken unterschlagen haben. Er wurde entlassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Fristlos entlassen wurde nach Aussagen des Geschäftsführers des Jobcenters Kreis Wesel, Michael Müller, ein langjähriger Mitarbeiter des Jobcenters Dinslaken. Ihm wird vorgeworfen, Gelder in einem sechsstelligen Bereich unterschlagen zu haben. „Bereits im November sind einer Kollegin unerklärliche Überweisungen aufgefallen“, berichtet Michael Müller. „Sie forschte nach, fragte die Kollegen. Auf diese Weise kamen wir hinter den Betrug.“ Gelder in kleinen Summen seien nicht zum Ausgleich an andere Sozialleistungsträger überwiesen worden, sondern auf ein Privatkonto – das des Beschuldigten aus Voerde, wie sich herausstellte. „Das war schwierig zu erkennen und ist im Grunde nur einem Zufall zu verdanken“, berichtet Michael Müller.

Strafantrag wurde gestellt

Man habe beim Jobcenter schon ein ausgeklügeltes Netz, damit ein solcher Betrug nicht vorkommen könne, aber Schlupflöcher gebe es immer wieder. Außerdem würden externe Prüfungen vorgenommen. In diesem Fall jedoch habe das System versagt, da nur geringe Summen abgezweigt worden seien, die sich allerdings auf bislang rund 200.000 Euro summierten.

„Wir haben Strafantrag gestellt, die Staatsanwaltschaft hat den Fall übernommen. Wir versuchen jetzt, alle Fälle des früheren Mitarbeiters aufzuarbeiten“, erklärt Müller weiter. Der finanzielle Schaden sei jedoch nicht zu Lasten der Hilfeempfänger gegangen. Beiträge, die Leistungsempfängern zugestanden hätten, seien nicht umgeleitet worden.

Jobcenter-Geschäftsführer: Herber Vertrauensverlust

„Für uns ist der Betrug ein Schlag,“ sagt der Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Wesel. „Der Mitarbeiter hat nicht nur jahrelang hier gearbeitet, er hatte eine sehr gute Stellung im Team. Das ist für uns schon ein herber Vertrauensverlust.“ Man wolle versuchen, aus diesem Fall zu lernen und das Schlupfloch zu stopfen. Eine 100-prozentige Sicherheit aber gebe es nicht, stellte Müller klar.

Unverständlich ist für ihn aber, dass der ehemalige Kollege überhaupt zu einem solchen Betrug gegriffen habe. Er sei Mitte 30 und habe sich damit doch sein ganzes Leben zerstört. Denn die Staatsanwaltschaft in Duisburg habe jetzt den Fall der Untreue übernommen. Die Untersuchungen würden derzeit noch laufen, die Ermittlungen gegen den Mann aus Voerde seien noch nicht abgeschlossen. Sollte es nach Abschluss der Untersuchungen zu einer Anklage wegen Untreue und einem Gerichtsverfahren kommen, drohten dem Voerder eine Geld- oder gar Haftstrafe. (big)