Dinslaken. Am Mittwoch haben Anwohner ein Wildschwein in Dinslaken-Lohberg gesichtet. Den Revierförster Michael Herbrecht überrascht das nicht.

Mittwochmittag, 12.37 Uhr, an der Hauerstraße in Lohberg: In Höhe der Hausnummer 18 herrscht Aufregung. Anwohner schauen aus ihren Fenstern, unterhalten sich mit Lohbergern, die unten auf dem Bordstein stehen.

Eine knappe halbe Stunde ist es her, da haben sie alle ein Wildschwein über die Straße laufen sehen. Yasemin Gariban hat das Tier vier Sekunden lang filmen können und zeigt die kurze Sequenz gerne: „Das war ein ganz schön großes Tier“, findet sie.

Irfan Kaya glaubt, dass es ein männliches Wildschwein war

Gariban war gerade mit ihrem Freund unterwegs, als das Tier plötzlich auf sie zulief. „Das Wildschwein ist in die Richtung meines Partners gelaufen, als der weggerannt ist, hat auch das Tier die Richtung gewechselt“, erzählt die Dinslakenerin.

Und Irfan Kaya ist sich sicher, erkannt zu haben, dass es ein Keiler war, der in Lohberg umherirrte. Ein männliches Wildschwein also. „Es hatte große Zähne“, sagt er. Diese Eckzähne heißen in der Jägersprache übrigens Hauer. Liefen also Hauer über die Hauerstraße?

Auch die Polizei ist mit einem Wagen ausgerückt – allerdings erfolglos

Die Polizei jedenfalls hat auch davon gehört. Mit einem Streifenwagen sind zwei Beamte ausgerückt, allerdings ohne Erfolg. Sie hätten den Stadtteil bereits durchfahren, jedoch keine Hinweise auf das Wildschwein finden können, erzählen sie.

Die Hauerstraße in Dinslaken-Lohberg: Hier wurde das Wildschwein gesichtet.
Die Hauerstraße in Dinslaken-Lohberg: Hier wurde das Wildschwein gesichtet. © NRz | Anna Katharina Wrobel

Kreispolizeipressesprecherin Andrea Margraf bestätigt das etwas später auf NRZ-Nachfrage nochmal. Der Einsatz sei beendet worden, der Fall an den zuständigen Jagdausübungsberechtigten, einen Jäger also, weitergegeben worden, sagt sie. „Wir gehen davon aus, dass der ein Auge darauf hat.“

Förster schätzt, dass das Wildschwein in Lohberg noch relativ jung war

Der Jagdausübungsberechtigte darf in Lohberg allerdings gar nicht tätig werden. Das erklärt Revierförster Michael Herbrecht der NRZ auf Nachfrage. Denn: In der Stadt dürfe natürlich nicht gejagt werden. Das könne, so mutmaßt Herbrecht, auch ein Grund für den Besuch des Wildschweins an der Hauerstraße gewesen sein: „In Lohberg hat es das Wildschwein besser, da findet ja keine Jagd statt, da hat es seine Ruhe.“

Auch Herbrecht hat das Video natürlich gesehen. Anders als die Anwohner der Hauerstraße schätzt er allerdings, dass es ein junges Tier war, vielleicht ein knapp ein Jahr alter Überläufer, ein Wildschwein im Teenager-Alter quasi. Er macht das an dem Schwanz fest, der in der Fachsprache Bürzel genannt wird. „Der Bürzel sieht – sofern man das bei dem Video überhaupt erkennen kann – eher kurz und schmal aus“, sagt Herbrecht. Das deute auf ein relativ junges Tier hin.

Förster rät, keine Essensreste und Essensverpackungen liegen zu lassen

Ungewöhnlich ist es laut Michael Herbrecht nicht, dass Wildschweine auch mal inmitten von Wohnsiedlungen zu sehen sind. „Wildschweine sind Kulturfolger, also immer hinter dem Menschen her“, sagt der Revierförster.

Ein Wildschwein war an der Hauerstraße in Lohberg unterwegs.
Ein Wildschwein war an der Hauerstraße in Lohberg unterwegs. © PR | YG

Es könnten Essensreste sein, die das Tier angelockt hätten, auch der Geruch von Nahrung könne ausgereicht haben. Deshalb sei es wichtig, so etwas nicht auf offener Straße liegen zu lassen. Am besten sollten Essensreste und Essensverpackungen auch nicht in öffentlichen Mülleimern entsorgt werden. „Denn Wildschweine sind unglaublich schlaue Tiere und lernen sehr schnell“, sagt er. Hätten sie bei der Nahrungssuche in Lohberg also Erfolg, könne es sein, dass sie wiederkämen.

„Wildschweine sind nicht gefährlich für den Menschen“

Sorgen brauchen Lohberger sich laut Michael Herbrecht aber nicht zu machen. „Wildschweine sind nicht gefährlich für den Menschen“, erklärt der Revierförster. „Wir brauchen also keine Angst zu haben, wenn wir eines auf der Straße sehen.“ Er empfiehlt sich zu bewegen, wenn man ein Wildschwein auf der Straße sieht. Dann würde das Tier sofort Reißaus nehmen.

Das hat das Wildschwein an der Hauerstraße in Lohberg auch. Es sei ganz schnell nach rechts Richtung Koksstraße gelaufen, erinnert sich Irfan Kaya. Den knapp 50 Meter entfernten Johannesplatz in Lohberg, wo zu der Mittagszeit übrigens Markt war, hat es offenbar nicht überquert. „Aber hier gibt es ja auch nur Obst und Gemüse“, erzählt eine der Händlerinnen der NRZ-Reporterin auf Nachfrage und lacht.