Dinslaken/Voerde/Hünxe. Verbände klagen oft über Lieferengpässe. Apotheker Werner Heuking beschwichtigt: Man brauche keine Angst haben, ein Medikament nicht zu bekommen.
Immer häufiger klagen Apotheker über fehlende Medikamente. Dies geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der Apothekerkammer Nordrhein und des Apothekerverbands Nordrhein e.V. hervor. Auch Apotheken in Dinslaken sind von Lieferengpässen betroffen.
In der Pressemeldung heißt es, dass 529 Arzneimittel schwer zugänglich seien und nicht innerhalb von zwei Wochen lieferbar wären. Die Zahl entnimmt die Apothekerkammer einer Datenbank des „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM). Damit bezieht sich die Kammer allerdings auf alle gemeldeten Fälle seit 2017. Viele davon sind heute nicht mehr aktuell.
Rund 103.000 Humanarzneimittel zugelassen
In der Datenbank für die aktuellen Meldungen führt das BfArM insgesamt 288 Meldungen auf, im Vergleich dazu sind in Deutschland insgesamt rund 103.000 Humanarzneimittel zugelassen, wie das BfArM auf seiner Website angibt.
Für Apotheker ist es aber nicht immer einfach, Patienten ein anderes Präparat auszugeben. Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen mit pharmazeutischen Unternehmen bänden die Apotheken an bestimmte Firmen. Wenn ein Präparat einer anderen Firma ausgegeben wird, müsse der Patient oft zuzahlen, erklärt Werner Heuking, Pressesprecher der Apotheker in Dinslaken, Voerde und Hünxe.
Vor allem deshalb entstehen Lieferengpässe
Lieferengpässe entstünden vor allem, weil viele Arzneimittel im Ausland hergestellt werden, erklärt Heuking. Die Produktion von Medikamenten in Deutschland oder Europa sei vielen Unternehmen zu teuer geworden. Deshalb verlegten sie ihre Produktion oft nach China oder in andere entfernte Länder. Wenn „in der Produktionskette irgendetwas schiefgeht oder der Transport irgendwo versagt“ könnten die Pharmaunternehmen häufig über eine längere Zeit nicht mehr beliefert werden, macht Heuking deutlich.
Zwar nähmen Lieferengpässe weiter zu, Angst davor keine Medikamente mehr zubekommen bräuchten die Patienten grundsätzlich aber nicht zu haben, versichert Heuking. Auch wenn es zu Lieferengpässen kommt, bemühten sich die Apotheker immer eine passende Alternative zu finden. Möglich wäre beispielsweise den gleichen Wirkstoff von einem anderen Hersteller auszugeben oder die Dosierung zu ändern. Zwar könne das jeweilige Präparat mal anders aussehen, als das Gewohnte. Die Wirkung bliebe aber gleich, erklärt Heuking.
Apotheker dürften Patienten nicht ohne weiteres ein anderes Produkt ausgeben
Vor allem für Apotheker bedeuten Lieferengpässe mehr Aufwand. Die Rabattverträge, sowie viel Bürokratie erschwerten den Apothekern die Arbeit häufig. Denn Apotheker dürften Patienten nicht ohne Absprache mit dem behandelnden Arzt ein anderes Produkt ausgeben, stellt Heuking klar. Ist zum Beispiel weder das verschriebene Medikament noch ein alternatives Medikament mit dem gleichen Wirkstoff verfügbar, muss der Apotheker zunächst Rücksprache mit dem Arzt halten.
Auch interessant
Heuking hofft darauf, dass gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen würden, die den Apothekern mehr Handlungsspielraum schafften. So würden aus seiner Sicht Ärzte weniger belastet und die Kunden stünden wieder mehr im Mittelpunkt.
Um Lieferengpässe von Anfang an zu verhindern, müssten Deutschland und Europa wieder attraktiver für Produktionsfirmen werden, meint Heuking. Auch wenn die Preise so steigen könnten findet Heuking: „Günstige Medikamente dürfen nicht über der Versorgungsqualität stehen.“