Voerde/Dinslaken. Das Bistum Münster übernimmt derzeit keine neuen Trägerschaften für Kindertagesstätten. Das könnte Voerde und Dinslaken vor Probleme stellen.
Die Caritas scheidet als möglicher Träger für die neu geplante Kindertagesstätte im Voerder Ortsteil Spellen aus. Diese insbesondere aus Sicht der Stadt schlechte Nachricht überbrachte die Verwaltung unlängst dem Jugendhilfeausschuss – und lieferte die Begründung gleich mit: Das Bistum Münster habe seine Zustimmung zu dieser Überlegung versagt.
Vor knapp zwei Monaten noch war gegenüber dem Gremium das Interesse der Caritas Dinslaken-Wesel an einer Übernahme der Trägerschaft für die neue Kita in Spellen kommuniziert, aber auch deutlich gemacht worden, dass der Verband sich dafür beim Bistum grünes Licht holen müsse. Das gab es nicht, wie Michael van Meerbeck auf Nachfrage der NRZ bestätigt.
Neben Voerde sind auch Kitas in Dinslaken und Schermbeck betroffen
Neben Voerde sind auch Dinslaken – dort werde es leider keine Erweiterung der Kita St. Laurentius geben – und Schermbeck betroffen. In der Gemeinde könne die dort geplante Kindertagesstätte nicht von seinem Verband getragen werden, erklärt der Caritasdirektor.
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Van Meerbeck führt dazu aus, dass die Maßgabe, keine Trägerschaft mehr für Regelkindergärten zu übernehmen, „für alle Caritasverbände in der Diözese Münster“ gelte. Auch die katholischen Kirchengemeinden – in den Kommunen oft vielfach Betreiber von Kitas – seien davon betroffen.
So begründet das Bistum Münster die Entscheidung
Das Bistum Münster begründet die Entscheidung, wonach die Kirchengemeinden „derzeit keine neuen Trägerschaften“ für Kindertagesstätten übernehmen, damit, dass in den katholischen Einrichtungen bereits heute deutlich mehr Plätze vorgehalten würden, als es dem „Anteil der Katholiken an der Bevölkerung“ entspreche.
Die Kirchengemeinden des Bistums Münster seien Träger von insgesamt 664 Tageseinrichtungen, die von rund 45.000 Kindern besucht würden. Diese Zahlen machten deutlich, dass die Kitas den Kirchengemeinden und dem Bistum ein wichtiges Anliegen seien, und wie stark sie sich in dem Bereich engagierten. Im laufenden Haushaltsjahr seien dafür 33,4 Mio. Euro veranschlagt. Bereits seit Jahrzehnten bestehe mit den Kommunen eine enge Zusammenarbeit, um den Bedarf an Kita-Plätzen zu decken.
Bistum: Zuständigkeit für katholische Kitas liegt bei Kirchengemeinden
Dass die Vorgabe auch für die Caritas greift, ergibt sich für das Bistum aus der seiner Ansicht nach originären Befugnis: Grundlage des großen Engagement des Bistums und der Kirchengemeinden sei die Entscheidung der Bistumsleitung, dass Tageseinrichtungen für Kinder – jedenfalls soweit es sich um sogenannte Regeleinrichtungen handele – eine pastorale Aufgabe der Kirchengemeinden sei. „So wie viele karitative Aufgaben vor Ort von der Caritas durchgeführt werden, liegt die Zuständigkeit für die katholischen Tageseinrichtungen bei den Kirchengemeinden.“
Sein derzeitiges Nein zu neuen Kita-Trägerschaften begründet das Bistum Münster auch mit dem Wunsch nach einer bewussten Entscheidung der Eltern, in welcher Einrichtung sie ihre Kinder betreut sehen wollen: „Wo es möglich ist, sollte daher eine Alternative zu den katholischen Einrichtungen bestehen. Nur dann haben die Eltern die Wahl, sich zwischen einer katholischen Einrichtung und der eines anderen Trägers zu entscheiden. Dies trägt zum Profil der Einrichtungen bei.“
Caritasdirektor hätte sich eine andere Entscheidung gewünscht
Die Caritas Dinslaken-Wesel erreichte das Schreiben des Bistums Münster über die Vorgabe nach Angaben ihres Direktors Michael van Meerbeck Anfang August 2018. Der Brief sei aber nicht so verstanden worden, „dass wir uns davon angesprochen gefühlt haben“. Van Meerbeck argumentiert mit der „besonderen“ Ausrichtung der Caritas, sich „sozial Benachteiligten“ zuzuwenden, Kindern in Armut, Kindern mit einem Migrationshintergrund, und sich der Integration zu widmen. Auf diesen Schwerpunkt in der Kita-Arbeit habe die Caritas, die insgesamt neun Kitas in Dinslaken (6), Wesel (2) und Voerde (1) betreibe, in mehreren Gesprächen mit dem Bistum Münster aufmerksam gemacht. Doch das Argument verfing am Ende nicht.
Der Caritasdirektor hätte sich, wie er sagt, eine andere Entscheidung gewünscht, verweist jedoch angesichts von knapp 700 Kindertageseinrichtungen im Bistum Münster auf die „hohe Verantwortung“ und die daraus resultierende Schwierigkeit, sich neuen Einrichtungen zu öffnen. Die Situation sei durchaus nachvollziehbar.
Stadt Voerde hätte Caritas gern weiter als Partner
Die Stadt Voerde hätte die Caritas gerne weiter als „verlässlichen Partner“ im Kita-Bereich an ihrer Seite gesehen, wie der Beigeordnete Jörg Rütten im Gespräch mit der NRZ erklärt. Der Bürgermeister habe die Absage zum Anlass genommen, den Generalvikar mit der Bitte anzuschreiben, „die Entscheidung noch einmal zu überdenken“. Unterdessen hat die Stadt ein neues Interessenbekundungsverfahren zur Vergabe der Trägerschaft für die geplante neue Kita in Spellen eingeleitet. Veröffentlicht ist dieses auf der Homepage der Stadt ( www.voerde.de ).
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Die viergruppige Einrichtung soll ab dem Kindergartenjahr 2020/21 bis zu der für ein Jahr später geplanten Fertigstellung und Inbetriebnahme des Gebäudes zunächst als Interimskita betrieben werden. Es handelt sich um die am Gymnasium in Friedrichsfeld geschaffene Übergangslösung. Für das endgültige Haus in Spellen ist nach Aussage des Beigeordneten Rütten noch kein Grundstück gefunden. „Wir suchen da noch.“ Interessierte Träger können ihr Interesse, die neue Kita zu betreiben, noch bis zum 31. Januar 2020 schriftlich bei der Stadt bekunden.