Dinslaken. Schimmel und Asbest: Neue und alte Gebäude der Fliehburg in Dinslaken sind stark sanierungsbedürftig. SPD erhebt Vorwürfe gegenüber der Caritas.

Die Stadt Dinslaken muss noch einmal kräftig Geld in die Fliehburg stecken. Sowohl historische als auch erst wenige Jahre alte Gebäude sind stark sanierungsbedürftig. Wenn die Stadt alles auf Vordermann bringen wollte, müsste sie bis 2025 – inklusive Personalkosten – insgesamt 6,9 Millionen Euro investieren.

Das wurde bislang investiert

Zwischen 2014 und 2018 hat Dinslaken bereits 10,08 Millionen Euro in die Errichtung der neuen Gebäude und Renovierung der Bestandsgebäude gesteckt. Die Maßnahmen wurden durch den Caritasverband umgesetzt. Nach Unstimmigkeiten – die Stadt verzichtete auf den Bau von zwei bereits beschlossenen Holzhäusern auf dem Sportplatzgelände, deren Bau die Caritas aber schon eingestielt hatte – ging die bauliche Instandhaltung im März dieses Jahres wieder auf die Stadt über.

Diese Gebäude sind sanierungsbedürftig

Der Zustand der insgesamt 33 Gebäude auf dem Gelände sowie dem Sportplatz ist allerdings teilweise beklagenswert – das machten Bilder deutlich, die Volker Pohl (Stadtverwaltung) am Montag im Bauausschuss zeigte.

Eines der 17 historischen Gebäude, die 1947/48 gebaut wurden und unter Denkmalschutz stehen, ist derzeit wegen baulicher Mängel nicht nutzbar. Die Untergrundleitungen sind defekt, es hat sich Schimmel gebildet, der Wände und Boden durchzogen hat, die Wandbeläge sind schadstoffbelastet. Die Sanierung würde 495.000 Euro kosten.

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© FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zudem ist laut Stadt davon auszugehen, dass die zehn restlichen denkmalgeschützten Wohngebäude ebenfalls kernsaniert werden müssen – was für je zwei Gebäude 495.000 Euro koste.

Der Caritasverband hat 2015 fünf Steinhäuser gebaut, von denen eines unvollendet ist. Die Fertigstellung würde 390.000 Euro kosten. Drei der Holzhäuser, die die Caritas auf dem Areal 2016 gebaut hat, sind „stark durchfeuchtet“, so Pohl.

Schimmel in neuen Holzhäusern

Dort fehle im Sanitärbereich die Abdichtung zwischen Estrich und Fliesen und es gebe keine Feuchtigkeitssperre zum Boden, zudem fehlen Bodenabläufe. Heißt: „Das Wasser bleibt stehen und versickert in die Betonsubstanz“, so Volker Pohl. Das Holz habe sich aufgelöst, alles ist voller Schimmel. Die Sanierung würde pro haus 78.000 Euro kosten. Problem: Die Häuser haben eine befristete Baugenehmigung bis zum Jahr 2022. Die Stadt hat die problematischen Stellen nun provisorisch abgedeckt und empfiehlt, zuerst die beschädigten Bauteile zurückzubauen (Kosten: 12.000 Euro) und die Häuser nur zu sanieren, wenn die Flüchtlingszuweisungen dies erfordern, so Pohl. Aktuell seien die Häuser nicht bewohnt. Ein vorzeitiger Rückbau der Häuser ist ebenfalls problematisch: Dann würden eine einjährige Sonderabschreibung in entsprechender Höhe des Restbuchwertes sowie die Abrisskosten den städtischen Haushalt belasten.

Bei fünf weiteren Gebäuden in Leichtbauweise sind die Fassaden asbestbelastet. Ein Abriss wäre mit 50.000 Euro pro Gebäude noch preisgünstiger als die Kernsanierung. Aufgrund des städtischen Haushalts will man sie vorerst leer stehen lassen. An einem Gebäude, in dem das Café ist, ist das Dach undicht und muss neu gedeckt werden (65.000 Euro Kosten).

So geht es weiter

Die Politik, die die Unterlagen zur Fliehburg erst Freitag erhalten hat, hat noch erheblichen Diskussionsbedarf. Letztlich, so Planungsdezernent Dr. Thomas Palotz, müsse man abwägen, wie man mit den nicht zu kalkulierenden künftigen Zuweisungszahlen an Flüchtlingen umgeht. „Die weltpolitische Lage gibt ja nicht zu erkennen, in welchem Maße diese Einrichtung zu nutzen sein wird.“

Peter Steinbeißer (SPD) dachte laut über Regressansprüche gegenüber dem Caritasverband nach. „Ich frage mich, wen hat die Caritas für den Bau eingestellt: Hobbyhandwerker? Es kann doch nicht sein, dass wir auf so einem Schaden sitzen bleiben.“

Der Punkt wurde von der Tagesordnung genommen und soll in einer folgenden Sitzung diskutiert werden.