Voerde. Bundespräsident Steinmeier hat die Ehrenpatenschaft für Lenya-Fien, das siebte Kind von Marcus und Melanie Colditz aus Voerde, übernommen.
In Lenya-Fiens noch so jungem Leben ist schon ganz schön was los: Am Sonntag erst war Taufe, zwei Tage später steht für sie und ihre Familie ein Besuch beim Bürgermeister im Rathaus an. Die Kleine nimmt von dem Treffen, bei dem sich als Vertreter der Stadtverwaltung auch der Beigeordnete Jörg Rütten und André Heller, Fachbereichsleiter für Soziales und Jugend, die Ehre geben, kaum Notiz. Das drei Monate alte Mädchen liegt ganz ruhig und gelassen auf dem Arm von Mama Melanie Colditz. Dass es bald eine sehr prominente Persönlichkeit zum Ehrenpaten haben wird, ahnt Lenya-Fien nicht. Es ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Der ranghöchste Repräsentant dieses Staates übernimmt auf Antrag die Ehrenpatenschaft für das siebente Kind einer Familie. Melanie und Marcus Colditz haben es mit der kleinen Lenya-Fien bekommen.
Bürgermeister überreicht Urkunde und Geldgeschenk
Fast die komplette Familie ist zum Termin im Rathaus erschienen, bei dem Bürgermeister Dirk Haarmann die Urkunde über die Ehrenpatenschaft und ein Geldgeschenk überreicht. Nur Tochter Annina (17), die eine Ausbildung macht, ist nicht dabei, aber Jannis (12), Sophia (5), Noel-Mats (3), Phil-Malte (2), Julius-Emil (1) – und eben des Bundespräsidenten neues Ehrenpatenkind.
In der Ehrenpatenschaft spiegele sich zum einen die Wertschätzung des Staatsoberhauptes für Kinder und Familien und zum anderen die Anerkennung der hohen Anforderung wider, „der Sie sich stellen“, erklärt Dirk Haarmann. Der Bürgermeister erwähnt den „hohen Aufwand, den Lebensalltag zu bewältigen“, würdigt den Mut von Melanie und Marcus Colditz, sich darauf einzulassen, erinnert an die möglichen Hilfestellungen durch die Stadt und ermuntert die Eltern, diese, wenn benötigt, anzunehmen. Die Ansprache des Bürgermeisters stört die Rasselbande wenig. Die Kleinen plappern munter vor sich hin, entdecken den Reiz von Flaschenöffnern und verputzen ratzfatz die bereitgestellten Kekse, derweil Lenya-Fien inzwischen selig in Mamas Armen schläft – das tut sie „am besten, wenn es laut ist“, verrät Melanie Colditz.
Eheleute wollten nach Geburt ihrer ersten beiden Kinder eigentlich keine weiteren
Nachdem die beiden Ältesten, Annina und Jannis, geboren waren, wollten sie und ihr Mann Marcus eigentlich keine Kinder mehr. Doch irgendwann, beim Anblick kleiner Babys, keimte in ihnen der Wunsch auf, mehr Nachwuchs zu haben. Sophia wurde geboren. Weil aber der Abstand zu den beiden Ältesten aus ihrer Sicht zu groß war und die jüngste Tochter praktisch als Einzelkind aufgewachsen wäre, entschieden sie sich, dass Sophia, Annina und Jannis weitere Geschwister bekommen sollten – und „wenn viele, dann direkt hintereinander“, erzählt Melanie Colditz. Noel-Mats, Phil-Malte, Julius-Emil und Lenya-Fien erblickten das Licht der Welt. Mit der jüngsten Tochter ist die Familienplanung nun abgeschlossen, wie die Eltern, beide Anfang 40, erklären.
Viele aus ihrem Bekanntenkreis sagen, sie würden sie dafür bewundern, sieben Kinder großzuziehen, sich das selbst aber nicht zuzutrauen, berichtet Melanie Colditz. „Wie macht Ihr das?“, würden sie gefragt, erzählt ihr Mann Marcus, der dann antwortet: „Man wächst mit seinen Aufgaben.“ Ob es vier oder sieben Kinder sind, mache nicht viel aus. Der 42-Jährige, der Marktleiter bei Edeka Wendorf in Voerde ist, wuchs selbst in einer Großfamilie mit sechs Kindern auf. Als solche erleben die Colditz’ auch unschöne Momente – etwa bei einem Zoobesuch, als sie wie die Tiere beäugt wurden, erinnert sich Mama Melanie.
Der 41-Jährigen, von Beruf Finanzbeamtin, die seit 2014 in Elternzeit ist und im nächsten Jahr in ihren Beruf zurückkehren möchte, gibt es viel, eine große Kinderschar zu haben: „Man merkt, dass man geliebt wird. Ich habe immer jemanden, den ich umsorgen darf. Das ist mein ein und alles.“
>> Info: Ziele und Zahlen
Zum Ausdruck gebracht werden soll mit der Ehrenpatenschaft „die besondere Verpflichtung des Staates für kinderreiche Familien“. Damit werde die besondere Bedeutung herausgestellt, „die Familien und Kinder für unser Gemeinwesen haben. Die Ehrenpatenschaft soll mit dazu beitragen, das Sozialprestige kinderreicher Familien zu stärken“, wie es auf der Webseite des Bundespräsidenten (www.bundespraesident.de) heißt.
Für den Fall, dass der Antrag auf Ehrenpatenschaft des Bundespräsidenten für das siebte Kind unterblieb, könne dieser auch für ein später geborenes Kind gestellt werden, ist weiter zu lesen.
In Voerde gibt es mit Melanie und Marcus Colditz ein Elternpaar, das sieben Kinder (unter 18 Jahre) hat. Nur eine in der Stadt lebende Großfamilie hat mehr Kinder. Dort sind es acht.