Dinslaken. Der Verein „GeparDIN“ verwirklicht seine Idee vom gemeinsamen, partnerschaftlichen Leben an der Helenenstraße. Die ersten Mieter sind eingezogen.

Gemeinsam partnerschaftlich leben und wohnen in Dinslaken – Der Traum des Vereins „GeparDIN“, dessen Name sich aus eben jenem Motto zusammensetzt, hat sich erfüllt. Noch sind nicht alle Mieter in das neue Wohnprojekt des Mehrgenerationenhauses im Hagenbezirk eingezogen, noch sind die Vereinsmitglieder und Mieter im Einzugsstress, dennoch herrscht bereits jetzt ein fröhliches Miteinander im großen, herbstlich geschmückten Gemeinschaftsraum, das Herzstück der zwei Wohnhäuser.

26 Personen zwischen zwei uns 70 Jahren, vier Nationalitäten, unterschiedlicher Berufe und Kulturen haben sich zu einer Art Wohngemeinschaft gefunden, denn man lebt zwar gemeinschaftlich aber dennoch in eigenen abgeschlossenen Wohnungen, erklärt Marianne Lauhof, Vorsitzende des 2016 gegründeten Vereins. „Ich habe eine neue Wohnung für mich und die beiden Kinder gesucht“, erzählt Julia Humpohl, einer der jüngeren Frauen des Projekts.

Sie habe die Idee des Zusammenlebens über mehrere Generationen hinweg toll gefunden. „Eigentlich hatte ich mir diese Art wohnen fürs Alter vorgestellt und nun gedacht, warum nicht jetzt schon. In einer Welt, die immer digitaler, anonymer wird, wollte ich meinen Kindern eine andere Art zu leben zeigen. Und ich bin froh, dass ich es gemacht habe.“ Tochter Nika, sieben Jahre, stimmt zu: „Es gefällt mir hier, wenn es auch manchmal langweilig ist. Es ist noch nicht so viel zum Spielen hier.“

Jede Menge Platz zum Spielen

Stimmt – die Grünanlagen müssen erst noch hergerichtet werden, noch erscheint das Projekt wie eine Baustelle. Aber sicherlich wird Nika im kommenden Sommer im großzügig angelegten Garten zwischen den beiden Wohnhäusern jede Menge Platz zum Spielen finden. Ende September hat Julia Humpohl als eine der ersten eine Wohnung im dreigeschossigen Haus bezogen, die letzten Mieter werden wohl gegen Ende November einziehen.

Auch Nina Grohnert ist bereits eingerichtet. „Ich habe in einem Haus gelebt, in dem die Hausgemeinschaft nicht wirklich toll war. Hier ist es anders, das spürt man sofort.“ Außerdem kommt sie aus dem hauswirtschaftlichen Bereich und hat die Herzen der Mitbewohner bereits durch ihre Backleidenschaft gewonnen. „Wir probieren hier einfach immer neue Dinge aus“, erzählt Lissy Füllgraf, die mit ihren Mann aus einem 200-Quadratmeter-Haus in eine 99 Quadratmeter große Wohnung zog.

„Wir sind sozusagen zusammengewachsen“

„Gleich zu Beginn stand im Flur ein großer Tisch mit allerlei Gegenständen drauf. Ein Nehmen-und-Geben-Tisch, jeder konnte sich überzählige Gegenstände aussuchen, die vielleicht in seine Wohnung passten, andere wiederum dort deponieren“, berichtet sie. Sie habe eine Lampe gefunden, die perfekt in ihre Wohnung passte. „Ich habe meine Garderobe auf diesem Tisch gefunden“, berichtet Gerda Schäfer. Beide Frauen hatten Wohneigentum, sind ausgezogen, weil sie die große Belastung nicht mehr tragen wollten. „Wir werden nicht jünger und die Arbeit im und am Haus und im Garten wurde mit den Jahren zu viel.“

So sieht der Innenhof des Mehrgenerationenhauses aus. Hier gibt es jede Menge Platz zum Spielen.
So sieht der Innenhof des Mehrgenerationenhauses aus. Hier gibt es jede Menge Platz zum Spielen. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

„Wir kennen uns seit Jahren durch den Verein“, erklärt Marianne Lauhof die besondere Atmosphäre, die an diesem Tag im Raume liegt. „Wir sind sozusagen zusammengewachsen. Da fällt es sicherlich leichter das partnerschaftliche Prinzip umzusetzen.“

Nicht alle ihre Vorstellungen seien in diesem Projekt erfüllt worden. So wollte der Verein ursprünglich einen Wohnkomplex mit freien Mietwohnungen, öffentlich geförderten und Eigentum. Das ließ sich nicht realisieren, dennoch griff man zu, als man merkte, dass es mit der Wohnbau die Chance gab, im Hagenbezirk ein Mehrgenerationenhaus zu errichten. Zwar gibt es in diesen beiden Häusern nur Mietwohnungen, zwölf allein öffentlich gefördert, aber die Vereinsmitglieder wollten sich diese Chance nicht entgehen lassen, wenn auch nicht jedes Mitglied mit einzog.

Mieter treffen sich einmal im Monat

Der Gemeinschaftsraum wird von den einzelnen Mietparteien mitfinanziert und von den Mitgliedern geführt, auch habe man Mitspracherecht bei der Belegung der einzelnen barrierefreien Wohneinheiten gehabt. Einmal im Monat gibt es dort ein Mietertreffen, um Probleme gemeinsam anzugehen, Projekte ins Leben zu rufen oder einfach nur miteinander zu klönen.

„Wir haben im Laufe der Jahre so viele ähnliche Projekte besucht und dort Informationen bekommen, die wollen wir gerne weitergeben an andere“, sagt Marianne Lauhof, „man kann uns also gerne besuchen und mehr über unser Projekt erfahren.“

Zur Zeit sind die Bewohner allerdings noch im Ausnahmezustand und im Findungsprozess. Wie viel von ihren Träumen sich erfüllen, wird die Zukunft zeigen. „Viele unserer Hoffnungen sind bereits übertroffen worden“, so der Tenor von den Gründungsmitgliedern Marianne Lauhof, Peter Psiuk und Marlies Simon.

Ein Thema für die Reihe „Zukunft findet Stadt“

„Gemeinschaft Leben“ ist der Titel der dritten Veranstaltung der Reihe „Zukunft findet Stadt“, die sich mit der Bebauung des Trabrennbahngeländes beschäftigt. Sie findet am Mittwoch, 13. November, von 19 bis 21 Uhr im Zieltribünenhaus der Trabrennbahn, Bärenkampallee 16, statt.

Hier gibt es mehr Artikel aus Dinslaken, Hünxe und VoerdeEs wird drei Impulsvorträge geben. Zunächst wird Marianne Lauhof vom Verein GeparDIN das erste Mehrgenerationenprojekt in Dinslaken vorstellen. Über den Alltag in einem Mehrgenerationenprojekt wird Volkhard Trust von den Claudius-Höfen in Bochum berichten. Er wird über das tägliche Zusammenleben und die unterschiedlichen gemeinschaftlichen Erlebnisse und Nutzungen vor Ort sprechen.

Nach diesen beiden Berichten aus der Praxis geht es um das Wohnen im Alter. Micha Fedrowitz von der WohnBund-Beratung NRW GmbH wird anhand von Beispielen die Vielfalt unterschiedlicher Wohnformen für ältere Menschen vorstellen.