Dinslaken. Einmal im Jahr wird der Garten der Bergmanns zum Gruselparadies. Mit unzähligen Untoten und einer mörderischen Schwester mit Hackebeilchen.
Es ist ja nicht so, als wären die Besucher nicht gewarnt. Das Schild „Walking Zombie Area“ im Eingangsbereich? Geschenkt! Aber wenn der letzte Gast im Vorgarten zerteilt wurde, sollte man sich den nächsten Schritt gut überlegen. Wir wagen es trotzdem. Lassen die abgerissene Hand des Herrn im beigen Hemd links liegen, steigen vorsichtig über den abgehackten Fuß auf dem Schotterweg, schieben das Spinnennetz über dem Eingang zur Seite --und treffen auf ein freundliches Paar, das gerade reihenweise Grabkerzen anzündet: die Schwiegereltern von Graf Dracula. So jedenfalls sieht der Hausherr an diesem Abend aus.
André Bergmann alias Dracula bietet dem Überraschungsbesuch von der Presse freundlich Kaffee an, während er eine junge Frau am Kirschbaum aufknüpft. Dieser sei ohnehin schon tot, sagt er noch. Und zumindest an diesem Abend ist er mit diesem Schicksal nicht alleine.
30 lebende Gäste – und ebenso viele Tote
Bei der Halloween-Party sind die Lebenden fast in der Unterzahl. Etwa 30 putzmuntere Gäste – und locker ebensoviele Tote, die unzähligen Untoten in den Gräbern, die in dem Garten aufgeschüttet sind, gar nicht mitgerechnet. Eine ganze Grabreihe zieht sich am Haus entlang und wer vorsichtig nach links schaut, ahnt auch, wer für dieses Gemetzel verantwortlich sein könnte: Eine Krankenschwester schwingt in einer Metzgerstube ein Hackebeil über einem Gerippe. Das Hirn, das wohl einmal zu den Knochen gehörte, liegt auf einer Servierplatte, ein konservierter Kinderkopf starrt unter einer hübschen Glashaube ins Nichts, und unter einem Fleischwolf liegen ein paar Finger des bedauernswerten Opfers. Die roten Haare der Krankenschwester passen hervorragend zum blutbesudelten Kittel.
Die Deko stammt vom Trödel - oder ist handgemacht
Seit drei Jahren wird der Garten der Familie an Halloween immer zum Gruselparadies. Entstanden ist das Ganze aus einer spontanen Grillfete heraus. Und ist seitdem rasant gewachsen. Einen Container Schaufensterpuppen hat „Dracula“ diesmal geordert und die Schar der Untoten damit erheblich vermehrt. In den vergangenen Jahren hat er die Puppen selbstgemacht – den Zombie etwa, der sich gerade aus dem Beet neben der Terrasse befreit. Ein Bekannter schreinerte den Sarg, in dem ein befracktes Skelett auf den St. Nimmerleinstag wartet, ebenso wie die Guillotine nebenan, in deren Zwängen nur deswegen gerade kein Opfer leidet, weil der Kopf längst in den Korb darunter gepurzelt ist.
Die meiste Deko ist liebevoll auf Trödelmärkten zusammengesucht,weswegen die Szenerie so gespenstisch echt aussieht. Der Fleischwolf der Krankenschwester ist seit Generationen in Familienbesitz: Schweres Metall statt Plastik! Die Gedärme, die aus einer der Leichen quellen sind – Gedärme. Beim Metzger gekauft. Man möchte lieber nicht wissen, was die Hexe neben dem Teich brutzelt. Im Wasser schwimmen jedenfalls Hände.
Die Vorbereitungen dauern Tage
Drei Tage war die Familie mit den Vorbereitungen beschäftigt – zum Glück, sagt der Hausherr, hat es nicht geregnet. Denn wie begossene Pudel sollen die Untoten nun auch nicht aussehen.
Wenn der Spuk vorbei ist, werden die Krankenschwester und ihre gruselige Schar mitsamt Spinnen und Särgen und einzelnen Gliedmaßen ordentlich verpackt – und in Schwiegervaters Keller deponiert. Und im kommenden Jahr, an Halloween, wieder für eine Nacht zum Leben erweckt.