Hünxe. In Hünxe sprach Heimatforscher Hans-Josef Lehrich über den Flugplatz Schwarze Heide, früher Flugplatz Kirchhellen, bis Ende des II. Weltkriegs.

Auf der Leinwand im Sitzungssaal des Hünxer Rathauses sind alte Militärflugzeuge zu sehen. Mit begrünten Ästen getarnt stehen diese zwischen Bäumen. Eine Vorsichtsmaßnahme zur Zeit des Zweiten Weltkriegs am Flugplatz Kirchhellen, der heutzutage als Flugplatz Schwarze Heide bekannt ist.

Hans-Josef Lehrich, der mit seinen Mitforschern Matthias Hundt, Sascha Weltgen und Simon Terhardt in der Interessengemeinschaft Historische Militärluftfahrt unter anderem die Geschichte des Flugplatzes erforscht, spricht in seinem Vortrag im Rahmen des Programms der Volkshochschule Dinslaken-Voerde-Hünxe über die Kriegsgeschichte des Flugplatzes. „Ich bin erstaunt darüber, wie viele Menschen sich für die Geschichte des Flugplatzes interessieren“, sagt Hünxes Bürgermeister Dirk Buschmann angesichts des vollen Saales.

Mitte der 1930er Jahre wird das Gelände in einen Flugplatz verwandelt

Zeitlich beginnt der Vortrag dabei in den 1930er-Jahren. „Die Fläche des heutigen Flugplatzes war damals Moorgebiet“, berichtet Hans-Josef Lehrich. In den Jahren 1934 und 1935 wird das Gelände durch die Firma Liesenklas in einen Flugplatz verwandelt. Dabei wird das Gelände komplett mit Gras begrünt. „Von oben betrachtet sah das Rollfeld aus wie eine Wiese“, sagt Lehrich. Einzelne Maschinen starten und landen vor Ort. Das Luftnachrichtenregiment 9./VI ist vor Ort stationiert, auch das Nationalsozialistische Fliegerkorps (NSFK), das mit Übungsfliegern vom Gelände startet und Bombenabwürfe mit Betonbombenattrappen an der Grenze zwischen Kirchhellen und Hiesfeld probt.

Richtig ernst wird es dann im Mai 1940. Am 10. Mai starten die ersten Flugzeuge vom Flugplatz zu Angriffen in Richtung Holland und Belgien. Drei oder vier Einsätze mit jeweils zwei bis drei Stunden Flugzeit absolvierten die Piloten täglich. Doch mit der Front wurden auch die Flugzeuge weiter in Richtung Westen verlegt und es kehrte erstmal Ruhe ein auf dem Flugplatz.

Zur Tarnung wurden Kühe und Pferde aus Pappmaché hergestellt

Ganz still wurde es indes nicht. Der Flugplatz wurde immer weiter ausgebaut. Man baute eine kreisförmige Rollbahn quer durch den angrenzenden Wald, schuf Abstellmöglichkeiten für Flugzeuge und Transportwege für das Benzin. Dabei stellte man auch einige kuriose Dinge an, um den Flugplatz zu tarnen. „Es wurden Kühe und Pferde aus Pappmaché hergestellt und täglich umgestellt“, so Lehrich. Später errichtete man sogar die Attrappe eines Bauernhofes in der Nähe des Geländes, um den Eindruck, es handele sich um eine landwirtschaftliche Fläche, noch weiter zu verstärken.

Ein Militärflugzeug mit Besatzung auf dem Flugplatz Kirchhellen im Zweiten Weltkrieg.  
Ein Militärflugzeug mit Besatzung auf dem Flugplatz Kirchhellen im Zweiten Weltkrieg.   © privat

Ab 1944 kamen auch die Militärflugzeuge zurück, diesmal von der Front abgezogen. Vom Flugplatz aus starteten sie in Richtung Frankreich, Belgien und Holland, um Angriffe auf die vorrückenden Alliierten zu fliegen. 1945 bekommen die Flieger in Kirchhellen den Befehl, die Brücke von Remagen anzugreifen.

Den Befehl, einen Kamikazeangriff auf die Brücke zu starten, gibt der Befehlshabende allerdings nicht mehr an seine Truppe weiter, weil er ihn für sinnlos hält. Am 26. März 1945 erobern Amerikaner den Flugplatz. Dieser wird in der Folge für die Sprengung von Munition und Bomben genutzt, wobei bei einem Unfall 1946 neun Menschen sterben.

Besucher konnten sich historische Ausstellungsstücke ansehen

1947 stellt man die Sprengungen ein. „Die Druckwellen gingen teilweise bis nach Kirchhellen und richteten dort Schäden an“, erklärt Hans-Josef Lehrich. Applaus für seinen Vortrag vom Publikum, das die Gelegenheit nutzt, sich die mitgebrachten historischen Ausstellungsstücke aus der Geschichte des Flugplatzes, die im Saal des Rathauses zu sehen sind, genauer anzuschauen.