Dinslaken. Im Netz dominieren Hass-Kommentare gegen „Fridays for Future“ Doch in der Realität, sprich in der Dinslakener City, sieht das ganz anders aus.
Das ist doch paradox. Von denjenigen, die unter ausnahmslos jedem Beitrag in den sozialen Netzwerken über die Klimaaktivisten schimpfen, ist am Freitagmittag in der Innenstadt keiner zu hören – im Gegenteil: Auch dieses Mal lächeln und klatschen die Menschen – die wohl versehentlich in den Demonstrations-Zug stolpern, weil sie auf der Neustraße bummeln wollen – fast ausnahmslos wieder, als sie die Klimaaktivisten entdecken.
Auch, als die Demonstranten die Einkaufsstraße verlassen, von dort aus auf die Friedrich-Ebert-Straße abbiegen, eine halbe Runde im Kreisverkehr drehen und damit kurzzeitig den Auto-, Bus- und Bahnverkehr zum Stoppen bringen, schimpft keiner. Irgendwann hupt einer – aber wohl nur, um seine Solidarität mit der Bewegung zu signalisieren, wie sein nach oben ausgestreckter Daumen vermuten lässt.
Klimaaktivisten stellen sich den Hauptvorwürfen
„Ach, die Leute im Netz“, seufzt Carina Brandt angesprochen auf die Hass-Kommentare. Die 18-Jährige zählt zum Orga-Team der Dinslakener Bewegung, ist eine der Rednerinnen an diesem „Friday for Future“. Dem Vorwurf, dass alle Schüler von ihren Eltern immer zur Schule gefahren würden, stellt sie sich entgegen: „Das stimmt einfach überhaupt nicht. Ich bin seit der fünften Klasse quasi jeden Tag mit der Bahn zur Schule gefahren.“ Und es gebe genug andere Schüler, die das genau so täten.
Auch Elias Pieper (14) ist genervt von den immer gleichen Vorwürfen: „Denjenigen, die immer sagen, wir wollten doch bloß Schule schwänzen, stelle ich nur die Frage: Wären Fridays for Future und die ganze Klimabewegung so in der Öffentlichkeit, hätten wir nicht dieses Mittel „Schuleschwänzen“ genutzt?“
Und Mirkan Alpaslan mag einfach nicht mehr hören, dass „wir selber ja überhaupt gar nix gegen den Klimawandel machen“. „Das ist doch total absurd, weil wir wenigstens versuchen uns zu verbessern.“ Er fahre beispielsweise fast ausschließlich mit dem Fahrrad und „manchmal auch mit dem ÖPNV“, setze sich mittlerweile deutlich intensiver mit seinem Konsumverhalten auseinander. „Ich denke ganz genau darüber nach, was ich kaufe und gucke zum Beispiel wie und wo es produziert worden ist“, sagt der 18-Jährige. „Aber das im Internet hat ja auch nicht immer was mit der Realität zu tun“, relativiert der Schüler.
>> Was die drei jungen Menschen sonst fürs Klima tun? Wir haben sie auf Instagram dazu befragt. Die Story ist in den Highlights der „NRZ Dinslaken“ dort zu finden. Genau so wie auch ein Foto von dem Rathausplatz nach dem Demo. Aufgeräumt genug?