Dinslaken. Forscher haben Jugendliche in Dinslaken nach Lieblingsorten, Freizeitaktivitäten und Tagesabläufen gefragt. Das sind die Ergebnisse.

Was machen Dinslakener Jugendliche in ihrer Freizeit? Wo halten sie sich gerne auf, wo nicht? Was wünschen sie sich? Wie sieht der Tagesablauf eines Schülers in Dinslaken aus? Die Stadt möchte die „Lebenswelten“ von Jugendlichen vor Ort regelmäßig erfassen. Dafür hat die Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und Entwicklung (FSPE) der Hochschule Düsseldorf unter dem Projektnamen „Jugendbarometer Dinslaken“ insgesamt 512 Jugendliche befragt. Ergebnisse und mögliche Konsequenzen werden im Jugendhilfeausschuss am 19. September präsentiert.

Das sind die Befragten

512 Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren wurden im letzten Quartal des Jahres 2018 an Schulen in Dinslaken befragt. Durchschnittlich waren die Befragten 13,8 Jahre alt, 51,2 Prozent waren Jungen, 48,8 Prozent Mädchen. 82,6 Prozent der Jugendlichen wohnen in Dinslaken, die meisten (150) in Hiesfeld, 53 in der Innenstadt, 52 in Lohberg, 39 im Averbruch. Die Jugendlichen füllten Fragebögen und Stundentafeln aus und markierten Lieblings- und weniger beliebte Orte auf einem Stadtplan.

Das machen Jugendliche in der Freizeit

87 Prozent der befragten Jugendlichen surfen in ihrer Freizeit häufig im Internet (auch nebenbei), 11,6 Prozent sind dort „ab und zu“ unterwegs. Die weiteren beliebtesten Beschäftigungen von Dinslakener Jugendlichen: Musik hören (80,8 %), Freunde treffen (69,9 %), Sport im Verein (54,8 %), Freizeitsport (52,2 %), PC- oder Konsolenspiele (41,7 %), Fernsehen (33 %), Shoppen (39,7 %) und Lesen (23,7 %).

Die Hälfte der befragten Jugendlichen treibt Sport im Verein. (Symbolbild)
Die Hälfte der befragten Jugendlichen treibt Sport im Verein. (Symbolbild) © FUNKE Foto Services | Franz Naskrent

Theater, Konzerte und Events (4,3 %) und Jugendzentren (4,4 %) spielen nach dieser – nicht repräsentativen – Umfrage kaum eine Rolle. Unterschiede im Verhalten von Jungen und Mädchen gab es vor allem bei den PC- oder Konsolenspielen, die 68,1 Prozent der Jungen aber nur 13,6 Prozent der Mädchen als Freizeitbeschäftigung angaben. Mädchen hören eher Musik oder nutzen soziale Netzwerke.

Hier halten sich Jugendliche gerne auf

Die Lieblings-Orte der jungen Leute sind kommerziell orientiert. Die Neutor-Galerie ist nach der Umfrage der beliebteste Treffpunkt der jungen Leute: 35,4 Prozent gaben an, sich dort regelmäßig aufzuhalten, weitere 58,4 Prozent sind hier ab und zu.

Weitere Lieblingsplätze: Sportplätze (19,6 %), McDonald’s (18,9 %), Burger King (13,7 %), Eiscafés (13 %), Stadtpark (10,9 %). Am seltensten werden die Freizeitanlagen Ziegelstraße und Lohberg angegeben. Die Neutor-Galerie ist für Mädchen interessanter als für Jungen und bei Jugendlichen unter 13 beliebter als bei den Älteren über 15 Jahren. Stadtpark und Burger King werden eher von Älteren besucht.

Als problematischen Ort in Dinslaken empfinden viele Jugendliche den Bahnhof – wegen des Zustands und der Menschen, die dort anzutreffen sind.

Diese Angebote sind beliebt

Die beliebtesten Freizeitangebote sind nach der Umfrage Sportvereine (46,1 %), das Dinamare, das 16 % oft und 69,9 % ab und zu besuchen, Fitnessstudios (14,2 %), das Strandbad Tenderingssee (13,2 % oft, 57,2 % ab und zu) und das Kino (9,7 % oft, 80,8 % ab und zu). Auch die Stadtbücherei und die Eishalle (mehr Mädchen) werden von 7 % oft und von 39,9 bzw. 54,1 % ab und zu besucht. Auch sie spielen daher noch eine „große Rolle“ im Freizeitverhalten junger Menschen in Dinslaken, so die Studie.

Die meisten befragten Jugendlichen kennen das Dinslakener Kinder-und Jugendparlament nicht.
Die meisten befragten Jugendlichen kennen das Dinslakener Kinder-und Jugendparlament nicht. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

In Sachen Mitbestimmungsmöglichkeiten gibt es noch Nachholbedarf: 69,9 % der Befragten haben beispielsweise noch nie vom Kinder- und Jugendparlament gehört.

Diese Rolle spielen Schule und Lernen

Bei der zeitlichen Darstellung einer typischen Woche offenbarte sich „die enorme Ausdehnung von Schule und schulischen Arbeiten im Alltag der Jugendlichen“, so die Studie: „Schule findet nicht nur bis in den Nachmittag hinein statt, sondern Hausaufgaben etc. umfassen auch einen großen Teil des Nachmittage.“ Die Schule endet für die Hälfte der Befragten zwischen 12 und 14 Uhr, für einen Teil erst zwischen 14 und 16 Uhr. Bis 16 Uhr spielt Lernen noch eine große Rolle, bei manchen sogar bis 22 Uhr. Die Zeit nach der Schule wird mit Essen, Chillen, Internet, TV und Musik verbracht. Sport wird von den 13- bis 15-Jährigen am häufigsten zwischen 18 und 20 Uhr getrieben, Freunde werden spätnachmittags und am frühen Abend getroffen. Am Wochenende schlafen viele Befragte bis mittags.

Vorgeschlagene Konsequenzen

Die Forschungsstelle empfiehlt, eine solche Erhebung alle zwei Jahre durchzuführen und Ergebnisse in Verwaltung, Politik sowie Kinder- und Jugendarbeit einfließen zu lassen. Die politische Beteiligung Jugendlicher sollte unterstützt, Beteiligungsformate in Jugendeinrichtungen entwickelt werden. Dinslaken brauche „ein Konzept der breiten Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, in dem die einzelnen Elemente wie Jugendparlament, Jugendbarometer mit Zielsetzungen versehen und aufeinander bezogen werden.“ Die Angebote der Jugendarbeit müssten bekannter gemacht, die Jugendeinrichtungen u. a. mit freiem WLAN ausgestattet werden.

Konkrete Maßnahme: ein Jugendcafé

Als eine konkrete Maßnahme empfiehlt das Forschungsteam die Einrichtung eines Jugendcafés von und für Jugendliche in der Innenstadt. Dieses könnte als Projekt des Jugendparlaments betrieben und mit einem Jugendbüro verbunden werden. Die Ergebnisse der Befragung zeigen „die große Attraktivität teilkommerzieller und kommerzieller Orte für Jugendliche“, so die Forscher, teils hätten sich Jugendliche auch einen Starbucks für Dinslaken gewünscht.

Ein Starbucks für Dinslaken wurde häufig als Wunsch genannt.
Ein Starbucks für Dinslaken wurde häufig als Wunsch genannt. © dpa | Ralf Hirschberger

„Die Orientierung an kommerziellen Angeboten lässt sich sicher auch sehr kontrovers diskutieren, zunächst geht es jedoch erstmal darum, sie als geäußerte Wünsche der Jugendlichen wahrzunehmen und zu akzeptieren.“ Und: „Jugendliche wollen keine sozialpädagogischen Einrichtungen, in denen sozialpädagogische Fachkräfte hinter der Theke stehen und ihnen Angebote machen“.

Ein Jugendcafé in einem leerstehenden Ladenlokal „wäre ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen“ und würde zudem der Belebung der Innenstadt dienen.

>>Hintergrund

Der Jugendhilfeausschuss befasst sich am Donnerstag, 19. September, 17 Uhr, im Ratssaal des Rathauses mit der Studie.

Die Unterlagen sind im Ratsinformationssystem auf https://dinslaken.de/de/sitzungsdienst-2014/2102-jugendbarometer-dinslaken-ergebnisse-der-jugendbefragung-9662225/ abrufbar.

Vorbild für das Jugendcafé könnte das Rheincafé in Monheim sein, das seit sechs Jahren von Schülern für Schüler betrieben wird.