Dinslaken. Einrichtungen in Dinslaken luden zum „Tag des offenen Denkmals“ ein, darunter die Wind- und Wassermühlen in Hiesfeld und das Ledigenheim Lohberg.

Es ist ein beeindruckender Moment, als sich die Mühlflügel der Windmühle Hiesfeld in Bewegung setzen. Immer schneller drehen sie sich und setzen die Königswelle, die mittig durch die ganze Mühle geht, in Bewegung.

Am Tag des offenen Denkmals führt Oliver Ibach, Mitglied im Vorstand des Mühlenvereins, durch die Windmühle in Hiesfeld, die von 1822 bis 1922 in Betrieb war. Auch in diesem Jahr öffnen in Dinslaken am Tag des offenen Denkmals verschiedene Denkmäler ihre Türen, unter anderem auch die Wassermühle Hiesfeld und das Ledigenheim Lohberg.

Mittlerweile hilft ein Elektromotor der Windmühle beim Drehen

Oliver Ibach erklärt den Betriebsbereich des Müllers, von dem es ein Stockwerk höher geht zum sogenannten Aufzug, bis hinauf in die Kappe. Die Hiesfelder Mühle ist eine Wallholländermühle, um die Mühlenflügel zum Wind auszurichten muss nur die Kappe gedreht werden. Durch die Kappe verläuft die Gusswelle, die an jeder Seite in einer Halbschale aus Stein liegt, die mit Rind- oder Schweinetalg gefettet wird. Eine Metallkappe hält die Gusswelle in der Halbschale.

Ein seltener Anblick: Die Windmühle in Hiesfeld drehte sich beim „Tag des offenen Denkmals“
Ein seltener Anblick: Die Windmühle in Hiesfeld drehte sich beim „Tag des offenen Denkmals“ © NRz

Früher wurde die Kappe der Mühle durch eine Windrose gedreht, die am Ende der Gusswelle saß. Diese drehte durch den Wind über ein Zahnrad die Kappe. Ein Elektromotor hilft mittlerweile dabei. Da sich der Wind gedreht hat, wirft Oliver Ibach den Motor an. Es klackt und langsam läuft die Kappe über die Eisenbahnschienen und dreht sich gegen den Uhrzeigersinn zu der Richtung, aus der der Wind weht.

Nach einigen Minuten setzen sich die Flügel in Bewegung

Es passiert nicht sofort etwas, doch nach einigen Minuten setzen sich die Flügel in Bewegung. Der Eingriff zwischen den Zahnrädern ist nahezu perfekt, wodurch es sehr leise ist in der Kappe. Ein weiteres Dinslakener Denkmal ist die Wassermühle Hiesfeld, die bereits 1347 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Über sechzig Mühlenmodelle aus der ganzen Welt können im Inneren der Mühle bestaunt werden. Von der Schleifsteinmühle aus dem 19 Jahrhundert, von der Insel Öland in Schweden zur Schiffmühle, die es auch in Wesel gab, fällt der Blick auf die horizontale Windmühle. Auch die Weihrauchmühle aus Tibet und die Kornmühle aus Mykonos in Griechenland können bestaunt werden.

Ledigenheim - Geschichte rückwärts erzählt

Auch das Ledigenheim Lohberg lädt zu einer spannenden Reise durch die Zeit ein. Das ehemalige „Bullenkloster“ wurde aufwendig saniert, was in den mittlerweile vermieteten Räumen sichtbar ist. Der große Saal diente als Kantine, als Gemeinschaftsraum. Hier fanden Musikabende statt, hier begann Kathrin Türks Theater zu spielen: die Geburtswiege des Burghoftheaters.

In eben diesem Saal wird nun ein Film über die Sanierung des Ledigenheims gezeigt. Knapp zehn Millionen Euro hat die Stadt Dinslaken damals in das außen verfallende und innen verbaute Gebäude gesteckt, um dem Stadtteil ein neues Zentrum zu geben, berichtete Janet Rauch, Geschäftsführerin der Stiftung Ledigenheim. Die Führungen durchs Haus am Tag des offenen Denkmals beginnen in der Gegenwart und enden in der Vergangenheit. Und so geht es zuerst mit Janet Rauch in die Obergeschosse, in denen die Stiftung bis zu 50 Büros vermietet – durch das wunderschön erhaltene Treppenhaus: mit blauen Kacheln, die die einen an Schwimmbäder, andere an Bahnhofshallen erinnern und die viele, wie Janet Rauch selbst auch, „einfach schön“ finden.

Damit es keine Unzucht in Lohberg gab

Warum das Ledigenheim überhaupt gebaut wurde, schildert Silvo Magerl, ehemaliger Bergmann auf Lohberg, bei der anschließenden Führung durchs DiZeum, das kleine Museum im Ledigenheim: Damit es keine Unzucht im Ort gab! Ursprünglich wohnten die Bergleute, die ledig waren oder ohne Familie nach Lohberg gekommen waren, in den Familien. Und sollen dort, so war es den Oberen des Bergwerks zu Ohren gekommen, nicht nur das Essen sondern auch weitere Vorzüge der jeweiligen Dame des Hauses genossen haben.

Magerl hält das noch heute für ein Gerücht. „Bullenkloster“ hieß das Ledigenheim schließlich, weil hier einfach zuviel Testosteron unterm Dach war. Von Raufereien und dem rauen Ton in dem Haus für bis zu 450 Männer erzählt der frühere Bergmann im nachgebauten Schlafraum des Hauses - es wurden extra stabile Metallbetten angeschafft, damit die Belegschaft bei Auseinandersetzungen nicht das Mobiliar zerlegte.

Bergbausprache: Das bedeutet „Vor die Hunde gehen“

Einen Ausflug in die Sprachgeschichte unternimmt Magerl ebenfalls mit den rund 70 Teilnehmern der beiden Führungen. Wussten Sie, woher die Redewendung „Vor die Hunde gehen“ kommt? „Dat kommt ausm Berchbau“, sagt Magerl. Wenn der Hauer irgendwann aus Altersgründen seinem Job nicht mehr nachkommen konnte, musste er statt dessen die „Hund“ ziehen – die kleinen Loren, die wie junge Hunde quietschten.

Wer sich nach der Führung noch Zeit nahm, konnte noch bei Kaffee und Keksen plaudern – und Anekdoten von früher lauschen.