Voerde. Für Edeka-Betreiber Andre Stepper ist der steigende Aufwand ein Grund darüber nachzudenken, im Frühjahr die Postfiliale in Spellen aufzugeben.
Wer in Spellen zur Post gehen möchte, betritt dafür schon seit Jahren den Edeka-Markt im Zentrum des Dorfs. Dort wird an einem Schalter fast alles angeboten, was die Postkunden brauchen. Allerdings ging im Ort das Gerücht um, dass dies in Zukunft nicht mehr der Fall sein könnte und ein Leser wandte sich deshalb mit der besorgten Frage an die Redaktion, ob es in Zukunft dann keine Post mehr in Spellen geben würde.
Wie die NRZ auf Nachfrage erfuhr, überlegt Edeka-Betreiber Andre Stepper tatsächlich, die Postagentur mit dem für März des kommenden Jahres geplanten Umbau einzustellen - schlicht und ergreifend, weil es sich für ihn nicht mehr lohnt. „Ich würde den Service gerne weiter für die Menschen hier im Ort anbieten“, sagt der Kaufmann. „Aber der Aufwand für den Betrieb der Poststelle hier steigt immer weiter und es lohnt sich für mich nicht mehr“, erklärt er.
Fast permanent kommen Kunden an den Postschalter
Wenn man sich etwas Zeit nimmt und den Betrieb am Postschalter direkt am Eingang des Edeka-Marktes anschaut, sieht man sehr schnell, was Andre Stepper meint. Fast permanent kommen Kunden an den Postschalter, warten darauf, bedient zu werden, Pakete abzuholen oder aufzugeben.
„Früher lies sich das alles nebenher machen“, weiß Andre Stepper von seinem Vorgänger Karl Wunder. „Heute ist der Aufwand so gestiegen, dass ich quasi eine Vollzeitkraft nur für den Postbetrieb einstellen müsste.“ Das hängt wohl auch damit zusammen, dass immer mehr im Internet bestellt wird.
Zwei große Transportwagen, vollgepackt mit Paketen, kommen täglich im Edeka-Markt an. Zu Weihnachten verdoppelt sich die Anzahl der Päckchen sogar noch. „Wenn jemand nicht Zuhause ist, um sein Paket anzunehmen, bringt der Postbote das zu uns, damit die Kunden es abholen können“, sagt Andre Stepper. Das führt zu einem ständigen Kommen und Gehen und einem erhöhten Aufwand für den Betrieb der Postagentur.
Der Schalter nimmt viel Platz weg
Mit dem geplanten Umbau gibt es für Andre Stepper einen weiteren Grund, auf die Postservice zu verzichten: Der Schalter nimmt im Eingangsbereich viel Platz weg, der im Zuge der Neugestaltung des Marktes anders genutzt werden könnte. Trotzdem weiß der Kaufmann natürlich, dass jede andere Lösung für die Spellener einen Verlust an Servicequalität bedeuten würde. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der anderen Einzelhändler im Ort die Postagentur in sein Geschäft übernehmen würde“, sagt Andre Stepper. „Und die gleichen Öffnungszeiten wie wir hat im Ort ohnehin niemand.“
Momentan laufen Gespräche zwischen ihm und der Post darüber, wie es ab März des kommenden Jahres mit der Postagentur weitergehen könnte. „Wir bieten diesen Service gerne weiter an, aber es muss am Ende für alle Seiten passen“, sagt Andre Stepper.
Bei der Deutschen Post möchte man nicht darüber spekulieren, wie es in Spellen ab dem kommenden Frühjahr weitergehen könnte, sollte es keine Einigung geben. „Momentan haben wir einen gültigen Vertrag mit dem Partner vor Ort“, sagt Britta Töllner, Sprecherin der Deutschen Post auf Anfrage.
Gesetzlich verpflichtet, eine Filiale oder Agentur vorzuhalten
Gesetzlich ist das Unternehmen dazu verpflichtet, für Ortschaften mit mehr als 2000 Einwohnern eine Filiale oder Agentur vorzuhalten. Das bedeutet, dass in Spellen weiterhin eine Anlaufstelle für die Kunden bestehen bleiben muss. „Wenn wir dafür keinen Partner vor Ort finden, müssten wir eine eigene Filiale einrichten“, sagt Britta Töllner. Allerdings dürfte diese auf keinen Fall so ausgedehnte Öffnungszeiten haben, wie der Edeka-Markt und damit auch die jetzige Postagentur. Zumindest in dieser Hinsicht müssten die Spellener Postkunden dann wohl Einschränkungen in Kauf nehmen.