Dinslaken. Zum Start des Fantastivals Dinslaken spielte die Kelly Family im Burgtheater - mit einem zuckersüßen Dreijährigen, der das Publikum verzauberte.
Draußen Eis, drinnen Spießbraten, draußen die „Zaungäste“, die man eher als Ausflügler bezeichnen muss, sie machen trotz des eingeschränkten Platzangebotes durch die Baustelle der Kathrin-Türks-Halle Picknick im Park und auf dem Spielplatz, drinnen die Fans, die mit aufs Bandfoto kommen, das die Akteure auf der Bühne noch nachts in den sozialen Medien hochladen. Es ist wieder Fantastival und Dinslaken zeigt sich von seiner sonnigsten Seite.
Vor 20 Jahren fand das erste Fantastival im Burgtheater statt
„Kinder, wie die Zeit vergeht!“ Vor 20 Jahren fand im Burgtheater Dinslaken zum ersten Mal das Fantastival statt. Unter anderem gab es die „Sommernacht des Musicals“ und Herbert Knebels Affentheater - so wird es nächste Woche auch wieder sein. Ansonsten war Aufbauarbeit angesagt, die großen Massen drängten sich 1999 noch woanders.
Zum Beispiel vor Schloss Gymnich . Dort campierten die Fans der Kelly Family, die das historische Gemäuer zu ihrem Domizil gemacht haben. Ob von den Hardcore-Fans von damals jemand am Donnerstag vor der Dinslakener Burg lagerte?
Das einstige Nesthäkchen ist nun Familienvater
Denn, - „Kinder, wie die Zeit vergeht“ - 1800 Zuschauer wollten zum Start des Fantastival Dinslaken 2019 Angelo Kelly sehen – er zeigte sich beeindruckt. Zum Auftakt des Fantastivals 2019 stand das einstige Nesthäkchen, damals so alt wie seine Tamagotchi-spielenden Fans, als erwachsener Familienvater im Kreise seiner Lieben auf der Bühne. Eine Kelly Family 2.0, irgendwie auch ein persönliches Happy End. Denn während Angelo und seine Geschwister als Halbwaisen ihre großen Erfolge feierte, darf er die Bühnenperspektive als Familienvater mit seiner Frau Kira und den Kindern Gabriel, Helen, Emma, Joseph und William teilen. Letzterer ist gerade mal drei Jahre alt. Aber er singt schon die ersten Liedzeilen von „O Danny Boy“ ins Mikro – und das Publikum schmilzt dahin.
Die irischen Werte Glauben und Familie
„Irish Heart“ lautet das Stichwort, Angelo Kelly & Family verzaubern ihr Publikum mit dem, was typisch irisch ist. Mit Liedern von „Belle of Belfast City“ über „Lord of the Dance“ bis „Whisky in the Jar“, mit Fiddle und Uilleann Pipes, jenem typischen Dudelsack mit Blasebalg unterm Ellbogen - die Folk-Instrumente werden von den hervorragenden Backgroundmusikern gespielt. Vor allem aber mit den irischen Werten Glauben und Familie. Vor allem Kira Kelly thematisiert in ihren selbstkomponierten Liedern Religiosität und das liebevolle und verständnisreiche Miteinander von Eltern und Kindern.
Wie Angelo und Kira sich kennengelernt haben
Und so ist das Konzert im Burgtheater ein wenig Folkabend, ein wenig generationsübergreifendes Familienkonzert. Und auch ein wenig Straßenmusik. Angelo Kelly betritt zunächst alleine die Bühne, singt nur zur eigenen Gitarrenbegleitung John Denvers „Leaving on a jetplane“.
Später erzählt er, wie er und Kira sich kennengelernt haben: Sie waren Kinder, der neunjährige, irische Straßenmusiker-Junge und die Zwölfjährige aus Warnemünde haben dort im Hotel zusammen gespielt und dann den Kontakt gehalten, bis sie schließlich sieben Jahre später ein Paar wurden „Wie im Film“, singt Kira heute.
Mix aus Wohlfühl-Balladen
Fünf Kinder hat das Paar und alle sind auf der Bühne singend und tanzend dabei. Aufhorchen lässt vor allem Gabriel. Einen Tag nach seinem 18. Geburtstag singt er im Burgtheater „Love side effects“: Eine Nummer mit Breakbeats zur Fiddle- und Uillean Pipes- Begleitung, vom Songwriting her sehr nahe an Ed Sheeran. Ansonsten setzt Angelo Kelly - im Gegensatz zu seinem Bruder Patrick, der vor zwei Jahren das Burgtheater rockte, auf einen bewährten, eher gediegenen Mix aus Wohlfühl-Balladen und irische Folkklassiker. Das Publikum ist hingerissen. Und schon stellt sich am ersten Abend das ein, was auch zum Fantastival gehört: das Gefühl, teil einer großen Familie zu sein.
So geht es weiter
Samstag wird das Fantastival mit dem bereits ausverkauften Konzert von Sasha fortgesetzt: Er feiert im Burgtheater wie das Fantastival selbst sein 20-jähriges Bühnenjubiläum - tritt aber zum ersten Mal im Burgtheater auf. Im Gegensatz zu Trak, der Vorgruppe aus Dinslaken.
Sonntag wandert das Fantastival dann wieder in den Burginnenhof. Und geht von dort aus mit Wladimir Kaminer auf große Reise. Der Bestsellerautor („RussendisKo“) schildert in seiner Lesung Erlebnisse auf einer Kreuzfahrt. Es gibt noch Karten für 25 Euro an der Abendkasse