Dinslaken. Die Stadt Dinslaken hat die Pläne des Architekten des Freibadvereins geprüft und hält sie für nicht umsetzbar. Das sind die Gründe.

Das ist wohl das endgültige Aus fürs Freibad Hiesfeld: Die Stadt Dinslaken hält den Entwurf des Architekten des Freibadvereins für nicht umsetzbar. Die Stadtwerke hatten den Architekten und Vizevorsitzenden des Deutschen Schwimmverbandes zu einem Gespräch eingeladen, um sich sein Konzept erläutern zu lassen. Es sei, so Bürgermeister Dr. Michael Heidinger, ein „angenehmes Gespräch“ mit einem „ausgewiesenen Fachmann“ gewesen. Allerdings basiere die Planung des Architekten Wolfgang Hein auf falschen Voraussetzungen, so die Stadtverwaltung.

Problem: die Risse im alten Becken

Das erste Problem: die Risse im alten 50-Meter-Becken. Offenbar sei Wolfgang Hein nicht bewusst gewesen, dass nicht nur der gesamte Untergrund des Freibadgeländes problematisch sei sondern dass auch das 50-Meter-Becken, in das das aktuelle 33-Meter-Becken gebaut wurde, ebenfalls Risse aufweise, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Josef Kremer in einem Pressegespräch am Montag. Daher bewege sich das aktuelle Becken, in das das neue nach Heins Plänen gebaut werden sollte, im schlimmsten Fall in vier Richtungen: Zu den an unterschiedlichen Punkten in unterschiedlichem Ausmaß auftretenden Senkungen käme noch das Wasser, das durch die Risse eindringt und das aktuelle Becken unabhängig von den Bewegungen des alten Beckens nach oben drücke. Die Rohre für die Einströmung des Schwallwassers müssen an vier Punkten durch beide Beckenwände - des 50- und des 33-Meter-Beckens – eingeführt werden und müssten gegenläufige Bewegungen ausgleichen. Das sei auch mit Muffen nur bis zu einem bestimmten Ausmaß möglich, so Josef Kremer.

Problem: die Überlaufrinne

Das zweite Problem: die Überlaufrinne. Das System, das Hein für Hiesfeld eingeplant habe, gleiche Schwankungen bis etwa 10 Zentimeter aus. In Hiesfeld seien allerdings in den Jahren 2012 bis 2016 jährlich Schwankungen von vier Zentimetern aufgetreten, die mit finanzieller Hilfe des Bergbaus ausgeglichen wurden. Das System wäre also nach zweieinhalb Jahren ausgeschöpft, so Heidinger. Auch die herstellende Firma verspreche nur den Ausgleich „geringfügiger“ Toleranzen.

Problem: die Bodenbeschaffenheit

Das dritte Problem: die Bodenbeschaffenheit. Aus Erfahrungswerten habe Wolfgang Hein daraus geschlossen, dass sich bergbaubedingte Bodenbewegungen nach Jahrzehnten setzen. „Bergbauliche Entwicklungen spielen dort aber seit Jahrzehnten keine Rolle mehr“, so die Stadt. Auf dem Freibadgelände aber sei der gesamte Boden bis hin zu einer Tiefe von mindestens 27 Metern nicht tragfähig. Der hohe Wasserspiegel stelle zudem ein Problem bei der Erstellung der Baugrube dar, die für das 50-Meter-Becken, das Hein ebenfalls angeboten hatte, vonnöten wäre. Über die Wasserhaltung habe sich Hein allerdings keine Gedanken gemacht. Dadurch könnten sich, wie berichtet, Gebäude in einem größeren Umkreis absetzen.

Das Fazit der Stadtverwaltung

Es gehe ausdrücklich nicht darum, Hein die fachliche Reputation abzusprechen. Der Architekt habe in der Kürze der Zeit – er hat das Freibadareal zwei Stunden lang besichtigen können – wohl nicht tiefer in die Materie einsteigen können, sagte Michael Heidinger mit Verweis auf die umfassenden Gutachten, die der Architekt wohl nur zum Teil gelesen habe. Im Ergebnis aber sei die von Wolfgang Hein „vorgeschlagene Lösung aufgrund der besonderen Ausgangssituation des Standortes in Hiesfeld nicht geeignet, einen dauerhaften Betrieb des Bades zu gewährleisten.“ Im übrigen seien auch weitere Voraussetzungen des Ratsbeschlusses aus dem März - Bankbürgschaft, EU-weite Ausschreibung – nicht erfüllt.

Das schlägt die Stadt vor

Die Stadtverwaltung schlägt der Politik daher vor, die Sanierung des Freibades Hiesfeld nicht fortzuführen, statt dessen ein Außenbecken am Dinamare zu errichten und die Entwicklung des Hiesfelder Freibadgeländes gemeinsam mit Stadtwerken und Vereinen zu einem „Freizeitpark Hiesfeld“ zu prüfen. Der Architekt Wolfgang Hein wird seine Planungen beim Sportausschuss am Dienstag, 2. Juli, 17 Uhr, nochmals vorstellen, um 18 Uhr tagt der Finanzausschuss, um 18.30 Uhr der Hauptausschuss und um 19 Uhr der Rat (alle im Rathaus).

Das macht der Freibadverein

Der Freibadverein, der aus Termingründen, wie der Bürgermeister sagt, zuvor nicht informiert wurde, ruft seine Mitglieder auch am Dienstag vor den Sitzungen der politischen Gremien zum Protest in Badeklamotten vor dem Rathaus auf. Schon in der vergangenen Woche, vor der Sitzung des Hauptausschusses, hatte der Verein spontan ein „mobiles Freibad“ im Stadtpark aufgestellt und sich damit den Unmut der SPD zugezogen. Diesmal, versichert der Verein, sei die Demo aber angemeldet.