Dinslaken. Der Rotbach ist erneut ausgetrocknet. Auch im letzten Sommer war er ohne Wasser. Der Juni in der Region war bislang zu heiß und zu trocken.

Fällt der Rotbach langfristig trocken? Das könnte laut Emschergenossenschaft und Lippeverband drohen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Im vergangenen Jahr war der Bachlauf erstmals für mehrere Monate ausgetrocknet, nun ist es wieder soweit: Der Rotbach führt Sand statt Wasser. Und er ist nicht das einzige ausgetrocknete Gewässer in der Region.

Der Juni war zu heiß und zu trocken

„Kein Wunder“, sagt Uwe Kirsche, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. Der Juni war deutlich zu heiß und zu trocken. Die Durchschnittstemperatur lag in der Region mit 20,6 Grad um 3,3 Grad über dem langjährigen Mittel, es gab 161 Prozent mehr Sonnenstunden und nur 60 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags. Oder, wie Illias Abawi, Sprecher von Emschergenossenschaft und Lippeverband formuliert: „Das Wasser verdunstet, und wenn von oben nichts nachkommt, trocknet der Bach aus.“

„Alles ist extremer geworden“

In der ganzen Emscher-Lippe-Region sei der Verband „mit Dingen konfrontiert, die wir vorher nicht hatten, vermehrte Stark-Regenfälle oder Heißzeiten“, so Abawi. Alles sei „extremer geworden“.

Regenwasser in Gewässer leiten

Der Verband bemühe sich, Regenwasser von versiegelten Flächen wie großen Dächern oder Parkplätzen statt in die Kanalisation oder Kläranlagen in Gewässer einzuleiten „damit diese per se mehr Wasser führen und nicht austrocknen.“ Oder das Wasser soll über Rigolen versickern und so das Grundwasser „auffüllen“. Unter dem Schulhof der Averbruchschule wurde etwa eine solche Rigole verbaut. „Der Regen soll dort versickern, wo er fällt oder in nahe gelegene Gewässer eingeleitet werden“, so Abawi.

„Die Gewässer für die Folgen des Klimawandels fit machen“

Seit 2005 werden solche Projekte in der Emscher-Region umgesetzt, die „natürlich auch aufs Lippegebiet ausgedehnt werden können. Die Umsetzung werde „aber noch dauern“, so Abawi, dafür müssten auch die Städte mit ins Boot geholt werden. Im Rahmen der Ruhrkonferenz arbeite die Metropol-Region derzeit an einer „regionalen Klima-Anpassungsstrategie, um die Region und gerade die Gewässer für die Folgen des Klimawandels fit zu machen“, so der Sprecher.

So sah derselbe Abschnitt im Oktober vergangenen Jahres aus.
So sah derselbe Abschnitt im Oktober vergangenen Jahres aus. © aha

„Wir müssen uns da definitiv anpassen, wir erleben jetzt in der Region Zustände wie man sie sonst nur aus Südeuropa kennt.“ Wenn nicht schnell gehandelt werde „muss man sich daran gewöhnen, dass Flüsse austrocknen und man durch das Bachbett spazieren kann“.

Im vergangenen Jahr lag der Rotbach vier Monate trocken

Schon im vergangenen Jahr, als der Rotbach etwa vier Monate lang trocken lag, sorgte sich der Verband um die Auswirkungen auf Flora und Fauna. Der Rotbach sei eigentlich ein artenreiches Gewässer, in dem sich Aale, Bachforellen, Gründlinge, Karpfen, Rotfedern, Stichlinge oder Flussbarsche tummeln. Ob sich die Tierpopulation nach dem Winter von der Dürre 2018 erholt habe, konnte der Sprecher nicht sagen. Das werde geprüft. Derzeit würden außer dem Rotbach „ganz viele“ Gewässer trocken liegen. Der Bärenbach in Recklinghausen etwa oder der Schurenbach in Essen. Dass das ein Dauerzustand werde „das müssen wir verhindern. Dafür aber benötigen die Wasserverbände laut Abawi die Unterstützung der Kommunen und der Landespolitik. „Aber das ist ein Problem, das alle erkannt haben.“

>>Hintergrund

Der Rotbach entspringt als Vennbach nahe Oberhausen-Königshardt. In Bottrop heißt er Ebersbach. Der knapp 22 Kilometer lange Bach mündet in Voerde in den Rhein. Er entwässert ein 51 Quadratkilometer großes Einzugsgebiet.

Die Stadt Dinslaken will den Rotbach gemäß der Europäischen Wasserrichtlinie, die eine ökologische Verbesserung des Gewässers bis 2027 vorschreibt, zwischen B8 und Stadtgrenze Voerde renaturieren und im Bereich Thyssenstraße teilweise freilegen.