Dinslaken/Voerde. Lehrerin Monika Petermann reiste im Sabbatical nach Südafrika, der Dinslakener Schulleiter Bernd Saalfeld geht mit seiner Auszeit in Pension.
Wenn im Sommer Lehrer und Schüler in die Ferien starten, hat auch Bernd Saalfeld Schule aus – endgültig. Der Schulleiter des Gymnasiums Hiesfeld startet dann in das sogenannte Sabbatjahr – eine einjährige Auszeit – die für ihn gleichzeitig der nahtlose Übergang in den Ruhestand ist. Für ihn als Schulleiter sei es immer „so gut wie ausgeschlossen“ gewesen, mitten im Arbeitsleben ein Sabbatical zu nehmen, sagt er.
Saalfeld hätte sich nicht vorstellen können, ein ganzes Jahr lang im Gymnasium zu fehlen. „Ich gehe total gerne zur Schule. Für mich war das Sabbatjahr nie ein Thema. Mir haben die Ferien immer gereicht, ich kann gut zwischen Beruf und Freizeit trennen.“ Nun steht Bernd Saalfeld vor der Pensionierung, da habe das Freijahr ins Konzept gepasst, sozusagen als Übergang. So könne er die Pensionierung auf den Renteneintritt seiner Frau abstimmen, erklärt Saalfeld.
Was kommt nun? Mehr Zeit für die Familie, Enkel, fürs Fotografieren. Mehr Muße für Hobbys, „den Tag gemütlicher anfangen“. Und Saalfeld stellt die Gegenfrage: „Wovon träumt wohl jeder Lehrer? Urlaub außerhalb der Ferien zu machen. In Gegenden, die dann Saison haben.“ Zunächst wird Saalfeld wie die Jahre zuvor eine Radtour mit seiner Frau machen – aber gezielt nicht in den Sommerferien – und damit weitere Reisen außerhalb der Sommersaison einläuten. Konkret soll es auf den Jakobsweg und nach Neuseeland gehen.
Im Sabbatical nach Südafrika
Monika Petermann hat es im Sabbatjahr bereits weg aus Deutschland gezogen. Ein Perlenarmreif, der sie durch den Arbeitsalltag an der Realschule Voerde begleitet, umschließt ihr Handgelenk. Gelbe und blaue Zacken auf blauem und rotem Grund, die von südafrikanischen Frauen in Handarbeit gefertigt wurden. Das Sabbatjahr im Schuljahr 2012 und 2013 habe nicht weniger als ihr „Leben verändert“, sagt Monika Petermann. Nicht, weil sie sich endlich mal Zeit zum Entspannen gegönnt habe, sondern nach Südafrika flog. Dort arbeitete sie für eine NGO (Nichtregierungsorganisation), die sich mit einem Heim sowie einem Kindergarten unter anderem für HIV-Infizierte einsetzt. Die Idee zum Sabbatjahr sei ihr relativ spontan gekommen, innerhalb von nur zwei Jahren arbeitete sie bei gekürztem Gehalt. „Ich hatte vor, das schnell durchzuziehen.“
Der Gedanke: „Die Kinder sind groß, jetzt tue ich etwas nur für mich.“ Früher wollte Petermann entweder Stewardess oder Entwicklungshelferin werden, studierte aber in Frankfurt Lehramt. „Reisen war schon immer ein Thema.“
Und damit wollte die 63-Jährige nicht erst bis zur Pension warten, sondern loslegen, „solange ich noch fit bin“. Zunächst blieb Monika Petermann von September bis Dezember in Südafrika, merkte aber schnell, dass sie weitermachen wollte. Über Weihnachten ging es nach Hause, dann bis April 2013 wieder zur NGO.
Eine Herzensangelegenheit
Die Monate des Sabbatjahres haben ihren Horizont erweitert, den Blick auf das Leben in Europa verändert, sagt Petermann. „Die Menschen in Südafrika haben wenig und geben trotzdem, so dass es einem unangenehm sein kann.“ Das lasse sie nicht mehr los. „Die Kinder in Südafrika sind so wissbegierig, sie saugen alles auf. Weil sie wissen, dass Bildung ihre Chance ist.“
Zwei Mal pro Jahr – in den Oster- und Herbstferien – fliegt Monika Petermann nach Südafrika, um weiterhin bei der NGO zu helfen. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit.“ Die Arbeit in Südafrika bedeute keinen Stress für sie. Es fühle sich an, „wie nach Hause kommen“. Inzwischen leitet Monika Petermann an der Realschule Voerde auch eine eigene Afrika-AG, möchte ihre Erfahrungen an die Schüler und Lehrer weitergeben. Sie selbst konsumiere zurückhaltender, sei empfindlicher für das Thema Diskriminierung. „Letztendlich hat das Sabbatjahr meinen Fokus auf das gelenkt, was wichtig ist.“