Dinslaken. 37 Künstlerinnen und Künstler des Kulturkreises Dinslaken verwandelten Dachgeschoss im Voswinckelshof in einen „Wald“ von frei hängenden Werken.

Diese Balken werden bis zum 10. Juli nicht nur das Dach des Museums Voswinckelshof tragen, sondern auch Kunst. Aufgehangen an Kleiderbügel, die an Drähten vom Dachstuhl hängen, gemalt, gedruckt oder herausgeschnitten aus Malpappe im ungewöhnlichen Hochkantformat 1,5 mal 0,5 Meter. Dicht an dicht präsentieren 37 Künstlerinnen und Künstler des Kulturkreises seit Sonntag 73 Werke. Dem hohen Ansturm bei der Vernissage konnte man nur standhalten, weil die Eröffnung bei dem herrlichen Wetter und den dazu perfekt passenden brasilianischen Klängen von Gitarrist und Sänger Maxwell Olivera und seiner Schlagzeugerin auf den Elmar-Sierp-Platz verlegt wurde.

Ausgestellt wird unter dem Titel „Kunstbügel“

„Kunstbügel“ ist eine qualitätsvolle Ausstellung, mit der der Kulturkreis Dinslaken sich mehr oder weniger dem direkten Vergleich mit dem „Jungen Rheinland“ der 1920er Jahre eine Etage tiefer misst. Ähnlich wie bei „tondi“ haben sich das einheitliche Format und das Material nicht nur für das Gesamtkonzept als verbindend erwiesen. Neben vielen nicht gegenständlichen Arbeiten findet man spannende Lösungen, die konkret von der Auseinandersetzung mit dem Format oder dem Material zeugen.

Ein Blick in die schmalen Gassen Genuas

Da ist zum einen der menschliche Körper, mit seinen Maßen ideal fürs überlange Hochformat. Aber was ist das? Alfred Grimm lässt überaus gelenkige Akrobatinnen im Spagat und kopfüber quasi frei schwebend von der Decke hängen. Daneben lenkt Rainer Höpken den Blick in die schmalen Gassen Genuas, in denen zwischen den Häusern Regenschirme an Drähten tanzen: Eine Doppelung der besonderen Hängung der Ausstellung.

In seiner Einführung hat der stellvertretende Bürgermeister Eyüp Yildiz die Kunst am Bügel mit Mode „zwischen Karl Lagerfeld und der Kleidungsabteilung des Kaufhauses der Diakonie“ verglichen, jeder sei eingeladen, sich sein individuelles Lieblingsstück auszusuchen.

Ein zauberhafter Silberregen

Gar nicht von der Stange sind die Objekte am Bügel: Bettina Wolf hat ein zartes Drahtgespinst auf den Schnittmusterbogen für ein Dirndl gespannt. Zauberhaft ihr „Silberregen“: Ein Drittel der Malerpappe ist durch ein glitzerndes Drahtgeflecht ersetzt, in das übrig gebliebene graue Papier sind bunte Glaspyramiden gesetzt.

Remo Schyroki erinnert mit seinen bunten Städtelandschaften an 100 Jahre Bauhaus, Ingrid Hassmann schreibt „Worte, nichts als Worte“. Edith Bein montiert sich zersetzende Kunstfasern und Plastik in „Destruction all over the World“. Und dann hängt da doch noch ein „richtiges“ Kleid auf einem Bügel: Jedoch, es ist aus Filz, eine Arbeit von Heike Terbeck. Das skurrilste Objekt aber stammt von Silke Noltenhans: Ihre überdimensionale Schote ist aus Stoff und Kunstfell gearbeitet.

>>Info: Öffnungszeiten, Kunstkaffee und Kooperation

„Kunstbügel“ kann bis zum 10. Juli während der Öffnungszeiten des Museums Voswinckelshof von dienstags bis sonntags, 14 bis 18 Uhr, besucht werden. Der Eintritt ist frei. Am Sonntag, 23. Juni gibt es ab 14 Uhr einen Kunstkaffee mit den Beteiligten.

Die Ausstellung ist die erste innerhalb einer neuen Kooperation des Kulturkreises mit dem Museum Voswinckelshof, in deren Rahmen künftig nicht nur die Bildende Kunst, sondern auch Lesungen und Musik geboten werden sollen.