Dinslaken. Die Stadtwerke haben zehn Alternativen zum Freibad Hiesfeld geprüft. Die Stadt empfiehlt ein Außenbecken am Dinamare als günstigste Variante.

Die Stadtverwaltung schlägt der Politik ein Außenbecken am Dinamare als Ausgleich für das wohl wegfallende Freibad in Hiesfeld vor. Das erklärten Stadtwerke-Geschäftsführung sowie die versammelte Stadtspitze am Montag bei einem Pressegespräch. Zuvor hatte sich der Aufsichtsrat der Stadtwerke für diese Alternative ausgesprochen. Den Freibadverein wollten die Stadtwerke in einem Gespräch vor der Öffentlichkeit informieren – dieser hat aber abgesagt.

Das wurde geprüft

Die Politik hatte die Stadtverwaltung im März beauftragt, alternative Standorte für das Freibad Hiesfeld zu suchen. Zuvor hatten Gutachten die Sanierung des Freibades aufgrund der Bodenbeschaffenheit ausgeschlossen. Die Stadtwerke haben daraufhin zehn Standorte geprüft, die theoretisch die erforderlichen Voraussetzungen bieten: drei Hektar Fläche sowie etwa 100 Meter Abstand zu schutzwürdigen Nutzungen wie etwa Wohnbebauung.

Diese Alternativen wurden ausgeschlossen

Folgende Standorte wurden geprüft, aber verworfen: die Amalienwiese, eine Fläche zwischen Sterkrader Straße und Bahntrasse, eine Fläche östlich der Kirchstraße in Oberlohberg, ein Acker westlich der Heerstraße in Eppinghoven, ebenfalls dort eine Fläche angrenzend an die Waldorfschule, ein Acker zwischen Rotbach und Emscher angrenzend an die Bezirkssportanlage. Diese sechs Alternativen fielen aus baurechtlichen Gründen weg – etwa wegen Abständen zur Wohnbebauung oder weil Wohnbaupotenzialflächen dadurch wegfielen. Die Standorte in Eppinghoven seien zudem fünf Kilometer von Hiesfeld entfernt.

An diesen Stellen wäre ein Freibad theoretisch möglich

An den verbleibenden vier Stellen wäre ein Freibad theoretisch möglich: An der Trabrennbahn, in Barmingholten nördlich der Brinkstraße, in Oberlohberg westlich der Kirchstraße sowie am Dinamare selbst. Alle Standorte wären allerdings „mit erheblichen Nachteilen verbunden“ so die Stadtwerke. Die Fläche in Oberlohberg und die Trabrennbahn wurden im kürzlich beschlossenen Handlungskonzept Wohnen als Wohnbaupotenzialflächen deklariert. Die Fläche an der Brinkstraße „stellt die einzige größere und zusammenhängende Fläche im Stadtgebiet dar, die sich perspektivisch für eine gewerbliche Entwicklung“ anbiete, so die Stadt.

Diese Kosten würden anfallen

Außerdem wären die drei Alternativen erheblich teurer als ein Außenbecken am Dinamare, so Stadt und Stadtwerke. So müssten die Ver- und Entsorgungsleitungen neu gelegt werden, Parkplätze (zugrunde gelegt wurde die Parkplatzgröße am Dinamare), Technikgebäude, Umkleiden und Gastronomie neu gebaut, Bauland erworben werden. Der steuerliche Querverbund mit dem neuen Blockheizkraftwerk am Dinamare würde entfallen und an den anderen Standorten wäre mehr Personal vonnöten als am Dinamare, wo Synergien genutzt werden könnten: Fachkraft für Bäderbetriebe, Rettungsschwimmer, Kassen- und Reinigungspersonal. Zudem fielen zusätzliche Betriebskosten an. Beides wurde auf eine erwartete Betriebszeit von 30 Jahren hochgerechnet.

     
      © Stadtwerke Dinslaken

Die Investitionskosten für den Standort Barmingholten lägen danach rund 13,5 Millionen Euro über denen für den Bau eines Außenbeckens am Dinamare, für Oberlohberg würden 14,7 Millionen Euro zusätzlich anfallen, am teuersten wäre der Standort Trabrennbahn – allein das Grundstück wird mit 4,7 Millionen Euro berechnet – mit 15,4 Millionen Euro mehr als die Dinamare-Variante. Am Dinamare würden rund vier Millionen Euro Baukosten anfallen. Frühere Planungen sahen rund zwei Millionen Euro vor – allerdings sind seitdem die Baukosten gestiegen. Die vier Millionen Investitionskosten würden über 30 Jahre abgeschrieben und die Stadtwerke jährlich mit 130.000 Euro belasten.

Das spreche fürs Dinamare

„Das dargestellte Ergebnis der Prüfung alternativer Standorte spricht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten eindeutig für den Standort am Dinamare“, so die Stadtverwaltung. Zudem sei am Dinamare die Bodenbeschaffenheit bekannt, an den alternativen Standorten müssen die Baugrund-Verhältnisse zuerst geprüft werden. „Gründungstechnisch“ werde es am Dinamare „keine besonderen Herausforderungen geben. Darüber hinaus sind große Teile der Außenanlagen - Bepflanzung, Zaunanlagen, Beschallung, Durchschreitebecken - dort bereits vorhanden“, so die Stadtwerke.

Das ist geplant

Rechtwinklig zum bestehenden Gebäude am Dinamare könnte ein 25 mal 30-Meter-Außenbecken entstehen. Die Stadtwerke haben bei den Berechnungen bewusst die in Hiesfeld zugesagte Fläche zugrunde gelegt, um Diskussionen

Das Freibad am Volkspark wurde 2006 geschlossen. Das neue Außenbecken am Dinamare würde in etwa an der Stelle des alten Beckens entstehen.
Das Freibad am Volkspark wurde 2006 geschlossen. Das neue Außenbecken am Dinamare würde in etwa an der Stelle des alten Beckens entstehen. © ARCHIVBILD: EDUARD BEHRENDT

über die Wasserfläche zu vermeiden, so Stadtwerke-Geschäftsführer Josef Kremer. Der Bau könnte frühestens 2021, nach Abschluss der Erweiterungsarbeiten – unter anderem Sportbecken und Lehrschwimmbecken – beginnen. Ob die Liegewiese am Dinamare genügen würden, müsse ebenfalls noch geprüft werden. Sollte die Fläche der Hundewiese benötigt werden, müsse es einen Ausgleich für die Hundewiese geben, betonte Bürgermeister Dr. Michael Heidinger.

Das könnte mit dem Freibad-Grundstück in Hiesfeld geschehen

In Hiesfeld könnte anstelle des Freibades ein Freizeitpark entstehen,so die Stadtverwaltung. Auch wenn sich die Fläche aufgrund des Bodens nicht für größere Bebauung eigne, könne sie dennoch etwa für „eine naturnahe freizeitorientierte Nutzung“ zur Verfügung stehen, so Planungsdezernent und Kämmerer Dr. Thomas Palotz - auch unter „Einbeziehung der ehemaligen Gebäude“ könnte er sich eine Festivalwiese, Open-Air-Kino oder Beach-Volleyball vorstellen. Ohnehin solle das umliegende Areal rund um Wohnmobilstellplatz, Radwanderweg und Mühlenmuseum laut Ratsbeschluss aufgewertet werden. Bürgermeister Dr. Michael Heidinger stellt ein „touristisches Zentrum“ in Aussicht. An den Überlegungen sollen die Vereine beteiligt werden.

So geht es weiter

Welcher Standort infrage kommt, entscheidet die Politik. Auch der Alternativvorschlag des Freibadvereins muss noch geprüft werden – er liegt der Stadt allerdings noch nicht vor, bedauert der Bürgermeister. „Wenn er realisierbar ist, wird die Politik sich das sehr genau angucken“, so Heidinger. Die Frist dafür läuft bis zum 2. Juli. Der Sportausschuss diskutiert das Bäderkonzept erstmals am 6. Juni.

Das sagen die betroffenen Vereine

Die Stadtwerke haben den Vorstand des Freibadvereins vor zwölf Tagen zu einer Besprechung zwischen Aufsichtsratssitzung und Pressetermin eingeladen, um diesem die ausgearbeiteten Alternativen zu präsentieren. Zwei der drei Vorstandsmitglieder waren verhindert, einer allein sollte den Termin nicht wahrnehmen, so der Vorsitzende des Freibadvereins, Thomas Giezek. Zudem hatte der Freibadverein die Stadt aufgefordert, „unseren Architekten einzuladen bevor ein Beschlussvorschlag getroffen wird“, so Reinhard Claves, einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens Pro Freibad Hiesfeld. Dem sei nicht gefolgt worden. „Wir werden nicht ernst genommen und sind kein Spielball der Politik“, so Claves. Die Schwimmvereine, die 2017 das Bürgerbegehren pro Schwimmzentrum Dinamare angestrengt haben, geben sich neutral: „Für die Vereinsarbeit der Schwimmvereine ist ein Freibad wichtig, egal an welcher Stelle in Dinslaken, damit zu den Spitzenzeiten im Sommer ausreichend Wasserfläche in Dinslaken zu Verfügung steht,“ so Sprecher Norbert Bruckermann.