Die Stadtwerke Dinslaken machen im Geschäftsjahr 2018 22,7 Millionen Euro Gewinn. Das geplante Holzenergiezentrum soll 2022 in Betrieb gehen.

„Wir waren in diesem Jahr so gut wie noch nie.“ So leitete Stadtwerke-Geschäftsführer Josef Kremer die Jahres-Pressekonferenz zur Bilanz ein. Die Stadtwerke haben das Jahr 2018 erstmals mit einem Ergebnis von mehr als 20 Millionen Euro abgeschlossen: Über den satten Gewinn von 22,7 Millionen Euro nach 221 Millionen Euro Umsatz darf sich auch die Stadt freuen, die ein großes Stück vom Kuchen abbekommt: Die Ausschüttung der Stadtwerke beträgt in diesem Jahr 15 Millionen Euro statt zuletzt 9 Millionen Euro. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“ erklärte Josef Kremer - das Unternehmen habe rechtzeitig auf erneuerbare Energien und CO2-Ersparnis gesetzt. Auch 2019 soll ähnlich erfolgreich werden.

Preise sollen stabil bleiben

Allerdings beruhen die Zuwendungen auf Gegenseitigkeit: Durch eine Erhöhung des Stammkapitals der Stadtwerke durch die Stadt um 43 Millionen innerhalb von vier Jahren soll das Unternehmen in die Lage versetzt werden, große Investitionen umzusetzen.

In den Jahren bis 2020 soll die Ausschüttung an die Stadt danach 15 Millionen Euro betragen, in den Folgejahren jeweils 14 und zwölf Millionen Euro. Die Preise für Gas und Strom sollen „relativ konstant“ bleiben, so Kremer – losgelöst von Netzentgelten – auch der Wasserpreis soll stabil bleiben.

Das ist geplant

100 Millionen Euro investieren die Stadtwerke in das Dinslakener Holzenergiezentrum (DHE), das Ende 2022 an der Thyssenstraße in Betrieb gehen soll. „Wir haben 2022 die einmalige Situation, aus der Kohle auszusteigen und auf Holz umswitchen zu können“, so Kremer. Der 110 Aktenordner starke Genehmigungsantrag wurde im März bei der Bezirksregierung eingereicht. Das Erörterungsverfahren soll im Herbst starten. Ziel ist ein Baubeschluss bis Ende des Jahres, Baubeginn könnte dann im Februar 2020 sein. Die Bauzeit von zwei Jahren beinhaltet bereits einen Puffer. Wenn die Anlage in Betrieb geht, soll die Wärme- und Stromversorgung in Dinslaken nahezu CO2-neutral sein. Derzeit bewerben sich mehrere Altholz-Lieferanten um eine Beteiligung.

Den Bau des umstrittenen Altholz-Kraftwerks in Duisburg verfolgen die Stadtwerke nicht weiter. Statt dessen soll auch die Nutzung der Industriellen Abwärme aus der Sinteranlage 3 von Thyssenkrupp Steel soll Dinslaken, Voerde und Moers mit Fernwärme versorgen.

In Hünxe-Bucholwelmenist gemeinsam mit der Firma Kipp aus Hünxe und der Firma Koehler Renewable aus Oberkirch ein neues Biomasse-Heizkraftwerk geplant, das zum Jahreswechsel 2020/21 in Betrieb gehen soll und bei dem nun das Genehmigungsverfahren ansteht. Hier soll Biomasse aus Holzhackschnitzeln oder aus dem Siebüberlauf aus der Kompostierung zu Strom und Wärme für Friedrichsfeld und – über eine neue Verbindungsleitung vorbei am Gewerbegebiet Grenzstraße – für Voerde werden.

Um auf den Kohleausstieg vorbereitet zu sein“, so Josef Kremer, ergänzen die Stadtwerke die Standorte mit kleineren Blockheizkraftwerks. Auf dem Loh am GHZ in Hiesfeldbauen die Stadtwerke in diesem Jahr ein neues BHKW, das im Winter die Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme in Hiesfeld garantieren soll. Die Anlage wird in einer zwölf Meter langen und vier Meter breiten Beton-Schallhaube untergebracht, die einer Fertiggarage mit einem zehn bis 15 Meter hohen Schornstein ähnelt. Sie besteht aus einem Gasmotor mit Generator und Nebenanlagen. Die Schallimmissionen sollen 35 dB (A) am Immissionspunkt GHZ unterschreiten. Die Anlage wird über eine begrünte Schallschutzwand von der Schule getrennt. Das Flex-BHKW in Lohberg wurde zudem modernisiert und soll kommende Woche in betrieb gehen.

In China wollen die Stadtwerke mit ihrem Kooperationspartner Feiyuan Enterprise Group die Fernwärmeversorgung eines neuen Stadtviertels in Nanjing aufbauen. Ein neues Stadtviertel bedeutet dort: 1,5 Millionen Menschen auf der Fläche von Dinslaken. Derzeit geht es um eine Beratungsfunktion. Das Projekt mit einem Investitionsvolumen von einer Milliarde Euro ist aber „so lukrativ“, so Kremer,. dass die Stadtwerke auch gerne als Partner einsteigen würden. Darüber müsse der Aufsichtsrat entscheiden. Ende des Jahres könnte ein Vertrag vorliegen, hofft Kremer.

Steag-Anteile abgeben

Abgeben würden die Stadtwerke auf lange Sicht ihre Steag-Anteile. Derzeit stecken sechs Prozent Dinslakener Anteile im Beteiligungskonsortium. „Wenn der Preis stimmt“, die Steag also wieder auf soliden finanziellen Füßen steht, „macht es Sinn über einen Verkauf nachzudenken,“ so der Geschäftsführer der Stadtwerke. Zunächst müssten die Stadtwerke die Anteile den anderen Beteiligten des Konsortiums anbieten. Am Mittwoch, 29. Mai, diskutiert der Rat über eine 2-Millionen-Bürgschaft für das Konsortium.

Und die Schwimmbäder?

Das Dinamare war nur kurz Thema. Der Ausbau habe begonnen, das Bad werde sich verdoppeln, so Kremer. Zur Frage eines Freibades soll es am Montag einen Beschluss des Aufsichtsrats - und anschließend ein Pressegespräch geben.

>>HINTERGRUND

In Dinslaken versorgen die Stadtwerke 36.000 von 42.000 Stromkunden. Die Fluktuation sei gering, so Kremer. Bundesweit kommen 22.000 Stromkunden und 400 Gaskunden hinzu.

Das Unternehmen hat 380 Mitarbeiter. Erstmals haben die Stadtwerke ab 1. September 20 Auszubildende. Besuche in Schulen hätten zu mehr Bewerbungen geführt. „Wir bilden unsere Fachkräfte selber aus“, so Personalchef Andreas Heinrich. Zudem biete das Unternehmen maßgeschneiderte Trainee-Programme für Uni-Absolventen an. (aha)