Hünxe. Rund 40 Frauen aus Hünxe und Voerde demonstrierten zur Aktion „Maria 2.0“ vor St. Albertus Magnus für Veränderungen in der katholischen Kirche.
Was sie empfinden und was ihre Ziele sind, das konnte man an den vielen Plakaten und Transparenten der Damen, die sich vor der St.-Albertus-Magnus-Kirche am Waldweg in Bruckhausen versammelt hatten, ablesen.
Die Slogans „Wir haben den Kaffee auf“, „Jesus hätte diese Kirche nicht gewollt“, „Gleichberechtigung. Punkt. Amen“ und „Ich habe einen Traum von einer gerechten Kirche“ machten deutlich, dass die Anwesenden mehr als nur unzufrieden mit dem Zustand der katholischen Kirche sind.
Kontakt zu den Münsteraner Frauen
„Das ist heute unser Tag“, unterstrich die Sprecherin der kfd St. Albertus Magnus, Maria Hernicke, angesichts der aktuellen Stimmung, die unter den Frauen in der Kirche umgeht. „Auftreten statt aufstehen“ lautete ihr persönliches Motto. „Heute ist ein Konzert, da sehen sie uns alle.“
Die Frauen legten später die Banner mitten auf den Weg, damit auch ja niemand daran so einfach vorbeigehen kann. Schon im Dezember habe man im Zuge der Aktion „Macht das Licht an“ die geschlossenen Kirchen mit Lampen angestrahlt. Es gebe auch Kontakt zu den Münsteraner Frauen, von denen der Impuls ausging.
Lange genug „den Mund gehalten“
„Wir haben den Mund lange genug gehalten. Jetzt sollten wir auch was sagen“, zeigte sich Mitstreiterin Ines Kandora „überrascht von soviel Frauen“. Jeder müsse das selbst mit sich ausmachen, aber: „Die stehen alle dafür hier.“
Unter den Frauen war auch eine kfd-Gruppe aus Spellen. „Es ist wichtig, dass etwas geschieht. Wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert“, meinte eine Frau. „Wir haben die Plakate vorbereitet und darüber geredet. Alle wollen etwas verändern“, sagte Christel Andres.
Zölibat sei nicht mehr zeitgemäß
Sie mache besonders „die Sache mit dem Missbrauch, und dass der nicht vor ein weltliches Gericht kommt“, wütend. Die Voerderin Hiltrud Hillesen regte ein anderes Thema auf: „Ohne uns läuft wenig in der Kirche. Das sollte sich auch widerspiegeln – bei Diakonissinnen und Priesterinnen. Die Trennung ist total veraltet.“ Und Ulla Klärs hielt „das Zölibat nicht mehr für zeitgemäß“.
„Die Kirche steht in einer tiefen Krise“, meinte Maria Hernicke im Rahmen der halbstündigen Andacht vor der Kirche und nannte „intransparente Strukturen, das Klerikale, den Missbrauchsskandal und die unbefriedigende Rolle der Frau“ als Beispiele.
Frauen bei Ämtern außen vor
Man stehe an diesem Platz stellvertretend für die Kirchen in Dinslaken, Voerde und Hünxe. „Und wir stehen draußen vor der Kirche, um deutlich zu machen, dass wir Frauen ‘draußen’ sind bei der Vergabe von Ämtern.“
In einer gemeinsamen Fürbitte sprachen die Frauen sich für eine Kirche aus, „wo Persönlichkeit und Fantasie Platz haben“, „in der nicht das Recht des Stärkeren gilt“, „wo man lebendig streitet und nicht Probleme totschweigt“ und „wo für Männer und Frauen alle Wege und Dienste offen sind.“
Am Thema dranbleiben
Wie tief der Frust sitztund wie weit die aktiven, zumeist älteren Frauen bereit sind, zu gehen, zeigte sich, als sie vor der St. Albertus-Magnus-Kirche gemeinsam die Fussball-Stadionhymne „Steht auf“ in neuem Text-Gewand sangen: „Steht auf Frauen, seid bereit. Steht auf! Es ist wirklich Zeit. Die Kirche braucht Veränderung, sonst sind wir weg, ob alt oder jung.“ Und Maria Hernicke machte klar: „Wir bleiben an dem Thema dran.“