Voerde. . Trotz schlechten Wetters kamen viele Besucher zum Voerder Mahnmal, um an das Ende des Zweiten Weltkriegs zu erinnern. GV-Schüler gestalteten mit.

Das Wetter meinte es in diesem Jahr nicht gut. Doch trotz des Regens kamen wieder viele Besucher, der Witterung angepasst, zur Gedenkfeier am Mahnmal Buschmannshof anlässlich des 74. Jahrestages des Kriegsendes am 8. Mai 1945 und zum Gedenken an die Opfer von Terror, Gewalt und Krieg.

Eingeladen hatte Marlies Wellmer, ehemalige Sprecherin der „Friedensgruppe Voerde“, zusammen mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 11 des Gymnasiums Voerde (Projektkurs „Gegen das Vergessen“), sowie Bürgermeister Dirk Haarmann und dem Heimatverein Voerde. „Im vorigen Jahr stand man wegen der Sonne unter den Bäumen, jetzt wegen des Regens“, sagte Gisela Bautz, ebenfalls von der Friedensgruppe, zur Begrüßung der Gäste, darunter Vertreter von hiesiger Politik, Kirchen, Vereinen und Verbänden, am geschmückten Mahnmal.

Dort, wo sich heute die Wohnsiedlung Buschmannshof befindet, stand in den Kriegsjahren 1943 bis 1945 das Zwangsarbeiterlager der Essener Firma Krupp, in dem zwischen November 1944 und Februar 1945 insgesamt 99 der etwa 120 dort untergebrachten Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen im Alter von zweieinhalb Monaten und vier bis fünf Jahren in Folge von Krankheiten (vor allem Diphterie) und Unterernährung starben.

Auf Initiative der ehemaligen „Friedensgruppe Voerde“ wurde vor über 30 Jahren, am 5. September 1987, ein Mahnmal an der Straße „Am Kindergarten“ errichtet, das an das Schicksal der Zwangsarbeiterkinder erinnert. Das Mahnmal am Buschmannshof ist seitdem zu dem Ort geworden, an dem in Voerde jährlich am 8. Mai an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert und gegen Krieg und Gewalt in unserer Zeit ermahnt wird.

In Wortbeiträgen erinnerten die GV-Schüler an die Geschichte des Lagers mit seinen zweistöckigen Baracken an der Barbarastraße (die letzte wurde 1983 abgerissen), an dessen Bewohner und deren Versorgung. Auch nachdenklich stimmende Zitate, Gedanken und Gedichte wurden vorgetragen.

99 Kinder starben in dem Lager

Marlies Wellmer hob stellvertretend das Schicksal einer Mutter mit Töchterchen Luba hervor, eines der 99 dort gestorbenen Kinder. „Ein Tag der Erinnerung muss sein.“ Heute sei der Militärhaushalt mit 43 Milliarden Euro dreimal so groß wie der Haushalt für Bildung und Gesundheit. „Ein Skandal“, so Wellmer. Sie zitierte Erich Kästner: „Kriege lassen sich nicht gewinnen, aber der Friede.“

„Was Sie gehört haben, hat Geschichte lebendig gemacht“, sagte Heinz Boß, Vorsitzender des Heimatvereins Voerde, und wies auf dessen Projekt „Geschichtspfad“ und eine neue Stele im Buschmannshof hin. „Ich kann nur wünschen, dass viele Leute hier vorbei kommen und sich erinnern.“

Bürgermeister Dirk Haarmann dankte allen Beteiligten und lobte die GV-Schüler für die Auseinandersetzung mit dem Thema. „Sie ermahnen sich und uns, dass wir Verantwortung tragen, um wachsam zu sein und sie erinnern uns an unsere Werte: ‘Die Würde des Menschen ist unantastbar’.“ Viel Applaus!

Zum Abschluss sangen alle das Lied „We shall overcome“, begleitet von Florian Kropp auf der Gitarre.