Voerde. . Der Name der Straße, die in Voerde als Zufahrt zum Rathaus und zum Marktplatz dient, liegt in der Himmelsrichtung begründet.

An ihr führt kaum ein Weg vorbei, wenn etwa öffentliche Stellen wie Rathaus, Marktplatz, Stadtbibliothek oder Volkshochschule angesteuert werden sollen. Durch sie werden wichtige Anlaufpunkte in der Voerder Innenstadt erschlossen. Ihr Name ist ungewöhnlich: „Im Osterfeld“ steht auf den Straßenschildern und besonders in diesen Tagen mag man sich fragen, ob das christliche Fest etwas damit zu tun hat.

Wer mehr über die genaueren Hintergründe von Straßennamen in Voerde, Stockum, Holthausen und Möllen wissen möchte, wird in einem Buch fündig, das der Heimatverein im Jahr 1995 als vierten Band der Reihe „Voerder Beiträge“ herausgebracht hat. Und tatsächlich: „Wenn Straßen erzählen“ – verfasst von Helmut Schmitz und Klaus Dieter Schneider – geht auch der Geschichte der Straße „Im Osterfeld“ nach.

Der Name der Straße hat nichts mit Oster zu tun

Diese hieß bis 1954 noch „Osterfeldstraße“ und führte dereinst von der Bahnhofstraße bis zur „Hövelmannskath“, die wiederum damals noch den Namen „Auf dem Hövel“ trug. Heute endet „Im Osterfeld“ am Teichacker.

Der Name, so klären die Autoren des Buches auf, hat mit Ostern nichts zu tun. Osterfeld beziehe sich auf Ländereien, die zu dem seit 1600 bezeugten und ab 1815 von der Familie Laakmann bewirtschafteten Feldmannhof gehörten. Diese schlossen „unmittelbar östlich an das Hofgrundstück“ an. Osterfeld bedeute „das östliche Feld“. Der Name „hat also mit der Himmelsrichtung“, stellen die Autoren fest.

Voerde fürchtete um die Selbstständigkeit

Die Informationen über diesen Straßennamen finden sich in dem Kapitel, das von Voerdes „Neuer Mitte“ handelt. 1965 habe die Landesregierung eine Sachverständigenkommission zur kommunalen Neuordnung des Landes NRW eingesetzt, deren Aufgabe es war, „die räumliche Gliederung des Landes zu überprüfen, der Siedlungsentwicklung Rechnung zu tragen und Vorschläge zur Neustrukturierung zu erarbeiten“ – dies „mit dem erklärten Ziel, eine Vielzahl kleiner bis dahin selbstständiger Kommunen aufzulösen und zu größeren, vorgeblich funktionaleren Gemeinwesen zusammenzufassen“.

Die damalige Gemeinde Voerde fürchtete in Folge dessen um ihre Selbstständigkeit, vor allem hinsichtlich des Arguments, Voerde sei wegen „seiner dezentralen Gemeindestruktur ohne eigentlichen Ortskern als selbstständiges Gemeinwesen nicht erhaltenswürdig“.

Ein Ortszentrum sollte geplant werden

Um einer drohenden Aufteilung zwischen Dinslaken und Wesel entgegentreten zu können, gaben die Stadtväter an den Architekten und Stadtplaner Dr. Günther Marschall eine Planung für ein Ortszentrum in Auftrag. Zwei Jahre später lag der Bebauungsplanentwurf für das „Osterfeld“ vor.

Dieser beinhaltete, das gesamte, ehedem zum Laakmannshof gehörende Gelände zum Bau eines neuen Ortsmittelpunktes zu nutzen, wie in dem Buch „Wenn Straßennamen erzählen“ weiter zu lesen ist.

70 Eigenheime und 1700 Mietwohnungen entstanden

Und so seien ab dem Jahr 1970 zwischen der Tönningstraße und der Straße „Im Osterfeld“ 70 Eigenheime und rund 1700 Mietwohnungen entstanden, wobei die Erschließung der Neubaugebiete über die Bahnhofstraße und die Straße „Im Osterfeld“ vorangetrieben worden sei.

1974 stand endgültig fest, dass Voerde selbstständig bleiben würde – und so kam es, dass die Arbeiten zum Ausbau des Ortszentrums „kräftig vorangetrieben“ wurden. Die Straße „Im Osterfeld“ – bis dahin, so die Autoren, „eher ein provisorischer Schotterweg“ – sei „befestigt und ausgebaut“ worden.

Dies sei auch mit Blick auf deren künftige Nutzung als Zufahrt zum Marktplatz und zum damals geplanten neuen Rathaus geschehen. 1994 gab es den Buchautoren zufolge auf dem Abschnitt zwischen Bahnhofstraße und Rathausplatz einen weiteren Ausbau, der zur Regelung des Verkehrsflusses und zur Verschönerung des gesamten Zentrums erforderlich gewesen sei.