Dinslaken. Interessierte sollten laut Pflegekinderdienst in Dinslaken Zeit, Geduld und Humor mitbringen. Laut zwei Pflegeeltern „muss es einfach passen“.

Max ist ganz aufgeregt. „Mama!“, ruft er laut – schon ehe er sie überhaupt sehen kann. Dann rauscht der Dreijährige rein, läuft zu Mama und legt ein Bilderbuch in ihren Schoß. „Das müssen wir mitnehmen: Da sind Dinos drin!“ Mama Britta hält das Buch fest, wechselt ein paar Worte mit dem Kleinen, lacht und streichelt ihm über den Kopf.

Ähnliches werden sie und ihr Mann Dirk in der nächsten Stunde noch häufiger mit Max und seiner gleichaltrigen Schwester Mia machen: Statt um Dinos geht es dann um die eine Puppe, die Mia ganz dolle gern hat, darum, dass beide Hunger haben oder ganz dringend Pipi machen müssen. Alltag mit zwei Dreijährigen eben. Warum das dann in der NRZ steht?

Weniger Pflegeeltern in den vergangenen Jahren

Weil es bei der Familie doch ein bisschen anders ist, als bei den meisten anderen. Denn: Mia und Max sind Pflegekinder. Deshalb sind ihre Gesichter auf dem Foto oben nicht zu erkennen, deshalb haben beide für den Artikel andere Namen bekommen. Mia und Max sind auch gerade nicht zuhause in ihrem Kinderzimmer, sondern laufen, sitzen oder spielen in der 3. Etage des Stadthauses.

Hierhin haben die Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes der Stadt Dinslaken eingeladen – weil sie auf der Suche nach Menschen wie Britta und Dirk B. sind. Sie suchen weitere Pflegeeltern. „Das Interesse ist in den vergangenen Jahren doch sehr zurückgegangen“, sagt Bärbel Eder, die gemeinsam mit Irmgard Hemmers und Daniela Pagonakis für den Pflegekinderdienst arbeitet.

Pflegekinderdienst wünscht sich mehr Interessierte

Aktuell gebe es etwa 100 Pflegeeltern hier und auch wenn es in Dinslaken derzeit keine Kinder gebe, die auf Pflegeeltern warten müssten, wünschen die drei Frauen sich mehr Interessierte. „Es wäre einfach toll, wenn wir Auswahl hätten“, sagt Eder. „Schließlich passt nicht jedes Kind auch zu jeden Pflegeeltern“, erklärt sie. „Und passen, das muss es einfach.“ Bei Mia, Max und ihren Pflegeeltern war das der Fall.

Im Sommer 2016 haben die vier sich zum ersten Mal getroffen, Mia und Max waren gerade 15 Monate alt. Die vier haben sich dann knapp fünf Monate lang näher kennengelernt; anfangs im „Zwischenzuhause“ der Kleinen, dann mal bei der Pflegefamilie; erst nur für ein paar Stunden und in Begleitung des Pflegekinderdienstes, dann mal für eine Stunde alleine zu viert und schließlich dann auch über Nacht. „Und im November 2016“, erzählt Papa Dirk, „haben wir vier dann gemeinsam entschieden: Das passt. Und meine Frau und ich haben entschieden: Wir lassen uns darauf ein. Mit allen Konsequenzen.“

Manches muss mit Vormund abgesprochen werden

Zu diesen Konsequenzen gehören bei Pflegeeltern unter anderem, dass sie zwar einiges, aber eben nicht alles ohne den Vormund der Kinder entscheiden können. Als Mia und Max in die Kita kamen, musste der Vormund einiges unterzeichnen, gleiches galt bei der Ausstellung der Personalausweise.

Und dann sind da natürlich noch die leiblichen Eltern, die eine Rolle spielen – mal mehr, mal weniger. „Wir wünschen uns für alle leiblichen Eltern Besuchskontakte“, sagt Daniela Pagonakis. Wie wichtig das sei – auch für die Kinder – erkläre man den Eltern aber frühzeitig, schon ehe sie auf mögliche Pflegekinder träfen. Und so wachsen auch Mia und Max in dem Wissen auf: Da gibt es Mama und Papa und da gibt es auch noch diejenige, aus deren Bauch ich komme. Und das ist nicht nur OK für alle vier, sondern so auch genau richtig.

>> INFOABEND UND MEHR

  • Verschiedene Arten von Pflege gibt es: Bei der familiären Bereitschaftsbetreuung werden Kinder oft sehr kurzfristig in akuten Krisensituationen von Pflegeeltern aufgenommen – die Bereitschaftsfamilie ist ein Ort der Klärung. Die Vollzeitpflege hingegen kann vorübergehend, für einen bestimmten, begrenzten Zeitraum oder auf Dauer – also bis zur Selbständigkeit des Kindes – angelegt sein.
  • Personen, die sich vorstellen können, ein Pflegekind bei sich aufzunehmen, erhalten Informationen beim Pflegekinderdienst: auf www.dinslaken.de sowie bei Bärbel Eder unter 02064/66571.
  • Die Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes veranstalten zudem einen Infoabend für Interessierte – am Dienstag, 9. April, um 18 Uhr, in der 4. Etage des Stadthauses an der Wilhelm-Lantermann-Straße 65.