Dinslaken. . Stadtwerke Dinslaken haben Liefervertrag mit Steag nicht verlängert, um selbst als Produzent von Strom und Wärme zu fungieren – dies CO2-neutral.

Warum verzichten die Stadtwerke Dinslaken auf Fernwärme aus dem Block 9 des Steag-Kohlekraftwerks in Walsum? Warum wird das Holz-Energiezentrum an der Thyssenstraße errichtet? Auch die personelle Verflechtung von Stadtwerke Dinslaken und der Wärme-, Energie- und Rohstoff GmbH (WER) in Hückelhoven ist hinterfragt worden. Das Unternehmen wird das Material liefern, das im Holz-Energiezentrum zur Gewinnung von Strom und Wärme eingesetzt wird. Gegenüber der NRZ äußerte sich Josef Kremer, Geschäftsführer der Stadtwerke, zu diesen Aspekten.

Die Entscheidung, den Liefervertrag mit der Steag nicht zu verlängern, habe mehrere Gründe. Einer davon ist, dass sich dadurch die Möglichkeit ergibt, selbst als Produzent von Strom und Wärme zu fungieren. Und das CO2-neutral. In Walsum wird Kohle verbrannt. Dinslaken ist der einzige Kunde, der mit Wärme aus dem Block 9 versorgt wird. Fällt die Lieferung weg, werde keine wärmegeführte Produktion in Walsum mehr gefahren, meint Kremer.

Stadtwerke-Chef verweist auf hohe Kostensteigerung

Auf der anderen Seite hätte die Möglichkeit bestanden, den Vertrag mit der Steag zu verlängern, um weitere zehn Jahre. Bei einer weiteren Belieferung aus Walsum würde das im Vergleich zu den heutigen Kosten eine Steigerung um 7,4 Millionen Euro pro Jahr mit sich bringen.

„Das müssten wir eins zu eins an die Kunden weitergeben“, so Kremer. Auch mit Blick auf die Entscheidung der Kohlekommission, nach der damit zu rechnen ist, dass Kohlekraftwerke den Betrieb einstellen werden, erscheint es richtig, den Vertrag nicht zu verlängern, sondern auf das Holz-Energiezentrum zu setzen.

Die Idee, Altholz einzusetzen, hat mit den Erfahrungen zu tun, die man in Hückelhoven gesammelt hat. Dort steht seit 15 Jahren eine solche Anlage, nie habe es Probleme mit der Versorgung, nie habe es technische Probleme gegeben, so Kremer.

Mit der WER, die in Hückelhoven sitzt, habe man einen erfahrenen Partner an der Seite. „Bei den Aufbereitern, den Lieferanten der WER, gibt es unangekündigte Kontrollen“, so Kremer. Dort wird das angelieferte Holz in die Kategorien A1 bis A4 (hochbelastete Hölzer) klassifiziert und aufbereitet. „Wir haben zugesagt, dass wir in Dinslaken kein A4-Holz einsetzen werden, wir werden auch so die Genehmigung beantragen.“

Kremer: WER kauft ein bis zwei Euro billiger ein

Damals standen die Stadtwerke vor der Entscheidung, eine eigene Mannschaft aufzubauen, um den Holzeinkauf zu erledigen oder Know-How einzukaufen. Man entschied sich für die zweite Variante, gründete die eigenständige Gesellschaft WER. Kremer selbst war dort einige Jahre Geschäftsführer.

Aus den Zeiten seiner vierjährigen Tätigkeit als Prüfer bei der Firma Trienekens kannte Kremer Fachleute und Know-How-Träger, die er für die WER gewann. Die Stadtwerke Dinslaken stellen in dieser Gesellschaft eine Geschäftsführerin. Das sei eine sachliche und fachliche Entscheidung, die Vorteile bringe. So kaufe die WER ein bis zwei Euro billiger ein als die Konkurrenz. Jedes Jahr werden die Geschäfte überprüft, bislang habe das Unternehmen immer die gesetzlichen Anforderungen erfüllt, habe die notwendigen Bescheinigung bekommen.

Das Grundstück an der Thyssenstraße besteht aus mehreren Flurstücken, die Firmen der Hellmich-Gruppe gehören. Wie Kremer sagt, gibt es einen Kaufvertrag mit einem vereinbarten Kaufpreis. Wird der Baubeschluss gefasst, wird der geschlossene Vertrag vollumfänglich wirksam. Im Gegenzug hat die Hellmich-Gruppe erbeten, das Recht zu bekommen, 14 Prozent der Anteile am Stammkapital des Holz-Energiezentrums zu erwerben.

Thyssenstraße-Areal „einzig verfügbare“ Industriefläche

Das Gelände an der Thyssenstraße ist die einzige verfügbare Industriefläche, auf der ein solches Projekt möglich sei. Lohberg falle raus. Von der Thyssenstraße könne die erzeugte Wärme ins Primär- und Sekundärnetz der Fernwärme eingespeist werden. Das wäre in Lohberg nicht möglich.

Der Standort mache auch Sinn, weil die Stadtwerke eine Trafostation für die Stromversorgung in Dinslaken erneuern müssen. Es bietet sich an, die Erneuerung auf diesem Grundstück vorzunehmen. Für die Stromverteilung müssen keine weiten Wege zurückgelegt werden.