Dinslaken. . Mirko Schombert inszeniert an der Burghofbühne Theateradaption von Jonathan Safran Foers „Extrem laut und unglaublich nah“. Premiere: 11. Januar.

Zwei Oscar-Nominierungen gab es für die Verfilmung von „Extrem laut und unglaublich nah“. „Der Film bewegte sich aber nur auf einer Erzählebene“, wie Mirko Schombert kritisiert. Der Burghofbühnen-Intendant und die Dramaturgin Nadja Blank kennen und lieben den Roman von Jonathan Safran Foer seit vielen Jahren. Und deshalb wird, in engerer Anlehnung an die literarische Vorlage und unter Berücksichtigung der erweiterten Möglichkeiten des Theaters, Schomberts Inszenierung des Stoffes gleich zweimal mehr zu bieten haben als die Verfilmung: drei Erzählebenen. Und drei Oskars! Wie das funktioniert, erleben die Premierenbesucher am Freitag, 11. Januar, um 20 Uhr im Tribünenhaus der Trabrennbahn.

Oskar Schell ist ein Suchender und ein Erfinder. Einer, der das Nichtsichtbare sichtbar machen möchte. Stimmungen zum Beispiel, wie Nadja Blank zu berichten weiß. „Ein Duschwasser, das die Haut nach der Stimmung färbt, damit jeder weiß, wie der andere sich fühlt.“ Aber auch das, was hinter der Fassade steckt. Wer die Menschen sind, die sich hinter den Häuserfronten einer anonymen Großstadt verbergen. Der Grund für sein Interesse an anderen Menschen: Selbsterkennung durch das Erkennen anderer. „Oskar ist auf der Suche nach sich selbst“, erklärt Mirko Schombert. Dass ihn diese Suche durch New Yorker Wohnungen führt, ist ein Handlungsstrang.

Vater starb am 11. September 2001

Die Handlungsebene, die von einem neunjährigen Jungen erzählt, der seinen Vater am 11. September 2001 in einem der Türme des World Trade Centers verliert und nun allem nachspürt, was ihm der Vater an Lebenshilfe und Beistand hinterlassen haben mag. Aber da sind auch die Großeltern dieses Oskar Schells, die nach der Bombardierung aus Dresden in die USA flohen. Ihre Geschichte mag einer der Gründe sein, warum die Burghofbühne derzeit ein steigendes Interesse auch an ihrer Produktion spürt – sowohl medial wie auch im Verkauf an Gastspielorten.

Der wichtigste Aspekt für Mirko Schombert als Regisseur allerdings ist die innere Ebene des hochbegabten neunjährigen Kindes selbst: Seine Gefühlswelt, die eine gewichtigere Rolle spielt als die Welt nach 9/11, in der der Roman angesiedelt ist. Der Blick auf die Welt, mit der Oskar im wahrsten Sinne des Wortes verschlossene Fassaden öffnet und Menschen zusammenführt. Und weil diese innere Welt um ein so vieles mannigfaltiger ist, wird Oskar innerhalb des fünfköpfigen Ensembles auch von gleich drei Schauspielern gespielt.

„Haupt-Oskar“ und „Neben-Oskars“

Julia Sylvester ist der „Haupt-Oskar“, Philipp Pelzer und Malte Sachtleben die „Neben-Oskars“. Dazu übernehmen alle drei weitere Rollen. Doppelrollen auch für Christiane Wilke und Jan Exner, der auch die Musik für „Extrem laut und unglaublich nah“ schrieb. Die beiden spielen sowohl Oskars Eltern wie die Großeltern. Apropos Musik. Die wird auf der Bühne live gespielt: Bass, Gitarre und ein Theremini - die Moog-variante des berührungslos nur durch die Bewegung der Hände in der Luft gespielten Theremins.

Karten gibt es für 15 Euro zzgl. Vvk-Gebühr u. a. im Dinslakener Pressehaus.

Vor der Premiere kommt das Werkstattgespräch. Am Sonntag, 6. Januar, spricht Burghofbühnen-Intendant Mirko Schombert auf Einladung des Vereins r(hein-kultur-welt im Weseler Gasthaus „Himmel und Erde“, Caspar-Baur-Straße 36, über seine Inszenierung von „Extrem laut und unglaublich nah“ nach dem gleichnamigen Buch von Jonathan Safran Foer. Beginn ist um 12 Uhr. Das Werkstattgespräch findet traditionell im lockeren Rahmen bei selbstgekochter Suppe statt.

  • Karten zur Veranstaltung zum Preis von 15 Euro (Schüler und Studenten zahlen vier Euro) gibt es im Vorverkauf in Voerde bei Schreibwaren Groos, Friedrichsfelder Str. 20 ( 02855/81958), den Buchhandlungen Korn am Dinslakener Altmarkt ( 02064/58310) und in Wesel auf der Brückstraße 13 ( 0281/21876) oder bei Buch & Präsent Mila Becker in Friedrichsfeld auf der Bülowstr. 4 ( 0281/41409). Eventuell gibt es Restkarten an der Tageskasse.