Hünxe/Kreis Wesel. Dafür brauche es weniger Bürokratie, sagen Schäfer aus dem Kreis Wesel und Grünen-Politiker aus Land und Bund. In Hünxe trafen sie sich nun.

Maik Dünows vier Herdenschutzhunde sind wachsam. Kaum, dass mehrere Autos an der Weide nahe des Flugplatzes Schwarze Heide halten, stehen sie am Zaun und bellen diejenigen an, die aus den Pkw steigen. Gleiches sollen sie auch dann tun, wenn Gefahr für die knapp 350 Schwarzkopfschafe droht – beispielsweise durch die im Kreis Wesel ansässige Wölfin. Doch diesmal dient das Bellen der Pyrenäenberghunde weniger zur Abschreckung als vielmehr zur Begrüßung: Schließlich ist auch ihr Herrchen unter den Ausgestiegenen.

Schäfer Maik Dünow hatte am Mittwoch Besuch von dem grünen Landtagsabgeordneten Norwich Rüße (Sprecher für Naturschutz und Landwirtschaftspolitik) sowie dem agrarpolitischen Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff. Thema des Treffens: Der Umgang mit dem Wolf und der Herdenschutz. Man wolle Eindrücke vor Ort sammeln, mit Schäfern sprechen und die Erkenntnisse unter anderem aus dem Besuch in Hünxe später für die politische Arbeit auf Landes- wie Bundesebene verwenden, so die Grünen-Vertreter.

Wie kann Co-Existenz von Wolf und Umwelt funktionieren?

Die beiden Grünen-Politiker betonten ihr Ziel, herausfinden zu wollen, „wie eine Co-Existenz von Wolf und Umwelt funktionieren kann“ (Ostendorff). Wichtig dafür sei es, da waren sich die Politiker sowie die Schäfer Maik Dünow und Sebastian Schäfer einig, bürokratische Hürden abzubauen, so dass Hirte und auch Landwirte Schutzmaßnahmen schneller ergreifen könnten.

Schäfer Maik Dünow (r.) hatte Besuch von den Grünen-Politikern Friedrich Ostendorff (2.v.l.) und Norwich Rüße (2.v.r.). Mit ihnen und seinem Kollegen Sebastian Schäfer (l.) tauschte er sich über den Herdenschutz der Tiere aus.
Schäfer Maik Dünow (r.) hatte Besuch von den Grünen-Politikern Friedrich Ostendorff (2.v.l.) und Norwich Rüße (2.v.r.). Mit ihnen und seinem Kollegen Sebastian Schäfer (l.) tauschte er sich über den Herdenschutz der Tiere aus. © Heiko Kempken

Beispielsweise, erklärte Dünow, müsse die Hundeverordnung geändert werden, damit es überhaupt zulässig sei, Herdenschutzhunde zu halten. „Bislang arbeite ich hier eigentlich gegen das Gesetz“, so der Schäfer. Denn da die Hunde Haustiere seien, dürften sie laut Verordnung nicht hinter einem Elektrozaun stehen.

Schäfer: Anschaffung der Herdenschutzhunde muss gefördert werden

Zudem muss für Dünow gewährleistet sein, dass die Anschaffung der Herdenschutzhunde – ein Tier kostet rund 5000 Euro – gefördert werde. Diese Förderung hätte laut Norwich Rüße längst auf den Weg gebracht worden sein können, wenn man sie schnell genug in den diesjährigen Haushalt eingebracht hätte.

Deshalb wünscht sich Rüße beispielsweise eine personelle Aufstockung beim Landes-Umweltamt (Lanuv). Die Behörde müsse schneller reagieren können, Mitarbeiter haben, die rausfahren, wenn der Wolf Schafe, Damwild oder andere Tiere reißt. „Die Mitarbeiter sollten die Risse ordentlich dokumentieren“, fordert auch Schäfer Maik Dünow. Beispielsweise direkt untersuchen, ob es Löcher im Zaun gab.

Empathie den Betroffenen gegenüber zeigen

Und auch Empathie den Betroffenen gegenüber zeigen können. „Mit meinen toten Schafen wurde so umgegangen, als wären sie irgendeine Kartei“, berichtet der Schäfer. Dabei seien die Tiere doch viel mehr, hätten auch einen emotionalen Wert für ihre Besitzer. Dünows Pyrenäenberghunde scheinen diesen Wert zu kennen. Nicht eine Sekunde lassen sie die Schwarzkopfschafe während des knapp einstündigen Besuches aus den Augen . . .

>> SCHAFHERDE WURDE ZWEI MAL ANGEFALLEN

  • Anfang Dezember ist Maik Dünows Schafherde gleich zwei Mal angefallen worden. Beim ersten Mal wurden sieben Schafe getötet, elf starben in der Folge. Insgesamt wurden 38 Tiere verletzt. Wenige Tage später wurde erneut ein Schaf derselben Herde gerissen, weitere verletzt. Ohne die Herdenschutzhunde wären erheblich mehr Tiere verletzt worden, war sich Dünow damals sicher.
  • Ob ein Wolf für die Risse verantwortlich ist, wird derzeit vom Landes-Umweltamts (Lanuv) untersucht. Alle Wolfsnachweise in NRW listet die Behörde online auf www.wolf.nrw .