Dinslaken. . Darum soll das Radhaus in Dinslaken rund 500.000 Euro mehr kosten als das Radhaus derselben Firma in Offenburg. Der Rat beschließt am Dienstag.
Das Vorbild steht in Offenburg und es wurde prämiert: Das vollautomatische „Radhaus“ bekam beim Deutschen Fahrradpreis den zweiten Platz im Bereich Infrastruktur. Auch der Preis ist vorbildlich: Das Fahrradparkhaus in Offenburg hat 330.000 Euro gekostet. Das Dinslakener Fahrradparkhaus derselben Firma Nussbaum, dessen Bau der Stadtrat heute beschließen soll, ist mit Kosten in Höhe von 850.000 Euro veranschlagt. Also mehr als doppelt so viel. Wir haben nach den Gründen gefragt.
Das steht in Offenburg
Das „Radhaus“ mit 120 Parkplätzen in Offenburg wurde 2013 gebaut und war ein Pilotprojekt der Firma. Die Kosten lagen bei 330.000 Euro (inklusive Fundament), 144.000 Euro davon waren Landes-Fördermittel, 50.000 Euro kamen von der Regionalstiftung der dortigen Sparkasse, 30.000 Euro von der Südwestdeutschen Verkehrs-Aktiengesellschaft und 15.000 Euro vom Kreis. Die Stadt Offenburg übernahm die verbleibenden 91.000 Euro. Das Wegenetz in dem Bereich musste für das Parkhaus geändert werden, sagt Mathias Kassel, Abteilungsleiter Verkehrsplanung der Stadt Offenburg, diese Kosten seien nicht in den 330.000 Euro inbegriffen.
Weil es sich um einen Prototypen handelte, erließ die Firma Nussbaum der Stadt Offenburg 40.000 Euro. Normalerweise hätte das Fahrradparkhaus also 370.000 Euro gekostet – immer noch knapp 500.000 Euro weniger als in Dinslaken. Hinzu kam allerdings, dass sich die Firma „wohl ein wenig verkalkuliert hat“, sagt Kassel rückblickend. Die Kosten für die Firma seien wohl – abgesehen von den 40.000 Euro Rabatt – höher gewesen als die Rechnung, meint er. Wegen des Pilotcharakters hätte Nussbaum das Projekt durchgezogen.
Das ist in Dinslaken geplant
Das Dinslakener Fahrradparkhaus mit etwa 100 Plätzen soll etwa 850.000 Euro kosten. Das Gebäude selber liegt bei 650.000 Euro, hinzu kommen Planungsleistungen (40.000 Euro), eine Fassadenbegrünung (80.000 Euro) sowie eine Photovoltaikanlage (40.000 Euro), außerdem wurde ein Puffer von 40.000 Euro eingeplant. Die Stadt rechnet mit einer Förderung von 200.000 Euro. Derzeit prüft die Stadt Fördermöglichkeiten im Bereich des Klimaschutzes sowie aus dem neuen „Bike & Ride“-Topf von Bund und Deutscher Bahn.
In Offenburg sei, so begründet Thomas Pieperhoff, Sprecher der Stadt Dinslaken, nur das „technische Gebäude“ berechnet worden. In Dinslaken kämen noch Tiefbauarbeiten, Photovoltaikanlage, Fassadenbegrünung und Finanzpuffer hinzu. Außerdem seien seit 2013 die Kosten gestiegen, Kinderkrankheiten des Prototypen beseitigt worden. Im ersten halben Jahr hat es in Offenburg Softwareprobleme gegeben, mitunter fiel die gesamte Technik aus und die Nutzer kamen nicht an ihre Räder. Die Stadt Offenburg stellte für solche Fälle zwei Notfallräder zur Verfügung. Mittlerweile sind auch die Boxen für die Fahrräder größer – in Offenburg stoßen Räder mit Lenkerhörnchen oben an, so Mathias Kassel.
Gab es Alternativen?
„Es gibt Alternativen“, so Thomas Pieperhoff, diese seien aber aus städteplanerischen und praktischen Gründen nicht zum Zug gekommen. „Natürlich gibt es Rad-Abstellanlagen ohne Überdachung und zum Einstellen“, so Pieperhoff. Es ging aber um die Zielgruppe die „höherwertige Räder“ abstellen und „Komfort“ haben möchte, außerdem wirke sich die Fassadenbegrünung auf die CO2-Bilanz aus. Pieperhoff: Stadtverwaltung und Politik seien sich nach der Fahrt nach Offenburg einig, „dass dieses Offenburger Modell gut für Dinslaken wäre“.
Als Alternative wurde der Politik laut Hans-Georg Hellebrand (CDU) etwa das Fahrradparkhaus in Münster vorgestellt. Das Radhaus nach Offenburger Vorbild sei aber die bessere Wahl gewesen, weil hier kein Personaleinsatz notwendig sei. In der Region hätte das Parkhaus zudem Vorbildcharakter.
Und anderswo?
Auch in Ravensburg wurde im vergangenen Jahr ein Fahrradparkhaus der Firma Nussbaum errichtet. Die Kosten lagen bei etwa 500.000 Euro. Das Parkhaus ist allerdings nicht so stark ausgelastet wie in Offenburg. In Waiblingen wurde der Bau teurer als gedacht - 670.000 Euro. Die Stadt verzichtete, um 40.000 Euro Kosten zu sparen, auf Lademöglichkeiten für E-Bikes. Ob diese in Dinslaken inbegriffen sind, will die Stadtverwaltung noch klären, so Pieperhoff. In Bad Oldesloe war ebenfalls ein „Radhaus“ geplant. Nachdem sich die Kosten des Herstellers um 120.000 Euro auf insgesamt 785.000 Euro erhöht hätten, verzichtete man auf das Projekt. Statt dessen sollen nun Boxen in Modulbauweise entstehen – was die Kosten um zwei Drittel reduziert.
>>WEITERE THEMEN DER RATSSITZUNG
Weiteres wichtiges Thema der heutigen Ratssitzung (17 Uhr, Rathaus) ist die Einbringung des Haushaltsentwurfs für 2019.
Außerdem u.a. auf der Tagesordnung: die Schulentwicklungsplanung, die Abfall-, Friedhofs-, Abwasser-, Straßenreinigungs- und Winterdienst-Gebühren, die Umgestaltung des Bereichs rund um das Mühlenmuseum, die Gestaltung des Bereichs rund um die neue EBGS-Aula.