Dinslaken. An einem Stand in der Dinslakener Innenstadt informierten sie über die recht neue Schulform. Auch lagen Unterschriftenlisten für Petition aus.
„Mein Kind – meine Schulwahl“ steht groß auf dem Plakat an dem Stand, der am Samstag in der Innenstadt steht. Die Elternschaft der Friedrich-Althoff -Sekundarschule (FAS) informiert die Passanten hier über die aktuelle Schuldebatte in Dinslaken (siehe unten). Gleichzeitig sammelt sie Unterschriften für eine Landtagspetition (siehe unten). „Im November 2017 wurde der Beschluss gefasst, dass Sekundarschulen zweizügig fahren dürfen, bislang ist das Gesetz jedoch noch nicht erlassen“, erklärt Isabell Hochstrat, Vorsitzende des Fördervereins der FAS: „Das würde die Sekundarschule retten und die gesamte Schulsituation entspannen.“
Seit das im Jahr 2016 in Auftrag gegebene Gutachten die Schließung der Sekundarschule empfahl, gingen die Anmeldezahlen immer weiter zurück, bis es im April dieses Jahres nur noch 42 Anmeldungen gab. Im Sommer dieses Jahres löste eine Umfrage unter den Grundschuleltern große Unruhe aus, da dort unter anderem gefragt wurde: An welcher Schule würden sie ihr Kind im Falle des Auslaufens der FAS anmelden? Die Elternschaft kritisiert die Art der Fragestellung.
„Die Kinder und Eltern sind stark verunsichert“
„Die Kinder und Eltern unterhalten sich untereinander, sie wissen nicht, was los ist, und sind stark verunsichert“, berichtet Hochstrat.
Das Interesse am Stand ist groß: Viele informieren sich, einige kommen gezielt zu den Eltern, um ihre Unterschrift zu leisten. Die Schullandschaft betreffe jeden, berichtet die Vorsitzende des Fördervereins: Eltern, Kinder und auch die Großeltern. Häufig kommt am Stand die Frage auf, was die Sekundarschule überhaupt ist. Die Schulform gebe es in Dinslaken erst seit sieben Jahren und sie sei noch gar nicht richtig etabliert, erklärt Hochstrat.
FDP: Sekundarschule ist eine Perspektive für Schüler
Statt die Schule zu etablieren, werde sie aus ideologischen Gründen direkt wieder kaputt gemacht, meint auch Reinhard Claves von der FDP, der die FAS-Eltern bei der Unterschriftensammlung unterstützt: „Die Ratsmitglieder beschäftigen sich nicht mit der Schulform, der Tag der offenen Tür wurde nicht angenommen.“ Claves ist überzeugt, dass die Sekundarschule eine Perspektive für Schüler sei. Von 90 Absolventen schafften nur zwei den Abschluss nicht, die anderen erreichten die FOS-Reife oder bekamen Ausbildungsverträge.
Azan Ilyas besucht mit zwei Freunden und seiner kleinen Schwester den Stand in der Stadt, um die Petition zu unterschreiben. Er war zunächst am Theodor-Heuss-Gymnasium angemeldet, kehrte dann für ein Jahr nach Pakistan zu seinen Eltern zurück und wurde danach an keiner Schule mehr aufgenommen. Erst da erfuhr der heute 17-Jährige von der FAS und schwärmt mittlerweile von der individuellen Förderung an der Schule. Auch seine Schwester soll diesen Sommer dort eingeschult werden.
>>Die FAS-Eltern möchten im Laufe der nächsten Woche noch andere Sekundarschulen besuchen und mit ihrer Petition online gehen. Der nächste Infostand wird am 17. November von 10 bis 14 Uhr in Hiesfeld an der Sparkasse stehen. Zudem findet am Dienstag, 27. November, dem Tag des nächsten Schulausschusses,um 15.30 Uhr am Ententeich des Rathauses eine Demo statt.
>> DAS IST DER HINTERGRUND DER SCHULDEBATTE
- Die Sekundarschule soll geschlossen und stattdessen eine zweite Gesamtschule gegründet werden. Dies hat der Stadtrat in seiner Sitzung Mitte Oktober beschlossen – und die Verwaltung beauftragt, entsprechende Maßnahmen vorzubereiten. Zu dem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass der NRW-Schulausschuss die Landesregierung damit beauftragt hat, das Schulgesetz so zu ändern, dass bestehende Sekundarschulen auch weiter zweizügig fortgeführt werden dürfen.
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Allerdings ging die Stadtverwaltung Dinslaken da noch davon aus, dass die Zweizügigkeit nur für Sekundarschulen im ländlichen Raum gelten wird (die NRZ berichtete).
>> PETITION BEIM LANDTAG EINGEREICHT
Der Förderverein der Friedrich-Althoff-Sekundarschule hat nun außerdem eine Petition an den Petitionsausschuss des Landtags geschickt: Darin beantragt Elternvertreterin Isabell Hochstrat als Petitionsstellerin, dass die Änderung der Zügigkeit von bestehenden Sekundarschulen schnellstmöglich ins Schulgesetz eingearbeitet wird. Denn dann, argumentiert Hochstrat, müsse die Schulsituation neu bewertet und die Diskussion neu aufgerollt werden. Das haben auch Vertreter von Verwaltung und Politik schon öffentlich gesagt.
In der Petition, die der NRZ vorliegt, legt Elternvertreterin Hochstrat den Verlauf der Debatte in Dinslaken dar und schildert, für welche Unruhe die Diskussion bei Eltern und Schülern geführt hat. „Dinslaken war bis vor ein paar Jahren für seine gute Schulsituation auch in Nachbargemeinden beliebt und auch dadurch attraktiv für den Zuzug junger Familien“, heißt es in der Petition. Doch nun seien „auch die Kinder, die sich bereits an unserer Schule befinden, (...) zum Teil sehr unsicher und verängstigt, andere reagieren mit Resignation. (...) Wir als Eltern sehen daher die Gefahr, dass in Dinslaken Menschen schon in sehr jungen Jahren die Erfahrung machen, dass Politik nicht praxisorientiert ist.“ Die Petition zur Zweizügigkeit von Sekundar-schulen lässt sich unterzeichnen auf