Dinslaken/Voerde/Hünxe. Förster, Lehrer oder Pendler: Menschen aus unterschiedlichen Bereichen erklären, welcher Einfluss auf den Alltag damit einhergeht.
In der Nacht auf Sonntag ist es wieder so weit, die Zeit wird von drei auf zwei Uhr um eine Stunde zurückgestellt. Einige Menschen freuen sich über mehr Schlaf, andere ärgern sich über den gestörten Rhythmus. Europaweit wird zurzeit rege diskutiert, ob die Zeitumstellung von Winter- auf Sommerzeit und umgekehrt nicht abgeschafft werden sollte und man sich nicht auf eine der beiden für das ganze Jahr festlegt. Denn die Zeitumstellung hat Auswirkungen in vielen Bereichen, die NRZ hat sich dazu umgehört.
Schulleiterin plädiert für Winterzeit
Astrid Weidler, Schulleiterin des Dinslakener Otto-Hahn-Gymnasiums, plädiert dafür, die Zeitumstellung abzuschaffen und die ursprüngliche Winterzeit beizubehalten. „Morgens mache ich mir Sorgen, wenn junge Schüler die ersten Male bei Dunkelheit mit dem Rad zur Schule fahren“, sagt sie.
Durch die Einführung einer Winterzeit wäre es im Vergleich zur Sommerzeit morgens immer eine Stunde früher hell, dafür abends eine Stunde früher dunkel. Zudem hätten wenige Schüler auch Probleme mit der Zeitumstellung auf die Winterzeit, die oft am letzten Wochenende der Herbstferien erfolgt: „In Einzelfällen kommen sie am Montag nach den Ferien eine Stunde zu früh zur Schule und warten dann auf dem Schulhof.“
Förster: Wildwechsel als Gefahr
Auch Förster Michael Herbrecht aus Hünxe ist ein Gegner der Zeitumstellung: „Jedes Jahr ist es derselbe Alptraum.“ Zu dieser Zeit komme es vermehrt zu Verkehrsunfällen durch Wildwechsel. „Denn die Tiere stellen sich auf den Berufsverkehr ein und wissen, wann sie besser nicht die Straßen überqueren.“ Die Umstellung bringe jedes Mal massive Probleme mit sich, die Tiere bräuchten schon „zwei, drei Tage, um sich wieder anzupassen“. Autofahrern empfiehlt er in dieser Zeit, „höllisch aufzupassen“.
Zudem weist er auf einen anderen Missstand hin, der mit der Zeitumstellung einhergeht: „Freilaufende Hunde können im Wald auf Rehe treffen, weil Spaziergänger das Gassi gehen um eine Stunde verlagern.“ Laut des Försters würden die Hunde immer mal wieder auf freilaufende Rehe treffen, da diese zu solchen Zeiten normalerweise ungestört unterwegs sind. Vor allem „Kitze seien gefährdet“. Deshalb appelliert er an die Hundebesitzer, die Vierbeiner in den ersten Tagen nach der Umstellung an der Leine zu lassen, bis sich das Wild wieder darauf eingestellt hat.
Landwirtin sieht keine Probleme
Dagegen sieht die Landwirtin Ulrike Lohmann aus Voerde die Umstellung als nicht so problematisch an. „Bei unseren rund 100 gehaltenen Milchkühen merkt man es kaum“, sagt sie. Die Futterzeiten seien eh nicht immer gleich, es könne sich auch mal um eine halbe Stunde verschieben.
Patienten mit Schlafdefiziten
Krankenschwester Astrid Thiel-Westermann, die schon über 30 Jahre in ihrem Beruf tätig ist und seit Juli im Fachbereich Schlaflabor des St.Vinzenz-Hospital in Dinslaken arbeitet, befürwortet eine feste Zeit: „Viele Menschen haben Probleme mit der Umstellung. Die Patienten sind froh, wenn es bei einer Zeit das ganze Jahr über bleibt.“ Einige seien müde, weil sie den Rhythmus nicht darauf einstellen können. Das führe dann auch zu Konzentrationsfehler. Sie empfiehlt Eltern, ihre kleineren Kinder schon Tage vorher etwas früher ins Bett zu bringen, damit sie sich an die Umstellung gewöhnen. Persönlich hält sie eine Einführung der Sommerzeit für sinnvoll, weil es dann abends länger hell ist.
Pendler wünscht sich Sommerzeit
Wilfried Limke, Erster Beigeordneter der Stadt Voerde, stimmt auch für die Einführung der Sommerzeit: „Dann habe ich abends noch etwas vom Tag.“ Er pendelt täglich zwischen Münster und Voerde. Für ihn persönlich mache es morgens, wenn er zur Arbeit aufbricht, keinen großen Unterschied, ob Winter- oder Sommerzeit ist: „Wenn ich morgens um halb 7 losfahre, ist es sowieso noch dunkel.“ Der Erste Beigeordnete sieht die Zeitumstellung als „endlich“. Ursprünglich eingeführt worden sei sie laut Limke, um Energie einzusparen, nachweislich habe es nicht dazu geführt.
>>>Info: Die aktuellen Pläne Europas
Laut dem Vorhaben der EU-Kommission würden die Uhren in den europäischen Staaten am 31. März 2019 das letzte Mal verpflichtend umgestellt. Danach würde jedes EU-Land selbst festlegen können, ob es sich dauerhaft für Winterzeit oder Sommerzeit entscheidet. Möglich wäre es theoretisch, dass z.B. Belgien eine andere Zeit wählt als Deutschland.