Hünxe. . Ehemalige Kumpel von Prosper-Haniel trafen sich zur Weinlese in ihrem „Paradies“ auf Schacht Hünxe. Die Tradition wurde von Lohberg übernommen.

Hinter dem Wetterschacht Hünxe an der Minnekenstege lockt das „Paradies“. So bezeichnen 14 ehemalige Kumpel der Ehrengarde des Bergwerks Prosper-Haniel aus Bottrop gern ihren Weinberg. Einmal in der Woche fahren sie nach Hünxe, pflegen das Areal mit seinen Rebstöcken, Obststräuchern, Gemüsepflanzen und bunten Blumen. 191 Reben der Traubensorten Bacchus, Rivaner und Kerner sollen in diesem Jahr rund 300 Liter Most erbringen – das sind etwa 400 Cuvee-Flaschen „Sonneneck Schacht Hünxe“. Ein halbtrockener, fruchtiger Wein mit leichter Säure.

Am Freitag war Lese im Weingarten. Die Sonne lacht, die Hobbywinzer haben zusammen mit ihren Frauen und Freunden, die stets mithelfen, sichtlich Freude bei der Arbeit. Heute werden die Trauben, wie in jedem Jahr, zu einem Winzer an die Mosel gebracht (er ist seit 2017 offizieller Pächter des Weinbergs), dort gekeltert und der Wein in einem nahen Betrieb abgefüllt. Die Flaschen dürfen nicht in den Verkauf oder Handel, denn die ehemaligen Bergleute sind keine Winzer.

Erste Lese 1986 ergab150 Liter Most

„Wir trinken ihn gemütlich hier in unserem Paradies, daheim oder verschenken ihn im Freundeskreis“, erklärt Rainer Schwegmann, mit 79 Jahren der älteste der 14 Ex-Kumpel der Ehrengarde. Der Bottroper erzählt gern die Geschichte, wie es zum Weinberg „Sonneneck Schacht Hünxe“ gekommen ist: 1983 ist Teufbeginn des Schachtes. Der Weingarten wird ein Jahr später von Kumpeln des Bergwerks Lohberg auf der Schachtumwallung angelegt – nach Bodeneignungsprüfung und behördlicher Genehmigung. Ein Grubenlüfter bewettert die Weinstöcke mit warmer Luft. 170 Reben der drei genannten Sorten werden gepflanzt. Die Pflege des Gartens obliegt den Bergleuten und Hobbywinzern Heinz-Dieter Pokuta und Hans Gröger. Die erste Lese 1986 ergibt 150 Liter Most (Jungfernwein), 2004 findet die letzte Lese statt, die Zeche Lohberg schließt.

Heidi Riesner bei der Weinlese im Weingarten Hünxe. Dort stehen Rebstöcke mit den Traubensorten Bacchus, Rivaner und Kerner.
Heidi Riesner bei der Weinlese im Weingarten Hünxe. Dort stehen Rebstöcke mit den Traubensorten Bacchus, Rivaner und Kerner. © Markus Joosten

2006 wird der Schacht Hünxe durch das Bergwerk Prosper-Haniel als Wetterschacht übernommen. Nach einer Besichtigung im Februar 2011 durch Personaldirektor Jörg Buhren-Ortmann und sieben Mitglieder der Ehrengarde wird beschlossen, die Tradition des Weinanbaus auf Schacht Hünxe wieder aufzunehmen. „Doch nach sieben Jahren Stillstand brauchte es eine Auffrischung, die Natur hatte sich das Gelände langsam zurückgeholt“, erinnert sich Schwegmann.

Zum Keltern an die Mosel gebracht

Mit seiner Truppe wird der Wildwuchs entfernt, eingegangene Reben werden erneuert, 26 Tonnen Kies aufgebracht, Obstgehölze, später Tomaten, Rosen und Sonnenblumen angepflanzt. Im September 2013 werden wieder die ersten Reben gelesen und zum Keltern an die Mosel gebracht. Da eine Bodenanalyse vom Weinberg eine niedrige Nährstoffversorgung und einen hohen Säuregrad ergeben, werden je 25 Kilo Kalk und Ammoniumsulfat-Salpeter gestreut. Im Mai 2015 stellt Imker Eckhard Uhlenbruck am Weingarten sechs Bienenstöcke auf, das Gelände entwickelt sich immer mehr zu einer grünen Oase.

Rainer Schwegmann (79), Leiter der Ehrengarde des Bergwerks Prosper-Haniel, präsentiert einen Wein aus 2017. Auch diese Trauben wurden im idyllischen Weingarten am Schacht Hünxe von ehemaligen Kumpeln, deren Ehefrauen und Freunden gelesen.
Rainer Schwegmann (79), Leiter der Ehrengarde des Bergwerks Prosper-Haniel, präsentiert einen Wein aus 2017. Auch diese Trauben wurden im idyllischen Weingarten am Schacht Hünxe von ehemaligen Kumpeln, deren Ehefrauen und Freunden gelesen. © Markus Joosten

Rainer Schwegmann und Co. sind zufrieden. Den heißen, trockenen Sommer 2018 haben die Reben gut überstanden. Selbst Weinkenner seien voll des Lobes über den Wein vom Bergwerk Prosper-Haniel. Und er freut sich auf weitere Jahre: „Der Bergbau geht, wir bleiben.“