Voerde.. Lieselotte Koshofer ist auf den Rollstuhl angewiesen und sieht sich von Veranstaltungen am späten Abend in der City ausgeschlossen.


Für Lieselotte Koshofer hat die Innenstadt ein großes Manko: Es fehlt eine öffentlich zugängliche Behindertentoilette. Beim Umbau des Rathausplatzes habe man versäumt, dieses mit einzuplanen, sagt die Möllenerin, die weiß, wovon sie spricht. Lieselotte Koshofer ist auf den Rollstuhl angewiesen. Das fehlende behindertengerechte WC schränkt sie beim Besuch von Veranstaltungen wie der RheinZeit auf dem Rathausplatz ein. Am späteren Abend, wenn das Café Ernstings Flair seine Türen geschlossen hat, gibt es für sie keine Möglichkeit mehr, zum Behinderten-WC zu gelangen, das sich in dem von Sparkasse und Café genutzten Gebäude befindet. Sie sieht sich von Veranstaltungen am späteren Abend ausgeschlossen.

Einfache Toiletten kann sie mit ihrem Rollstuhl nicht nutzen, da diese zu eng sind – deshalb und auch wegen der Stufen sind konventionelle Toilettenwagen für die Möllenerin uninteressant. Während der RheinZeit eine mobile Behindertentoilette aufzustellen, ist eine Geldfrage, wie Ludger Ernsting, der zweite Vorsitzende des veranstaltenden Vereins Stadtmarketing Voerde, erläutert. Auch bringt Lieselotte Koshofer das Angebot von Maik Zimmermann nicht weiter, über die Stufe in sein am Rathausplatz ansässiges Lokal hinwegzuhelfen. Das in Containern untergebrachte KM 800 hat kein behindertengerechtes WC. Bei einem Umzug in die dahinter liegende Geschäftsimmobilie würde er dort ein solches schaffen wollen, sagt Zimmermann.

Rathaus-WC steht nur in Öffnungszeiten zur Verfügung

Lieselotte Koshofers Mann Jürgen fragt sich, warum nicht ein Schlüssel zum Behinderten-WC im Rathaus hinterlegt wird. Auf Dauer gesehen jedoch hält er es für erforderlich, außerhalb des Verwaltungsgebäudes eine Toilette für behinderte Menschen zu installieren. Er argumentiert mit der immer älter werdenden Gesellschaft und verweist auf den Fakt, dass an der Bahnhofstraße eine weitere Senioreneinrichtung in der Innenstadt entsteht.

Wilfried Limke, Erster und Technischer Beigeordneter der Stadt, erklärt, dass das Behinderten-WC im Rathaus außerhalb der Öffnungszeiten nicht zur Verfügung gestellt werden kann, weil der Zugang zu dem Sanitärblock nicht von außen, sondern nur über das Foyer möglich ist, von wo aus es über Treppen und Aufzüge in die oberen Etagen geht. „Das alles müsste man sperren“, erläutert Limke, und dies sei nicht ohne baulichen Aufwand möglich.

Beigeordneter Wilfried Limke räumt Problem ein

Gleichwohl räumt er ein, dass das fehlende öffentliche Behinderten-WC ein Problem ist und hier eine Lösung gefunden werden muss – schließlich habe man mobilitätseingeschränkte Menschen in die Stadt geholt und diese sollen am öffentlichen Leben teilhaben können. Um vielleicht kurzfristig Abhilfe zu schaffen, will sich der Beigeordnete mit der Caritas in Verbindung setzen und fragen, ob das WC des Hildegard-von-Bingen-Hauses am Grutkamp über einen Zugang von außen verfügt und zur Verfügung gestellt werden könnte.

Mittel- bis langfristig aber sieht er die Notwendigkeit, eine öffentliche Behindertentoilette im Bereich des Rathauses zu installieren. „Es muss etwas geschaffen werden“, sagt Limke, der dabei „gerne helfen“ und Motor sein will. Am besten wäre es aus seiner Sicht, im Zuge des seit vielen Jahren von der Stadt erhofften Umbaus des dortigen Geschäfts- und Wohnhauses ein solches Angebot zu schaffen.