Dinslaken. . Gemeindemitglieder in der Herz-Jesu-Kirche übten Kritik an der Gewaltdarstellung. Pfarrer Barthel Kalscheur: „Bilder lassen keine Distanz.“

Eigentlich kann man Kunst kein höheres Lob aussprechen, als die Feststellung, dass man sich ihrer visuellen Stärke und Gewalt nicht entziehen kann. Doch gerade dies führte nun zum abrupten Ende der Ausstellung „Vater unser“ in der Herz-Jesu-Kirche Oberlohberg. Der Förderverein hängte den Bilderzyklus von Uwe und Jonathan Esperester auf Weisung von Pfarrer Barthel Kalscheur ab, nachdem es von verschiedenen Gemeindemitgliedern zu Kritik an den Darstellungen von physischer, insbesondere auch sexueller Gewalt unter den nackten, ineinanderverkeilten Leibern in den unteren Bildhälften gekommen war. „Kunst will mit dem Betrachter interagieren, dies ist ihr hier auf ganz unerwarteter Weise gelungen“, so Kalscheur im Gespräch mit der NRZ.

Im Kontext des Bildkonzepts sind die Darstellungen folgerichtig. Jonathan Esperester wählte sie zur Darstellung der menschlichen Todsünden im Kontrast zu den Aussagen des „Vater unser“. Doch „die Bilder lassen keine Distanz“, so Kalscheur. Man kann sich ihnen in der kleinen Kirche auch nicht im Kontext des persönlichen Gebets, der Messfeier und auch der Taufen und Beerdigungen in Herz Jesu entziehen.

Konsequenzen auch innerhalb des Fördervereins

Kalscheur selbst habe die Bilder, bis auf das Flyermotiv, Jesus im Lotussitz, nicht gesehen, bis ihn die Kritik von Gemeindemitgliedern erreichte. Nach den Messen am Wochenende in Oberlohberg und Hiesfeld habe er das Gespräch mit Gottesdienstbesuchern gesucht, ein Diskussionsabend soll folgen. Die Bilder ließ er abhängen. „Ich kann Leute, nicht zwingen hinzugucken, das würde sie zur Auseinandersetzung nötigen“.

Konsequenzen gab es auch innerhalb des Fördervereins Herz-Jesu-Kirche. Friedhelm Lavreau legte sein Amt als Schriftführer nieder: Er möchte solche Intoleranz nicht hinnehmen.