Voerde. . Die Generatorhülle aus dem stillgelegten Kohlekraftwerksstandort in Möllen hat das RWE-Braunkohlekraftwerk Weisweiler nach drei Wochen erreicht.

Der Koloss aus dem stillgelegten Kohlekraftwerk in Voerde hat seine lange und teils ausgesprochen knifflige Reise hinter sich: Die Generatorhülle, die am Mittag des 29. Juni bei sengender Hitze an der Frankfurter Straße in Möllen Richtung Nato-Rampe am Rhein bei Mehrum in Bewegung gesetzt wurde, um dort dann auf ein Ponton-Schiff manövriert zu werden (die NRZ berichtete), ist in der Nacht zu Freitag am Braunkohlekraftwerk Weisweiler angekommen. Die Maschine, deren Anbauteile wie etwa der Rotor vorher demontiert worden waren und eingelagert sind, ist von RWE als „strategisches Reserveteil“ vorgesehen.

Zweiter Koloss geht im August auf die Reise

Das Gleiche gilt für die zweite Generatorhülle aus dem ausgedienten Kohlekraftwerksstandort, die im August auf die Reise nach Neurath geschickt wird. Die Generatoren aus Voerde seien technisch kompatibel mit den Stromerzeugern in RWE-Braunkohlekraftwerken der 600-MW-Klasse. Diese würden eingebaut, wenn es schwerwiegende Generatorschäden an den Kraftwerksstandorten Weisweiler und Neurath gebe. Die Neuanfertigung eines solchen Generators würde ein bis zwei Jahre dauern. In der Zeit stünde der betroffene Kraftwerksblock still, erläutert Projektleiter André Salten von den Technischen Diensten der RWE Power AG. „Damit dienen die Schwertransporte vor allem der Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie.“ Den Hinweis lieferte das Unternehmen auf dem Weg durch das am Fahrzeug befestigte Banner denn auch gleich mit.

In Götterswickerhamm musste der Schwertransport auch diese enge Stelle passieren.
In Götterswickerhamm musste der Schwertransport auch diese enge Stelle passieren. © Markus Joosten

Auf Voerder Gebiet wurde die 400-Tonnen-Ladung auf einem selbstfahrenden und per Joystick gesteuerten Schwerlastmodul mit insgesamt 20 Achsen und etwa 45 Metern Länge über die Straßen gelenkt – unter anderem durch Götterswickerhamm, wo es etwa zwischen Dorfgemeinschaftshaus und Kirche gehörig eng wurde.

Mit dem Ponton-Schiff ging es dann über den Rhein nach Düsseldorf-Lörick. Von dort aus galt es, weitere 132 Kilometer über Land zum Braunkohlekraftwerk Weisweiler zurückzulegen. Für die Strecke benötige man normalerweise anderthalb Stunden. Doch auf 52 Achsen und mit 400 Tonnen Gepäck unterwegs, sei es nur erlaubt, mitten in der Nacht über die Landstraße zu fahren. Das Tempo war gedrosselt, weshalb die Ladung nach drei Wochen „Schleichfahrt“ das Ziel erreichte.

Projektleiter André Salten: Es gab eine einzige Panne

Projektleiter André Salten ist mit dem Verlauf des Schwertransportes zufrieden: „Ich bin sehr froh darüber, dass es keine Unfälle und Schäden gegeben hat.“ Durch ein Missverständnis hatte ihm zufolge der zeitweise bis zu 115 Meter lange Transport am Dienstag bei Neu-Lohn (Städteregion Aachen) „bedauerlicherweise stundenlang“ eine Straße blockiert. „Das war die einzige Panne, alles andere hat hervorragend geklappt“, erklärt Salten. Dies gelte zum Beispiel für den Ab- und Wiederaufbau von Ampeln, Überbauten von Brücken und anderen Hindernissen.

Salten dankt allen Beteiligten für die „gute Zusammenarbeit, vor allem den Behörden und der Polizei“. Auch das zeitweise zehnköpfige Team der Transportfirma Kahl & Jansen aus Moers habe „hervorragende Arbeit“ geleistet. Gestern waren die Fachleute damit beschäftigt, die Generatorhülle abzuladen – keine leichte Aufgabe bei einem 400-Tonnen-Teil, „das man nicht mal eben zur Seite schieben“ könne.

Mit Erreichen des Ziels aber ist die Arbeit noch nicht vorbei: In den nächsten Tagen wird die Generatorhülle „kokonisiert“, wie Projektleiter Salten berichtet. Heißt: Um vor allem deren Kupferwicklungen und Kühlmittelrohe gegen Korrosion zu schützen, wird diese mit Stickstoff befüllt und fortan messtechnisch überwacht. (P.K.)