Dinslaken. . Das junge Blechbläserensemble Brasssonanz begeisterte sein Publikum mit einem brillanten Mix aus klassischer Musik und Jazz

Außergewöhnliche Klänge rissen die Zuhörer am Freitagabend zu Standing Ovations in der St. Vincentius Kirche hin. Brasssonanz, darunter der Hünxer Thorben Gruber am Horn, brillierte in großer Blechbläserbesetzung.

Aber es war keine geistliche Musik. Die Liebe, um die sich alles drehte, war die irdische. Mit all ihrer verführerischen und auch zerstörerischen Macht. „Too darn hot! - Schicksalhafte Liebe“ lautete der zweiteilige Titel des Konzertes. Und wie beides schon andeutet: Auf dem Programm stand die große Oper des ausgehenden 19. Jahrhunderts und der Jazz des 20. Für letzteres hatten sich die Blechbläser mit Daria Assmus Verstärkung geholt.

Feierlicher Beginn mit einer Overtüre von Händel

Doch bis diese mit dem Nina Simone-Titel „Feeling Good“ ihren ersten großen Auftritt hatte und das 13-köpfige Kammermusikensemble in eine „Wilde 13“ des Jazz, Souls und Blues verwandelte, begann Brasssonanz so klassisch, dass es barock war: Händels Ouvertüre zur Feuerwerksmusik ist ein feierlicher Beginn für jedes Blechbläserkonzert, wenn es sich bei den Ausführenden um derart geschulte und gemeinsam eingespielte junge Profis handelt, kann man den Glanz, die Farben und die kunstvollen, filigranen Formen, die die Motive jener Feuerwerksmusik in Noten setzten, förmlich sehen. Farben sah man übrigens auch ganz real: Der Chorraum der Kirche war in buntes LED-Licht mit Farbwechsel getaucht.

Zwei unterschiedliche Komponisten

Verdi und Wagner: Zwei Antipoden der Oper des 19. Jahrhunderts. Wenn es nicht schon Spannung genug erzeugt, mit der „Macht des Schicksals“ und „Tristan und Isolde“ zwei Werke dieser beiden in ihren musikalischen Auffassung so konträren Komponisten direkt gegenüberzustellen, machte Brasssonanz mit drei Tänzen aus George Bizets Carmen direkt nach Isoldes Liebestod das Triple komplett.

Musiker kommen ohne Dirigenten aus

Als Nietzsche mit Wagner brach, spielte er nämlich von da an Bizets feurige, erotisch-leidenschaftliche Kompositionen gegen die verzehrend-sehnsuchtsvolle, rauschhaften Endlosmelodien von Wagner aus. Die 13 Musiker von Brasssonanz, die ohne Dirigenten agieren, demonstrierten mit der bemerkenswerten Programmfolge ihre stilistische Vielfalt auf höchstem Niveau.

Dann aber machte Brasssonanz mit Jim Parkers „Central Station“ richtig Dampf. Die Posaunisten, darunter mit Maria Mertes die einzige Musikerin im Ensemble, pusteten klanglos in ihre Instrumente: das Schnaufen einer Lokomotive beim Anfahren. Danach bewegten sie die Züge ihrer Posaunen wie die Stangen, mit der die Kraft auf die Räder übertragen wird: schneller und schneller.

Langer Applaus für das Blechbläserensemble

Die Chorstufen wurden zur Showtreppe, das Blechbläserkammermusikensemble zur Big Band. Die Stimme von Daria Assmus zeichnete ein eigenständiges, ausdrucksvolles, dunkles, leicht hauchendes Timbre aus, ihre Kraft setzte die Sängerin im Verlauf der Songs musikalisch gezielt ein. Sie hat den Blues, wenn sie „Your Heart is as black as night singt“ und lockte im schwarzen Glitzershirt zum schimmernden, kraftvollen Klang des Blechs den „Big Spender“.

Aber auch das durfte im modernen Teil des Konzertes nicht fehlen: mit „Maria de Buenos Aires“, in dem Astor Piazzolla moderne südamerikanische Musik durch Bachsche Fugentechnik führt, erfüllten sie die Kirche mit orchestraler Klangfülle. Stehende Ovationen und langer Applaus, dass Brasssonanz die Zugabe zweimal spielten.