Dinslaken. . „Auf die Fastenzeit am 15. Mai freue ich mich schon“, erzählt Omar Chengafe von der Arrahma Moschee strahlend. „Für mich ist das eines der schönsten Feste.“ Einen Abend vorher, so verriet der junge Student, ginge er mit seinen Freunden noch einmal ausgiebig essen: „All you can eat.“
„Auf die Fastenzeit am 15. Mai freue ich mich schon“, erzählt Omar Chengafe von der Arrahma Moschee strahlend. „Für mich ist das eines der schönsten Feste.“ Einen Abend vorher, so verriet der junge Student, ginge er mit seinen Freunden noch einmal ausgiebig essen: „All you can eat.“
Die Fastenzeit in den Religionen hat eine lange Tradition, ob im Christentum, ob bei Muslimen oder Aleviten. Sie ähnelt sich in Vielem, doch die Regeln sind unterschiedlich. Ist die Fastenzeit der Christen seit Ostern beendet, beginnt der Ramadan der Muslime am 15. Mai. Der Christlich-Islamische Dialog wollte genauer hinschauen und lud zu einer Podiumsdiskussion ins Dachstudio ein. Christen, Muslime und Aleviten stellten dabei ihre Sichtweise auf die Fastenzeit dar.
Im Laufe der Jahrhunderte, beginnend vom Alten Testament aus, habe sich die Fastenzeit beim Christentum verändert. Ein Grund war vielleicht auch die Spaltung der katholischen und evangelischen Kirche, denn Luther war das aufgezwungene Fasten ein Dorn im Auge. Bis vor wenigen Jahren war bei den Protestanten das Fasten mehr oder weniger verpönt. Das habe sich inzwischen geändert, man finde zum Fasten zurück, berichtet Pfarrerin Ortrun Hillebrand aus Hünxe und merkt an, dass Jesus sich zwar 40 Tage lang in die Wüste zurückzog, ein Fastengebot habe er nie erlassen. Das christliche Fasten vor Ostern sei eher eine freiwillige Angelegenheit. Essen und Trinken sind erlaubt: eine volle Mahlzeit und zwei kleinere. Die Sonntage vor Ostern sind vom Fasten ausgenommen. Das Insichgehen, das Wiederfinden zu sich selbst und zu Gott seien die Hauptgründe für die Fastenzeit.
Um den Bezug zu Gott geht es ebenfalls im Islam. Der Ramadan gehört zu den fünf Hauptsäulen. Anders als im Christentum oder bei den Aleviten, besteht hier für den Gläubigen die Verpflichtung zum Fasten. Kein Essen, keine Getränke zwischen Sonnenauf- und -untergang, berichtet Fatih Dur. Hört sich hart an, doch Dur und Omar Chengafe sprechen sich für die Fastenzeit aus. „Wir lernen es von Kind an, das ist für uns keine Last.“ Es drücke vielmehr die Zuwendung des Gläubigen zu Allah aus. Dazu gehöre auch, sich freizumachen von allem Übel und Laster. Dankbarkeit und Disziplin sollen dabei gelernt werden. Das Teilen, das Spenden gehöre ebenfalls dazu. Doch nicht jeder Gläubige muss fasten: wer Schaden nimmt an seiner Gesundheit, wer an chronischen Erkrankungen leide, schwangere und stillende Frauen – sie sind ausgenommen. Fastentage könnten auch nachgeholt werden.
Reue zeigen, Reinheit zu erlangen, zu Gott zurückzukehren – dies sind für Omar Chengafe wichtige Bestandteile des Ramadan. Schon als Kind habe er gefastet. Anfangs, wie für Kinder vorgegeben, nur einen halben Tag, aber schnell habe er es ausgedehnt. „Es ist eine Freudenzeit für mich, die Wohnung wird geschmückt, man widmet sich nach Sonnenuntergang Freunden und Familie, indem man das gemeinsame Fastenbrechen beginnt. Eine schöne Zeit.“
Freiwillig ist das zwölftägige Fasten bei den Aleviten, das im Muharrem, dem ersten Monat des Mondkalenders, abgehalten wird. Mit Männern und Frauen zusammen in einem Cem-Haus, ihrem religiösen und gesellschaftlichem Treffpunkt. Anders als im Christentum und Islam handelt es sich hier um ein Trauerfasten, erzählt Nehir Basaran. Im Gedenken an die zwölf Imame und das Massaker von Kerbela. In diesem Jahr fällt der Muharrem in den September. Das Fasten sei freiwillig, so Basaran. Wer aber fastet, nimmt in diesen Tagen tagsüber kein Essen zu sich, abends darf nur wenig und kein Fleisch gegessen werden. Reines Wasser ist tabu, Säfte, Tees sind erlaubt. Anders als im Islam sei das Fastenbrechen keine Feierlichkeit. Ob Trauerfasten oder freudige Erwartung, Hinwendung zu Gott, zu sich selbst und zu anderen – es gibt viele Gemeinsamkeiten.