Dinslaken. . Planungsbüro hat Auswirkungen einer Ansiedlung geprüft. Der Lohberger Johannesplatz könnte vom Versorgungszentrum zum Aufenthaltsort werden.

Würde die Ansiedlung eines Discounters – die RAG ist in Verhandlungen mit Netto – auf dem Zechengelände dem Handel auf dem Lohberger Marktplatz, dem Johannesplatz, schaden? Diese Frage hat die Stadt Dinslaken von einem Planungsbüro untersuchen lassen. Ergebnis: Es werden „negative Auswirkungen erwartet, die in städtebauliche Auswirkungen umschlagen können“, die also die Funktionsfähigkeit des betroffenen Versorgungszentrums beeinträchtigen können. Am Montag, 12. März, beschäftigt sich der Planungsausschuss mit dem Thema.

Das ist das Problem

Der Johannesplatz in Lohberg wird im Einzelhandelskonzept der Stadt Dinslaken als eines von drei Nahversorgungszentren (neben Augustastraße und Buchenstraße) festgeschrieben. Übergeordnet sind nur das Hauptversorgungszentrum Innenstadt und das Stadtteilzentrum Hiesfeld. Untergeordnet werden weitere integrierte Nahversorgungsstandorte festgeschrieben. Diese Standorte werden vor Auswirkungen anderer Einzelhandelsbetriebe geschützt.

Für die recht kleinen Verkaufsflächen am Johannesplatz werden aber seit Jahren keine Händler gefunden. Somit kann der Johannesplatz seiner „Versorgungsfunktion nur eingeschränkt gerecht werden“, so die Stadt Dinslaken. Um die Nahversorgung in Lohberg sicherzustellen, soll auf dem Zechengelände ein Markt angesiedelt werden. Akteure aus Lohberg befürchten, dass der Handel am Johannesplatz darunter leidet. Das machten Bürger auch bei einer Diskussion im Januar im Ledigenheim deutlich.

Das wurde untersucht

Das Stadtforschungs- und Planungsbüro Junker + Kruse aus Dortmund hat die möglichen Auswirkungen einer Supermarkt-Ansiedlung auf dem Zechengelände auf den Handel untersucht, dessen Einzugsbereich etwa in einem Umkreis von 600 Metern liegt. In diesem Bereich – Lohberg, Oberlohberg, Feldmark, Blumenviertel. Hiesfeld und Hünxe-Bruckhausen – wohnen 50 100 Menschen mit einer einzelhandelsrelevanten Kaufkraft von 121 Millionen Euro (Nahrungs- und Genussmittel) bzw. 19,6 Millionen Euro für Artikel der Gesundheit und Körperpflege.

Ein großer Teil der Kaufkraft in Lohberg und Bruckhausen fließt nach der Untersuchung aus dem Stadtteil heraus. Die Bedarfe können nicht vor Ort gedeckt werden, es bestehen „deutliche Angebotsdefizite“, so die Untersuchung. Beispiel: Die Lohberger haben im Bereich Nahrungs- und Genussmittel eine Kaufkraft von 13,8 Millionen Euro, vor Ort werden dafür aber nur 5,1 Millionen ausgegeben.

Ein neuer Supermarkt oder Discounter darf zwar eine Konkurrenz für den umliegenden Handel sein, Kommunen sollen sich aber laut Baugesetzbuch so abstimmen, dass Neuansiedlungen nicht die Versorgungsstruktur der Nachbargemeinde zerstören und nicht zuviel Kaufkraft abziehen. Zudem sind laut Einzelhandelskonzept die zentralen Versorgungszentren geschützt. Bislang wurden Neuansiedlungen, die sich negativ auswirken, vermieden.

Das ist das Ergebnis

Die Ansiedlung eines großen Lebensmittelvollsortimenters hätte nach der Untersuchung negative Auswirkungen auf die umliegenden Stadtteile und komme daher nicht in Betracht. Laut Planungsrecht und der Absprache mit möglichen Anbietern wäre ein Discounter mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche möglich. Aber selbst dieser hätte negative Auswirkungen auf den Johannesplatz.

Das ist geplant

Planungsbüro und Stadt schlagen vor, den Johannesplatz im Einzelhandelskonzept nicht mehr als Nahversorgungszentrum zu führen, „um die Nahversorgung im Stadtteil zu verbessern und Entwicklungen an der Hünxer Straße zu ermöglichen“. Damit verlöre der Platz den auch durch den Landesentwicklungsplan zugesicherten Schutzstatus. Die Betriebe am Johannesplatz würden aber, so die Stadt, als „integrierte Nahversorgungsstandorte“ ins Einzelhandelskonzept aufgenommen und seien „somit zukünftig zu schützen“.

Die Stadt ist, so heißt es in der Vorlage für die Politik, „am Erhalt der städtebaulichen Mitte um den Markt herum interessiert, deshalb sind dort Aufwertungen geplant“. Der Platz soll umgestaltet und um einen weiteren Pavillon mit gastronomischem Angebot erweitert werden. Dadurch, so die Stadt, „soll die Aufenthaltsqualität verbessert und die städtebauliche Bedeutung gestärkt werden“.

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Umgestaltung als Chance

Den Johannesplatz vom Nahversorgungszentrum zum Platz mit Aufenthaltsqualität umzuwandeln, ist nötig, um die Nahversorgung in Lohberg zu gewährleisten.

Gleichzeitig ist es eine Chance für den Platz, an dem lange nichts getan wurde, und dessen Bild oft mit einem Negativ-Image des Stadtteils verknüpft wird.

Die Lohberger haben schon 2016 bei einer Bürgerbefragung ein Gastronomieangebot vermisst, auch bei der Diskussion im Januar wünschten sie sich einen schönen Aufenthaltsort auf dem Markt.

Sollte der Platz nach der Umgestaltung besser angenommen werden, könnte sich das auch positiv auf die Händler dort auswirken. (aha)