Voerde. . Simone Kaspar wechselt zur Gemeindeprüfungsanstalt. Der Weggang der 47-jährigen Dinslakenerin aus Voerde steht schon in rund drei Wochen an.
Die Spatzen pfeifen es seit einigen Wochen von den Dächern, am Montag nun hat die Beigeordnete und Kämmerin Simone Kaspar vor Vertretern der Presse ihren bevorstehenden Weggang aus Voerde bestätigt. Die Dinslakenerin wechselt auf eine Spitzenposition bei einer Einrichtung des Landes: Sie wird Vizepräsidentin der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) NRW mit Sitz in Herne. Kaspar wollte zunächst die Entscheidung des Verwaltungsrates abwarten, bevor sie sich öffentlich zu ihrem Wechsel positionieren würde. Der Beschluss des Gremiums sei einstimmig gewesen. Nun stehe noch die, wie sie erklärte, „Letztbefassung“ des Landeskabinetts aus.
Die Zeit, in der ihr Arbeitstag sie nach Voerde führen wird, ist nicht mehr lang: Schon zum 15. Februar wird sie ihr neues Amt als Vertreterin des Präsidenten der GPA NRW, Heinrich Böckelühr, antreten. Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Schwerte selbst steht seit Mitte Oktober vergangenen Jahres an der Spitze der Einrichtung mit insgesamt 145 Stellen, die zum 1. Januar 2003 durch Gesetz als Teil der Aufsicht des Landes über die Städte, Gemeinden und Kreise gegründet wurde. Die GPA prüft die Kommunen in NRW auf Wirtschaftlichkeit und Rechtmäßigkeit und berät und unterstützt diese auf Wunsch.
Kaspar kann an ihrer neuen Wirkungsstätte aus 28 Jahren kommunaler Tätigkeit und Erfahrung schöpfen
Die Erhöhung der Steuerungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit, die seitens der Gemeindeprüfungsanstalt bei der überörtlichen Prüfung der kommunalen Haushalte unter anderem angestrebt wird, könne sie in Zukunft aus einer ganz anderen Position heraus erarbeiten und dabei aus mehr als 28 Jahren kommunaler Tätigkeit und Erfahrung schöpfen, erklärt Kaspar ihre Motivation, sich beruflich zu verändern und damit einen „Perspektivwechsel“ vorzunehmen. Im Koalitionsvertrag hat die Landesregierung die Weiterentwicklung des Aufgabenportfolios der GPA und deren qualitative Stärkung angekündigt. Kaspar möchte sich hier mit einbringen. „Mich hat einfach die Stelle interessiert“, sagt sie.
Regulär wäre ihre Wahlzeit als Beigeordnete der Stadt Voerde in knapp zwei Jahren geendet. Sie hätte auch für eine Wiederwahl zur Verfügung gestanden, erklärt sie. Eine erneute Amtszeit aber wäre angesichts des Zerwürfnisses mit der CDU, die sie als Kandidatin damals ins Rennen geschickt hatte, mehr als fraglich gewesen.
Bis zu ihrem Weggang aus Voerde hat die Kämmerin und Beigeordnete noch einiges zu organisieren
Bis auf einzelne Tage wird Kaspar noch bis zu ihrem nahen Wechsel nach Herne im Voerder Rathaus anzutreffen sein. Schließlich gebe es „noch einiges zu organisieren“, es stünden noch zahlreiche Besprechungen an, um Grundpflöcke zu setzen. Dies betrifft zum einen die Finanzen, den aktuellen wie auch den Haushalt 2017. Der Entwurf zum Zahlenwerk für dieses Jahr wird in wenigen Wochen in den politischen Gremien beraten. Zudem ist Kaspar als Ordnungsdezernentin in die Organisation des Karnevalszuges involviert, bei dem sie übrigens wieder mitfahren wird – quasi ihre Abschiedstour...
KOMMENTAR: Schlechter Zeitpunkt
Auch wenn Simone Kaspar sagt, dass sie für eine Wiederwahl zur Verfügung gestanden hätte – ernsthaft geglaubt haben wird sie nicht daran. Wie auch? Die CDU hat vor zwei Jahren mit ihr gebrochen und die SPD wird nicht erwogen haben, die frühere Kandidatin der Christdemokraten für die zweite Beigeordnetenstelle und später für das Bürgermeisteramt zu unterstützen. Also war es nur folgerichtig für Kaspar, sich nach beruflichen Alternativen umzusehen. Der Absprung aus Voerde ist für sie ein mächtiger Karriereschritt.
Für die Stadt indes kommt der Wechsel noch vor Beginn der Haushaltsberatungen und der Verabschiedung des Etats zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Politik und Bürgermeister stehen nun vor der schwierigen Aufgabe, eine vernünftige Übergangslösung bis zur Wiederbesetzung des Kämmerer-Postens zu finden. Dass die Stelle nicht zu lange vakant bleiben sollte, dürfte unstrittig sein – wie auch die Tatsache, dass die Nachfolge des ersten Beigeordneten Wilfried Limke, der wohl auch vorzeitig ausscheiden wird, rechtzeitig geregelt werden muss. Angesichts der Vergangenheit bleibt abzuwarten, ob die beiden großen Fraktionen bei der Wiederbesetzung Sachargumenten statt politischem Kalkül den Vorzug geben. Wünschenswert wäre es allemal.