Dinslaken. Einrichtung blickt auf das Jahr des 50-jährigen Bestehens. Es gibt auch Entwicklungen, welche die Hilfseinsätze für das Friedensdorf erschweren.

Zum Jahresende waren 191 Kinder aus sieben Nationen in der Obhut des Friedensdorfes. Insgesamt hatte man 229 Kinder im vergangenen Jahr in die Einrichtung aufgenommen. „Sonst haben wir eigentlich immer zwischen 300 und 400 Kinder pro Jahr gehabt“, erklärt Thomas Jacobs, der Leiter des Friedensdorfes. Das liegt vor allem daran, dass nach einem Anschlag in Kabul die deutsche Botschaft in Afghanistan geschlossen wurde, was es für die Hilfsorganisation erstmal unmöglich machte, Visa für die Kinder zu bekommen, die dort auf einen Transport Richtung Deutschland warteten. „Für die Kinder dort ist das natürlich dramatisch“, erklärt Thomas Jacobs. Von vielen Kindern, die für den Transport zur medizinischen Versorgung nach Deutschland auf der Liste standen, habe man nichts mehr gehört.

Weniger Krankenhäuser sind bereit, Friedensdorf-Kinder kostenlos zu behandeln

Jetzt hofft man darauf, Mitte Februar auch wieder Kinder aus Afghanistan zur medizinischen Versorgung nach Deutschland holen zu können. Mit einem Charterflug, der über die Benefizaktion „Sternstunden“ des Bayrischen Rundfunks mitfinanziert wird, sollen neben Kindern aus Afghanistan auch aus Tadschikistan, Usbekistan, Kirgistan und dem Kaukasus zur medizinischen Versorgung nach Deutschland kommen. Die gestaltet sich allerdings auch immer schwieriger. „Es sind immer weniger Krankenhäuser bereit, Friedensdorf-Kinder kostenlos zu behandeln“, berichtet der Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs.

Auf einer Gesundheitsstation.      
Auf einer Gesundheitsstation.      © Friedensdorf

Das Problem ist mannigfaltig: Zum einen gebe es durch Fusionen und Schließungen immer weniger Krankenhäuser, zum anderen wären diese einem immer höheren Kostendruck ausgesetzt. „Oft werden die Kinder zur Behandlung in Fachkliniken verlegt, so dass bei uns hohe Rechnungen auflaufen. Das können wir, als rein durch Spenden finanzierte Organisation nicht dauerhaft leisten“, erklärt der Leiter des Friedensdorfes. Umso dankbarer ist man dafür, dass viele Kliniken sich kreativ und flexibel um die Kinder kümmern.

Es gibt auch positive Entwicklungen

Das Friedensdorf betreibt auch weiterhin Projektarbeit in verschiedenen Ländern. „Da geht es vor allem darum, die medizinische Versorgung vor Ort zu verbessern, damit weniger Kinder in Deutschland behandelt werden müssen“, erklärt Thomas Jacobs. So werden etwa in Usbekistan in unterstützten Projekten Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten versorgt, orthopädische und plastisch-chirurgische Operationen durchgeführt. Zudem verschickte das Friedensdorf im vergangenen Jahr 103 Tonnen an Hilfsgütern. Dazu kamen 4600 Lebensmittel-Pakete über die Bürger-Paketaktion. „Die erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und wir möchten auch Ende diesen Jahres wieder um die 5000 Pakete losschicken“, sagt Thomas Jacobs.

Landungs am Flughafen in Düsseldorf.    
Landungs am Flughafen in Düsseldorf.     © Friedensdorf

Zwei sehr positive Entwicklungen gibt es zu vermelden. Zum einen sind die Spenden an das Friedensdorf im vergangenen Jahr angestiegen, obwohl die Organisation nicht viel Werbung macht. „Wir haben da zum Glück einen treuen Kreis aus Freunden, Unterstützern und Spendern, auf den wir uns verlassen können“, sagt Jacobs. Zum anderen wurde das Bildungswerk des Friedensdorfes mehr genutzt. „Wir haben sehr viele Anfragen von Schulen“, erzählt Thomas Jacobs. Dabei wären es nicht nur Oberstufen, sondern auch Mittelstufen- und Unterstufenschüler, die sich mit der Arbeit des Friedensdorfes beschäftigen. „Viele Lehrer nutzen die Gelegenheit auch, um mit den Schülern das Dorf zu besuchen“, sagt Jacobs. Oft sind die Schüler so beeindruckt von den Kindern im Friedensdorf, dass sich langjährige Kontakte zur Einrichtung ergeben.

>>> Info: Ehrenamt und Ausstellung zur Arbeit des Friedensdorfes

  • Ohne Ehrenamt wäre die Arbeit des Friedensdorfes unmöglich. In ganz Deutschland und auch international sind rund 300 Ehrenamtler für die Einrichtung unterwegs, besuchen die Kinder in den Krankenhäusern, werben für das Friedensdorf oder sind bei Einsätzen der Einrichtung im Ausland mit dabei.
  • Mit einer Ausstellung, die kostenlos ausgeliehen werden kann, möchte das Friedensdorf seine Arbeit präsentieren. Auf 52 individuell zusammenstellbaren Tafeln finden sich Informationen zur Einrichtung. Interessenten können sich ans Bildungswerk der Einrichtung wenden: 02064 4974141, bildungswerk@friedensdorf.de