Hünxe. . Dann können im Hünxer Wald schon mal Felsbrocken liegen bleiben. Oder war es doch der Teufel, dem der Bau der Kirche ein Dorn im Auge war?
Da liegen sie einfach so rum, die riesigen Steinblöcke im Hünxer Wald. Der Teufel selbst soll sie in frühen Zeiten einmal vor lauter Wut geschmissen haben. Er wollte eigentlich die neu gebauten Kirchen der Umgebung treffen, die dem Kerl mit den Hörnern ein Dorn im Auge waren. Doch er verfehlte sie, was ihn wohl noch wütender gemacht haben dürfte. Eine Sage, die einst jedes Kind kannte. Es gibt aber noch eine andere Version der Teufelsteine, die ich früher im Heimatkunde-Unterricht vom alten Rektor Otto Pitz erfuhr:
Zu frühen Zeiten sollen sich im Hünxer Wald zwei Riesen aufgehalten haben, Vater und Sohn. Sie waren wohl auf der Jagd nach Auerochsen und Bären. Woher sie kamen? – das weiß so recht niemand. Doch im Riesengebirge, so heißt es, hausten jede Menge jener Gestalten um den weltberühmten Rübezahl. Vielleicht ist das Riesengebirge ja gleichzusetzen mit dem nordischen Riesenheim, dem Jötunheim, von dem die nordischen Sagen berichten.
Wie auch immer – Vater Riese und Sohn stolperten also mit Riesenschritten durch den Hünxer Wald. Plötzlich fing der Jüngere an zu hinken, doch er verbiss sich jeden Schmerzenslaut. Ein Riese kennt schließlich keinen Schmerz und vor seinem Vater wollte sich Klein-Riese nicht blamieren. Also biss er die Zähle zusammen und hinkte dem Alten hinterher.
Irgendwann wurde es diesem zu bunt. „Was hast Du?“, herrschte er seinen Sohn an. Kleinlaut gestand dieser ihm, dass er ein paar kleine Steine im Schuh hatte, die ihn zwickten und pieksten und sich bei jedem Schritt unangenehm bemerkbar machten. „Dann zieh doch die Schuhe aus und schmeiß die Kiesel weg“, brüllte ihn der Alte an. Aufatmend blieb der Sohn stehen, zog sich seine Riesenschuhe aus und warf die drei Steine hinaus in den Wald. Erleichtert zogen die Beiden schließlich weiter. Die Steinchen aber, die ein ansehnliches Gewicht hatten, liegen noch heute dort – im Hünxer Wald.
Riesen kennt man aus Mythen
Nun lebten Riesen in grauer Vorzeit. Nordische Legenden erzählen von ihnen, in den griechischen Mythologien kämpfte schon der tapfere Odysseus mit ihnen und selbst in der Bibel werden sie in der Gestalt des Goliath erwähnt.
Doch als das Christentum Einzug ins Leben der Menschen hielt, da verdrängte man die alten Legenden und Mythen. Da sich die wackeren Hünxer aber nie erklären konnten, wie die Riesenbrocken in den Hünxer Wald kamen, da dachte man sich – die kann nur der Teufel dahin geschmissen haben. Denn keiner war so stark wie er. Na ja, außer einem natürlich, doch warum sollte der liebe Gott mit Gestein um sich schmeißen. Immerhin bauten die Hünxer gerade eine Kirche zu seinem Wohlgefallen. Da war es eher der Teufel, dem diese Arbeiten missfielen.
Er haderte und haderte, wie er wohl diesen Kirchenbau verhindern könnte. Wie das so ist, wenn Männer nicht mehr weiter wissen, fragen sie ihre Frauen, Mütter oder wie in diesem Fall die Großmutter. Die war ganz pragmatisch veranlagt und meinte zu ihrem Enkel: „Du bist doch stark, warum zerschmetterst Du das Bauwerk nicht einfach mit einem dicken Felsbrocken.“ Der Rat gefiel dem Teufel und als die Kirche fertig war, da nahm er wutentbrannt einen Felsbrocken und warf ihn – Pech gehabt – neben das Bauwerk. Also noch einmal, doch auch dieser Wurf ging fehl, wie auch die anderen beiden. Olympiareif war die Leistung des Teufels nicht, das sah er wohl selbst auch so und ließ es anschließend bleiben, zumindest im Hünxer Wald.
Es kann aber auch sein, dass der Teufel schon viel früher zuschlug, nämlich als der gute Suitbertus das Christentum an der Lippe verbreitete. Das musste seinen Gegenspieler natürlich ärgern und dieser warf einen riesigen Stein, um den Heiligen zu zerschmettern. Klar, dass der liebe Gott dies nicht zulassen konnte. Der Wurf ging fehl, der Stein zerbrach und seine Überreste liegen noch heute im Wald – oder besser: versinken derzeit immer mehr in den Boden.
Zehn Millionen Jahren alt
„Schöne Geschichten, die man immer wieder gerne hört“, sagt Heinz Rühl, Vorsitzender des Heimatvereins Hünxe, lachend. Eigentlich seien die Felsbrocken Tertiärquarzite, die am Ende der Braunkohlenzeit vor etwa zehn Millionen Jahren entstanden. Andere meinen, es seien Findlinge aus der Eiszeit. Und es gab nicht nur drei (bei den Riesen), vier (beim Teufel), sondern jede Menge davon. „Die kleineren Steine benutzten die Menschen zum Bau“, erklärt Heinz Rühl, „verarbeiten sie in Häusern, in Kirchen oder in der Gartroper Mühle. Es wurde jetzt festgestellt, dass es sich bei den alten Steinen um die gleiche Art wie bei den Teufelsteinen handelt.“
Vier Teufelsteine gibt es im Hünxer Wald. Der größte hat eine Länge von 4,60 m, eine Breite von 3,60 m und ragt rund 55 cm aus dem Untergrund heraus. Er soll einer der größten „Teufelsteine“ am Niederrhein sein, wenn nicht gar der größte. In diesem Stein seien Bohrlöcher zu finden, ist sich Dr. Hugo Döbling in seiner Arbeit über die Teufelssteine in einem der früheren Heimatkalender sicher. Die weiteren Steine sind kleiner.
Zu finden sind sie im Hünxer Wald unweit der Berger- und Wilhelmstraße. „Man biegt von der Bergerstraße in die Wilhelmstraße, dann geht’s rechts 200 bis 300 Meter in den Hohen Wardweg und von dort aus ist es nur noch ein kurzer Waldlauf zu den Teufelssteinen“, erklärt Heinz Rühl. Eine Tafel bietet Erklärungen. Mehr Infos: Aufsatz von Dr. Hugo Döbling: (www.land-dinslaken.de/ Rubrik Heimatkalender/ Jahrbücher, Jahr 1966).