Voerde. . Politologe Dr. Andreas Püttmann referierte in Voerde über „Rechtspopulismus“. Und setzte sich mit der Alternative für Deutschland auseinander.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es nochmal eine Bedrohung von Rechts für unsere Demokratie gibt“, sagt Andreas Püttmann zu Beginn seines Vortrages im gut gefüllten Voerder Paulushaus. Für den Referenten ist der Besuch in Voerde auch ein Stück weit Heimkehr. Er war in seiner Jugend in der Gemeinde mal Messdiener und Lektor. Der Politikwissenschaftler spricht von einer „Zeitenwende in Europa“, von einem Erstarken des Rechtspopulismus „mit Hilfe dauerfrustrierter Konservativer“. Dabei hat er die Punkte, an denen sich Rechtspopulisten abarbeiten, schnell aufgezählt: Sie reichen von der Annahme eines einheitlichen Volkswillens, über antieuropäische und antiglobale Rhetorik bis zum geschichtspolitischen Relativismus und Revisionismus.

Das Ganze garniert Püttmann mit Zahlen aus Umfragen. So stimmt zum Beispiel fast ein Viertel der Bundesbürger vollkommen oder übewiegend der Aussage zu, man bräuchte eine einzige starke Partei, die das Volk vertritt. „Man fragt sich, was unsere politische Bildung erreicht hat“, kommentiert Püttmann diesen Wert. Dann seziert er Vorgehen und Wahlprogramm der Alternative für Deutschland (AfD).

Die verbalen Entgleisungen von einigen AfD-Politikern seien keine emotional aufgeladenen Statements sondern ein „kühles Kalkül der Aufmerksamkeits-Maximierung“ und „sorgfältig geplante Provokationen“. Und dagegen könne man auch nicht vorgehen, indem man die Strategien in ähnlicher Form kopiert. „Da kann man nicht gewinnen. Die AfD ist immer einen Schritt extremer“, sagt Püttmann.

Erschreckend sind dabei die Zahlen aus Umfragen, die der Politikwissenschaftler präsentiert. Diese belegen, dass bekennende AfD-Wähler teilweise drei Mal häufiger Indikatoraussagen zustimmen, die chauvinistische, ausländerfeindliche oder antisemitische Tendenzen aufzeigen, als der Durchschnitt der Bevölkerung. Im Vergleich zu den Wählern anderer Parteien sei der Unterschied noch gravierender. Dagegen würden sich die Angaben von CDU- und SPD-Wählern weit weniger unterscheiden. „Das zeigt uns, dass wir es hier nicht mit einer konservativeren CDU zu tun haben“, folgert Dr. Andreas Püttmann. „Hier bildet sich eine radikale Politgroßsekte am rechten Rand der Gesellschaft“, sagt er. Und die sei nicht konservativ, sondern revolutionär.

Entlarvend sei dabei schon ein Blick ins Parteiprogramm. Menschenrechte würden nicht erwähnt, Christentum und Kirchen spielten nur eine Rolle, wenn es gegen den Islam ginge und es würden übertriebene Ängste geschürt. „Die AfD baut ihre Wirklichkeitsbeschreibung auf alternative Fakten“, schlussfolgert Püttmann. Ein christliches Weltbild deute dabei klar weg von der AfD, zeichneten sich die Rechtspopulisten vor allem durch „Empathielosigkeit, Hybris und Daueraufgeregtheit“ aus.

Das Christentum selbst könne allerdings auch nicht unpolitisch sein, so Püttmann: „Man kann nicht für etwas beten, ohne bereit zu sein, etwas dafür zu tun.“