Dinslaken. . Graffiti-Festival vor ungewisser Zukunft: Ein Sponsor sprang ab, an der Augustastraße wird gebaut, die Sportanlage samt „Hall of Fame“ saniert.
Das Urban Arts Festival (UAF) steht vor einer ungewissen Zukunft. Das Graffiti-Festival, das die junge Dinslakener Künstlergruppe Urban Arts seit 2015 an der Mauer Am Fischerbusch organisiert und das Teilnehmer aus der ganzen Welt hat, kann 2018 nicht stattfinden. Fehlendes Geld ist einer der Gründe.
Bis zu 15 000 Euro sind nötig
Zwischen 12 000 und 15 000 Euro kostet das Festival. Bevor die Veranstaltung 2015 zum Festival wurde, bestand sie schon zwei Jahre. Die ursprüngliche „Hallparty unter Freunden“ wuchs von der „Hey, wer Bock hat, kann kommen“-Veranstaltung so schnell, dass Urban Arts – das sind derzeit Julian Schimanski (30) und Tim Blankenstein (32) – entschieden, aus der Party ein Festival zu machen „und mal zu gucken, was man rauskitzeln kann“, so Julian Schimanski. Und das war allerhand!
Im ersten Jahr kamen über den Tag verteilt etwa 1000 Besucher, im zweiten Jahr waren es trotz Regens noch mehr, zuletzt war der komplette Fischerbusch und die Fußballanlage voll mit Menschen, so Schimanski. Die Besucher kamen laut Schimanski aus ganz Deutschland und teilweise aus umliegenden Ländern „nur um bei dem einen Festivaltag dabei zu sein“.
Brückenschlag zu KSL
Die Teilnehmer kommen aus Dinslaken – und der Welt: Chile, Portugal, Russland, Kolumbien, England, Niederlande, Spanien oder USA. „Wichtig war uns immer bei der Teilnehmerauswahl, dass jeder eine Chance
bekommt. Lokale Künstler genauso wie die großen Stars. Jeder soll mit Jedem malen können“, so Julian Schimanski. Zudem gelang der Brückenschlag zum großen Dinslakener Kunstfestival „Kunst statt Leerraum“. Einige Urban Arts Festival-Künstler machen auch bei KSL mit: Marcos Reych aus Chile etwa war dreimal beim Festival dabei, gestaltete mit Urban Arts zusammen das Hexenhaus an der Brückstraße, war 2017 bei Kunst statt Leerraum dabei und gestaltete einen Teil des Stadthallen-Bauzauns. Auch Andre „Trafic“ Silva aus Portugal, Zurik aus Kolumbien, Miami Weis, Herz und Denis Klatt aka Hifi aus Deutschland wurden vom Urban Arts Festival an KSL weitergeleitet.
Das Graffiti-Malen blieb Hauptbestandteil des Festivals – aber es kam einiges dazu: „Schmierfink“ eine namhafte Sketchbattle-Seite im Internet, führte ein Zeichenturnier durch, es gab ein Freestylebattle auf der Bühne, bei dem MCs oder Rapper gegeneinander battelten und einen Workshop für Kids. „Die Teilnahme bei allen Aktionen war natürlich immer für Noppes“, betont Schimanski.
Absage kam einen Tag vor dem Start
Alles lief also bestens – bis einen Tag vor dem Start des Urban Arts Festivals 2017 der eine Sponsor seine Zusage spontan zurückzog. „Es lohne sich doch nicht“, gibt Schimanski wieder. Urban Arts hatte mit zwei Dinslakener Firmen folgenden Deal vereinbart: Die Firmen bekommen Aufträge von Urban Arts „wesentlich günstiger“ gemalt und sponsern dafür das Festival. Die zweite Firma hat zwar ihre Zusage nicht zurückgezogen – Geld gab sie bisher aber auch nicht, so Schimanski. Die Stadt Dinslaken hielt sich an ihre Förderzusage, die Firma „Daycolors“ stellte die Spraydosen – dennoch fehlten 8000 Euro.
Neue Hoffnung: der Bergpark
Die Baustelle an der Augustastraße mache eine „vernünftige Umsetzung“ in diesem Jahr ebenfalls unmöglich, zudem wissen die Künstler nicht, ob nach der geplanten Sanierung der Lohberger Sportanlagen die Mauer am Fischerbusch, die „Hall of Fame“ noch steht und für das Festival genutzt werden könne.
Dennoch hoffen Schimanski und Blankenstein, das Festival 2019 an anderer Stelle wieder aufleben lassen zu können – noch größer und schöner. Die Schallschutzwände am Schlackeberg am Bergpark wären „perfekt“, so Schimanski. Bei der RAG und bei der Stadt haben Urban Arts ihre Pläne schon vorgestellt. Entscheiden müsse die RAG. Die Fläche wäre „das längste Stück Hall of Fame in ganz Europa vielleicht sogar auf der ganzen Welt“, schwärmt Schimanski. Viel Platz für viele Künstler also. Allerdings: „Hier bräuchten wir auch Sponsoren, da die Schalschutzwände aus Lochblech sind und diese erst geschlossen werden müssten.“
>>KOMMENTAR
Erinnern Sie sich noch an die Anfänge von „Kunst statt Leerraum“? Leere Ladenlokale, die von Künstlern aus der Region bespielt wurden. Daraus hat sich ein Kunstfestival entwickelt, mit dem sich viele Bürger Dinslakens und auch die Stadt, die das Festival bewirbt, identifizieren. Die KSL-Ameisen-Aufkleber, die ganz Dinslaken bevölkern, sind ein Symbol dafür, dass aus Kleinem Großes werden kann. Auch das Urban Arts Festival hat das Potenzial dazu. Nicht zufällig fanden beide Festivals 2016 parallel statt. Das UAF zieht, ebenso wie KSL, Künstler aus der ganzen Welt an, die mit hiesigen Künstlern gemeinsame Sache machen. Noch dazu leistet es Jugendarbeit: Jugendliche probieren sich beim Festival aus, Sprayer haben eine legale Fläche. Die Freigabe der Mauer am Fischerbusch war ein Anliegen der Aufsuchenden Jugendarbeit. Es wäre schade, wenn eine solche Idee in Dinslaken an fehlendem Geld und Ort scheitert. (aha)