Dinslaken. . Weihnachten. Die Zeit im Jahr, in der es in der Stadt nach Glühwein und Bratwurst riecht und dazwischen die Menschen von Geschäft zu Geschäft eilen. Die Zeit, in der so manche Lichterkette mehr für einen schönen Schein steht, der Dunkles verdrängt, als das der christliche Sinn des Weihnachtsfestes erhellt wird.
Weihnachten. Die Zeit im Jahr, in der es in der Stadt nach Glühwein und Bratwurst riecht und dazwischen die Menschen von Geschäft zu Geschäft eilen. Die Zeit, in der so manche Lichterkette mehr für einen schönen Schein steht, der Dunkles verdrängt, als das der christliche Sinn des Weihnachtsfestes erhellt wird.
Weihnachten kann allerdings auch ganz anders sein. Einsam, aber in Gedanken bei den Liebsten. Wachsam, auf die innere Stimme ebenso lauschend wie auf die Obacht habend, die draußen lärmen. Besinnlich, in dem Sinne, das man sich auf seinen Sinn für Mitmenschlichkeit und Mitgefühl besinnt. An ein solches Weihnachten gemahnte das „Rendezvous nach Ladenschluss“ am Dienstag in der Ev. Stadtkirche. Bertold Hanck las zum Thema „Rechte Menschen – Menschwerdung – Menschenrechte“. Eingebettet, begleitet und kommentiert wurden die Texte von Jochen Rudolph am Klavier.
Das Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur. Rudolph spielt es zunächst so, wie man es kennt: Musik, in die man sinkt wie in ein weiches Daunenkissen. Aber in der Wiederholung bekommt das Thema mehr Druck, Mozart rüttelt auf seine elegante Art wach.
Denn es wird ungemütlich. Misstöne dröhnen in die diesjährige Weihnachtsbehaglichkeit, Hanck stellt das Fest in „Feste drauf“ unter die Vorzeichen des Erstarkens der AfD bei der letzten Wahl. Die Menschenrechte sind in den Verfassungen der westlichen Welt fest verankert. Die Gleichheit aller Menschen und ihr Recht auf Streben nach Glückseligkeit sind in der amerikanischen Verfassung ebenso verbürgt wie die Unantastbarkeit der Würde des Menschen im deutschen Grundgesetz. Und doch vernimmt man das Dröhnen derer, die dies zu untergraben versuchen.
Bertold Hanck, Jochen Rudolph und dessen Ehefrau Charlotte setzten bewusst harte Akzente. In „Es kommt ein Schiff, geladen“ erreicht das Flüchtlingsboot nicht das sichere Ufer. Und Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ wird die Rede von Björn Höcke in Dresden gegenübergestellt, in der er eine Wende in der Erinnerungskultur um 180 Grad fordert.
Man wollte oder hat sie also früher zum Schweigen gebracht und versucht es immer noch, Bertold Hanck gab ihnen am Dienstag in der Stadtkirche ihre Stimmen zurück: Rosa Luxemburg und Dietrich Bonhoeffer. Die Kommunistin und der ev. Theologe, deren Schicksal, Inhaftierung und gewaltsamer Tod sich genau so ähneln wie ihre den Menschenrechten verpflichteten Werte. In seiner behutsamen Gegenüberstellung ihrer Briefe lässt Hanck noch eine weitere, überraschende Gemeinsamkeit deutlich werden. Luxemburg und Bonhoeffer brach die Haft nicht, sie fanden in der Stille und Einsamkeit ihrer Zellen zu Achtsamkeit, innerem Frieden und noch mehr Mitgefühl für andere. Eine Art von Glück, die jene, die es draußen dröhnen lassen, wohl nie auch nur erahnen können.