Hünxe. . „Von der Heimatlosigkeit eines Menschen, dem die ganze Welt fremd geworden war.“ Poetische Sätze wie diese lesen die Schauspieler Achim Conrad und Thomas Zieler an diesem Freitagabend im Hünxer Rathaus aus Arno Geigers Buch „Der alte König in seinem Exil“ mit größtem Bedacht vor, denn die Thematik der Demenz bedarf Einfühlsamkeit.
„Von der Heimatlosigkeit eines Menschen, dem die ganze Welt fremd geworden war.“ Poetische Sätze wie diese lesen die Schauspieler Achim Conrad und Thomas Zieler an diesem Freitagabend im Hünxer Rathaus aus Arno Geigers Buch „Der alte König in seinem Exil“ mit größtem Bedacht vor, denn die Thematik der Demenz bedarf Einfühlsamkeit.
Vor fünfzehn Jahren gründete Conrad das Kölner Ensemble „movingtheatre.de“ und ist seitdem mit zeitgenössischem Tanz bis klassischem Schauspiel in ganz Deutschland unterwegs, um neue Perspektiven auf verschiedene Lebenssituationen zu ermöglichen. Mit Zieler, der einen eigenen Hörbuchverlag besitzt, liest und spielt er das Stück nun schon im fünften Jahr.
Langweilig wird es ihm dabei nicht, wie Conrad selbst erklärt: „Ich finde es toll, wenn man mit Stücken wächst.“ War er zu Beginn noch skeptisch, da ihn das Thema nicht zu betreffen schien, ist er sich mittlerweile der Bedeutung seiner Arbeit bewusst: „Ich finde es wichtig, dass das Thema in die Welt getragen und darüber gesprochen wird.“
Und so sitzen sich Conrad und Zieler an einem Tisch gegenüber, lesen aus dem bewegenden Buch über den an Alzheimer erkrankten Vater des Autors und vermitteln so auf ganz persönliche Weise die große Tragik – aber auch die versteckte Schönheit der Krankheit. Von anfänglicher Vergesslichkeit erzählt Zieler, der mit kraftvoller Stimme den Vater August aufleben lässt. Von bohrender Angst spricht Conrad, der die Rolle des nachdenklichen Sohnes Arno einnimmt. Frustration spricht aus dem Vater. Ratlosigkeit aus dem Sohn. Doch mit der Zeit scheint letzterer akzeptieren zu können: „Für ihn gibt es keine Welt außerhalb der Demenz. Er kann nicht mehr über die Brücke. Also komme ich zu ihm rüber.“
Metaphorische Bilder wie diese machen nachdenklich und spenden gleichzeitig Trost. Ebenso wie die nur auf den ersten Blick sinnlos erscheinenden Dialoge über dritte Socken, Heimatlosigkeit und verlorene Söhne, die in all ihrer Traurigkeit auch zum Lachen bringen. Die Distanz zwischen Vater und Sohn schrumpft, sie freunden sich neu an und so antwortet der Vater auf die Frage des Sohnes, was er immer gemocht habe: „Heimgehen.“