Voerde/Dinslaken. . Zur „Woche der unabhängigen Buchhandlungen“ haben wir mit Händlerinnen in Voerde und Dinslaken über ihre Strategien gesprochen.
- Es gibt sie noch: lokale Buchhandlungen, die unabhängig sind von den großen Handelskonzernen
- Zur „Woche der unabhängigen Buchhandlungen“ haben wir mit Händlerinnen in Voerde und Dinslaken gesprochen
- Sie haben ganz eigene Lösungen für den Konkurrenzdruck gefunden
Für viele Menschen ist heute der Klick im Internet der erste Gedanke, wenn es um den Kauf von Büchern geht. Online-Handelsunternehmen wie Amazon liefern die Ware direkt an die Haustür. In den Innenstädten haben oftmals die großen Buchhandelsketten die unabhängigen Buchhandlungen abgelöst. Doch es gibt sie noch: Die lokalen Buchhandlungen, die unabhängig sind von den großen Handelskonzernen. Eine davon ist die Buchhandlung Lesezeit in Voerde. Buchhändlerin Sabine Friemond-Kund hat eine ganz eigene Lösung für den Konkurrenzdruck auf dem Buchmarkt gefunden.
„„Die Menschen nehmen die Geschäfte vor Ort wieder bewusster wahr“
„Man muss nachschauen, wie man sein Angebot so erweitern kann, dass es einen positiven Einfluss hat“, erklärt die Buchhändlerin. In ihrer Buchhandlung findet sich mittlerweile auch eine Postfiliale. „Es kommt durchaus vor, dass Kunden kommen, um ein Paket aufzugeben und dann mit einigen Büchern wieder nach Hause gehen“, erzählt die Buchhändlerin. Einige entdecken den Buchladen auf diesem Wege völlig neu für sich.
Der Vorteil des Ladens gegenüber dem Internethandel liegt natürlich auf der Hand. Man kann in den Büchern stöbern, sich beraten lassen und bei vielen Kunden findet, so meint Sabine Friemond-Kund, mittlerweile auch ein Umdenken statt. „Die Menschen nehmen die Geschäfte vor Ort wieder bewusster wahr. Ich denke, da haben einige Kampagnen die Menschen auch sensibilisiert“, berichtet die Buchhändlerin. Dabei kann man auch bei ihr mittlerweile im Internet Bücher bestellen. „Wir liefern die im Einzelfall auch zu den Kunden nach Hause. Aber für gewöhnlich können sich die Kunden das Buch am nächsten Tag im Laden abholen. Da sind Versandhändler im Internet auch nicht schneller“, sagt Sabine Friemond-Kund.
„Das trifft den gesamten Einzelhandel“
In Friedrichsfeld verkauft Buchhändlerin Mila Becker neben Büchern auch Geschenkartikel. „Die waren bei mir schon immer im Sortiment“, berichtet sie. Keine Reaktion auf wachsende Konkurrenz von Seiten des Internets. Die trifft, wie Mila Becker sagt, allerdings ohnehin nicht nur die Buchhändler, sondern den gesamten Einzelhandel.
Auch bei ihr kann man mittlerweile online bestellen. Denn sie gehört, gemeinsam mit gut 600 weiteren Buchhändlern zum Netzwerk „Genialokal“. Über das Internetportal können Kunden schauen, ob ein Buch in einer Buchhandlung in ihrer Nähe verfügbar ist, es zurücklegen lassen oder es bestellen. „Wenn Kunden bis zum Mittag bestellen, haben wir das Buch am nächsten Tag hier. Oder es wird zu den Kunden nach Hause geschickt“, erklärt sie.
Um ihre Existenz fürchtet sie ohnehin nicht. „Die Buchhändler, die jetzt noch da sind, haben die Buchhandelsketten und Amazon überlebt. Die gehen jetzt nicht mehr unter“, sagt sie.
Besondere Autoren im Angebot
Einen ganz anderen Weg geht man in der Buchhandlung Korn in Dinslaken. „Ich mache eigentlich nur konsequent das weiter, was ich schon immer mache“, sagt Buchhändlerin Brigitte Korn. „Ich bin nicht nur eine unabhängige Buchhändlerin, sondern auch eine Partnerin für unabhängige Verlage.“ So finden sich in ihrer Buchhandlung auch nicht stapelweise die Werke, die man gerade auf den bekannten Bestsellerlisten findet, sondern besonderer Lesestoff. Fotobände, gebundene Werke, besondere Autoren und Kleinode die zeigen, was für ein handwerklicher Aufwand hinter der Buchproduktion steckt. Technische Neuerungen und Konkurrenz durch das Internet? „Man muss nur gelassen bleiben. Es gibt Dinge, die können gut nebeneinander existieren“, sagt Brigitte Korn.
Die Geschichte gibt ihr Recht: In den 49 Jahren, die es die Buchhandlung Korn gibt, hat man die Entwicklung des Fernsehens zum Massenmedium, den Aufstieg des Internethandels und die Einführung von eBooks überstanden. Eine Internetseite für Bestellungen hat die Buchhandlung Korn trotzdem. „Wir sind schneller als Amazon“, sagt Brigitte Korn. Denn: Bücher die Kunden bestellen landen schon über Nacht vor Ort und werden ausgeliefert, bevor die Buchhandlung überhaupt geöffnet wird. „Der Internethandel ist eine Herausforderung. Und die muss man annehmen“, sagt Korn.
Das Programm zur „Woche der unabhänigigen Buchhandlungen“
Eigentlich wollte Buchhändlerin Sabine Friemond-Kund die Woche der unabhängigen Buchhandlungen einfach vorbeigehen lassen. Doch dann machte sie die Dinslakener Autorin Larissa Schwarz darauf aufmerksam und meldete sich mit einer besonderen Idee: Sie wollte ein Schaufenster der Buchhandlung für einen Vormittag zu ihrem Arbeitszimmer machen und dort an einem Buch arbeiten. „Sie hat diese Idee bei einem Kollegen in Süddeutschland gesehen und wollte das einfach mal umsetzen“, erzählt Sabine Friemond-Kund. Am Freitag, den 10. November wird die Autorin am Vormittag in der Buchhandlung an der Bahnhofstraße 61 zu Gast sein.
Das Programm zur Woche der unabhängigen Buchhandlungen startet mit einer Lesung des Autorenduos Renate Wirth und Thomas Hesse. Diese kommen am Montag, 6. November, von 15 bis 16 Uhr in der Buchhandlung vorbei und signieren, verkaufen und verpacken ihren neuen Krimiroman „Der Storch“. Am Dienstag, den 7. November können Kunden in der Lesezeit das Spiel „Kennst du Voerde?“ von Burkhard Kobbert kennenlernen, indem sie gegen Sabine Friemond-Kund antreten. Auf die Sieger warten attraktive Buchpreise.
Am Mittwoch, 8. November, gibt es den ganzen Tag lang einen Rabatt von zehn Prozent auf alle Kalender im Sortiment der Buchhandlung. Am Donnerstag wird es dann märchenhaft in der Buchhandlung. Um 19 Uhr referiert Harald Stollmeier über Gut und Böse im Märchen und liest anschließend aus seinem eigenen Märchenbuch vor. „Harald Stollmeier ist auch ein Autor aus Voerde. Der Termin in der Buchhandlung war schon länger angedacht und wir haben ihn jetzt in die besondere Woche gelegt.“ Karten für Vortrag und Lesung gibt es für fünf Euro.
Neben dem Besuch von Autorin Larissa Schwarz wartet am Freitag, 10. November, ab 19 Uhr auch Peter Michael Dieckmann in der Lesezeit auf seine Gäste. Er wird sein Buch „Der Schlüssel zur Vergebung“ vorstellen. Auch hierfür gibt es Karten (acht Euro) in der Buchhandlung. Die Woche schließt mit einem Laternentag. Kinder die am 11. November, dem Martinstag, mit ihrer Laterne in die Buchhandlung kommen, erwartet, wenn sie unter den ersten 20 Kindern sind, eine besondere Überraschung.