Voerde. . Mit Wiedereinführung des Abiturs nach neun Jahren am Gymnasium stellt sich die Frage, ob eine Fünfzügigkeit der Gesamtschule noch sinnvoll ist.
- Die Ankündigung des Voerder Gymnasiums, zurück zum Abitur nach neun Jahren zu wollen, wirft Fragen auf
- Offen ist, ob eine in Betracht gezogene Erweiterung der Gesamtschule auf fünf Züge dann noch sinnvoll ist
- Der Aspekt ist Teil der Schulentwicklungplanung, mit der die Stadt ein externes Büro beauftragt hat
Der Plan des Voerder Gymnasiums, den von der neuen Landesregierung angekündigten Weg zurück zum Abitur nach neun Jahren (G9) mitgehen und nicht bei G8 bleiben zu wollen, wird die Stadt als Schulträger noch in mehrfacher Hinsicht beschäftigen. So könnte dies Auswirkungen auf den Raumbedarf haben, wie Bürgermeister Dirk Haarmann auf NRZ-Anfrage erklärt. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welche Folgen die Wiedereinführung von G9 am Gymnasium für die im Aufbau befindliche Comenius-Gesamtschule haben wird.
Gesamtschulen haben nach Einführung von G8 an den Gymnasien eine Alternative zum „Turbo“-Abitur geboten
Die Gesamtschulen haben Eltern, die sich für ihre Kinder ein Jahr mehr Zeit bis zum Abitur wünschten, nach der Einführung von G8 an den Gymnasien eine Alternative zum „Turbo“-Abitur geboten. Gerd Kube, Leiter des Voerder Gymnasiums, hatte in der vergangenen Woche im Gespräch mit der NRZ selbst darauf verwiesen, dass in Voerde immer viele Kinder „mit eingeschränkter gymnasialer Eignung“ am Gymnasium angemeldet worden seien, deren Eltern aber hätten G8 nicht gewollt. Nun, mit der Rückkehr zu G9, lauteten die Prognosen so, dass diese Klientel wieder vermehrt am Gymnasium angemeldet werde, sagte Kube.
Währenddessen steht noch im Raum, die Comenius-Gesamtschule regulär auf fünf Züge zu erweitern – genehmigt wurde sie vierzügig. Aufgrund der hohen Anmeldezahlen ging sie dann aber im Schuljahr 2015/16 mit sechs Eingangsklassen an den Start, im darauffolgenden wurden fünf Züge gebildet wie auch im jetzt laufenden Schuljahr 2017/18. Zuletzt hatte die Bezirksregierung Düsseldorf die Bildung einer Überhangklasse „ausnahmsweise“ befürwortet und der Stadt angesichts der bisherigen Entwicklung der Schülerzahlen in der Jahrgangsstufe 5 der Gesamtschule nahe gelegt, eine dauerhafte Erhöhung der Zügigkeit zu prüfen.
Die Rückkehr der Gymnasien zu G9 wird in der Schulentwicklungsplanung mit betrachtet
Ende Mai gab der Stadtrat der Verwaltung dafür grünes Licht. Einige Wochen später wurde die Projektgruppe Bildung und Region (Biregio) beauftragt, die für eine mögliche Fünfzügigkeit im Vorfeld erforderliche „anlassbezogene“ Schulentwicklungsplanung vorzunehmen. Angesichts der Rückkehr der Gymnasien zu G9 stellt sich die Frage, ob es für eine Erweiterung noch einen Bedarf gibt. Der Punkt sei Teil der Betrachtung durch Biregio, sagt Bürgermeister Haarmann. Als der Prüfauftrag an das Büro erfolgte, waren die Pläne der neuen schwarz-gelben Landesregierung, von G8 abkehren zu wollen, bekannt. Zudem schaut sich das Büro, das die Stadt Voerde bereits vor einigen Jahren zur Entwicklung im Bereich der weiterführenden Schulen beraten und eine Neugründung der Gesamtschule empfohlen hatte, neben den Schülerzahlen auch die Entscheidung der Eltern und die Wanderungsbewegungen an.
Die „Wechselwirkungen“, die mit der Rückkehr zu G9 zwischen Gymnasium und Gesamtschule ausgelöst werden, müsse man natürlich sehen, erklärt Haarmann und betont, dass ihm die positive Entwicklung beider weiterführenden Schulen wichtig sei. Der Voerder Verwaltungschef gibt sich mit Blick auf die Zukunft und die Schülerzahlen optimistisch: Gymnasium und Gesamtschule könnten „auskömmlich“ nebeneinander betrieben werden.
Beratung in der nächsten Sitzungsfolge
Die Politik soll über das Thema einer möglichen Fünfzügigkeit der Comenius-Gesamtschule mit den daraus entstehenden Fragen und die dazu vorgelegten Ergebnisse des Bonner Büros Biregio in der kommenden Sitzungsfolge beraten. Der Schulausschuss tagt das nächste Mal regulär am 29. November, davor wird sich der Arbeitskreis Schule damit befassen.
Wird die Gesamtschule künftig fünfzügig gefahren, würde dies einen höheren Raumbedarf auslösen. Sollte es so kommen, müsste die Stadt den Ersatzbau der auslaufenden Realschule für die Gesamtschüler nutzen. Das Gebäude sollte nach dem ursprünglichen Plan – einer Vierzügigkeit der Gesamtschule – von Kindern der Otto-Willmann-Grundschule bezogen werden.