Dinslaken. . Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert zu Gast im Ledigenheim. Er appelliert, mit Wahlen nicht oberflächlich umzugehen.

Norbert Lammert tritt bei der Bundestagswahl zwar nicht mehr an, doch ist er zurzeit ständig unterwegs, um Wahlkampftermine zu absolvieren. Warum er das mache, hat ihn seine Frau gefragt, berichtet er am Donnerstagabend im Ledigenheim.

Die CDU hatte eingeladen, zu einem Abend mit der Bundestagskandidatin Marie-Luise Dött und dem Bundestagspräsidenten. Während seiner Rede gibt er die Antwort: Nicht nur die Wahl am 24. September ist wichtig, die Demokratie in unserem Land ist wichtig und muss verteidigt werden. Und jeder ist aufgefordert, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Der Bundestagspräsident, der zweithöchste Repräsentant des Staates, unternimmt eine Reise.

Es ist eine Zeit der Veränderungen

Lammert sagt, er habe am Ausgang der Wahl ein starkes Interesse. Denn man befinde sich in einer Zeit von Veränderungen, es sei eine besondere Situation. Aber viele würden verdrängen, wie wichtig das Stimmrecht ist, über das sie verfügen.

Lammert erwähnt eine Umfrage, nach der knapp 46 Prozent noch nicht entschieden haben, was sie wählen werden. 48 Prozent gaben aber an, sie wissen schon, wie die Wahl ausgehen werde. Lammert warnt davor, oberflächlich damit umzugehen und verweist hierbei auf die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten.

Die Trump-Wahl und die Brexit-Entscheidung

Das sei nicht irgendeine Wahl gewesen, sie werde das Land verändern, so Lammert. Die Wahlbeteiligung lag bei 51 Prozent und diejenigen, die keinen Einfluss genommen haben, sagen, sie hätten mit diesem Präsidenten nichts zu tun. Lammert widerspricht. Sie hätten es trotzdem, unmittelbar, auch wenn sie nicht zur Wahl gegangen sind.

Ein weiteres Beispiel dafür, was passieren kann, wenn das Wahlrecht nicht in Anspruch genommen wird, sei die Brexit-Entscheidung gewesen. Mehr als ein Drittel hätten von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch gemacht. Vor allem junge Leute seien es gewesen.

Die verheerendste politische Fehlentscheidung

Die seien nach der Entscheidung auf die Straße gegangen, hätten für Europa demonstriert. „Das hätten sie nicht tun müssen, wenn sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht hätten“, betont Lammert. Was auf der Insel passiert ist, sei die verheerendste politische Fehlentscheidung der vergangenen 50 Jahre gewesen.

Was in Deutschland und Europa zurzeit vorhanden ist, sei ein absoluter Ausnahmezustand der deutschen und europäischen Geschichte. „Ein Naturzustand ist es nicht“, fügt Lammert hinzu.

Viele Menschen haben kein Wahlrecht

In anderen Ländern gebe es eine bemerkenswerte Infrastruktur, eine ebenso bemerkenswerte Industrie, eines haben die Menschen dort aber nicht: Die Möglichkeit zu entscheiden, unter welchen politischen Bedingungen sie leben wollen, werde ihnen nicht eingeräumt.

Die jetzige Generation könne sich durch die Digitalisierung rund um den Globus in Echtzeit beobachten. Das habe Auswirkungen. Junge Menschen in Afrika haben eine Vorstellung, wie sie leben würden, wenn sie woanders geboren wären. Eine Erklärung, warum sich viele Menschen auf den Weg machten.

Was das mit der Bundestagswahl am 24. September zu tun hat? Viel. Es gehe darum, wer mit diesen Herausforderungen verantwortungsvoll umgeht. Mit dem Wahlrecht könne man bestimmen, wer einen kompetent vertritt. Und von diesem Recht sollte man Gebrauch machen, so der Bundestagspräsident.